ONCE UPON A TIME
PAS DE DEUX

 

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Produktionsbedingte verzögerungen führen zu unterschieden in der US- und
GB-reihenfolge. Die deutsche weicht wiederrum und ohne ersichtlichen grund davon ab.
Die listung der episoden
entspricht der sog. englischen standard-reihenfolge.
Handlungslogisch betrachtet erfordern die episoden von NUMMER 6 keine zwingende abfolge. In praktisch allen ländern, in denen NUMMER 6 lief, gab es eigene reihenfolgen.

Mehr zur episodenreihenfolge...

 

 

"I AM NOT
A NUMBER.
I AM
A PERSON."

"SIX OF ONE,
HALF A
DOZEN OF
THE OTHER."

 

 

DREHBUCH & REGIE: Patrick McGoohan
DEUTSCHE EPISODE nr. 12
DEUTSCHE FASSUNG: Joachim Brinkmann
DEUTSCHE ERSTSENDUNG: ZDF 11.04.1970

MEHR: DIE TITEL
SYNCHRONREGIE: JOACHIM BRINKMANN
THIS PAGE IN ENGLISH

EPISODENWÜRDIGUNG

DARSTELLER UND
DEUTSCHE STIMMEN
KOMPLETTE BESETZUNG

Patrick McGoohan
Nummer Sechs
Horst Naumann
Angelo Muscat
Butler
ohne Sprechrolle
Leo McKern
Nummer Zwei
n.n.
Peter Swanwick
Supervisor
Leo Bardischewski
John Cazabon
Mann mit schirm
n.n.

Die zeit des langmuts scheint abgelaufen: Die neue Nummer Zwei, ein alter bekannter, erwirkt von der zentrale eine sonderbehandlung für Nummer Sechs, die "Extreme Absolute Position".
Innerhalb von nur einer woche soll alles zwischen den beiden entschieden sein: kooperation oder tod. Bei dieser klaustrophobischen tour de force kommt es zu überraschenden ergebnissen.
Am beginn der behandlung steht die regression. Kann Nummer Sechs auch hier bestehen?

PLATZ 1 Logisch, ohne episode 1 gäbe es diese nicht; dennoch, diese adaption in richtung theaterbühne ist top wegen der schauspielerischen qualität, das spiel zwischen Leo McKern als Nummer Zwei und McGoohan, dem setting und timing. Mehrmaliges sehen dringend empfohlen.

 

Lesen Sie nur dann weiter,
wenn Sie NUMMER 6 bereits kennen
und sich näher mit hintergründen,
der produktionsgeschichte, therorie und diskussion beschäftigen wollen.
-
Wir sehen uns!

Von Arno Baumgärtel

"Pas de deux" entstand im Dezember 1966 als sechste produzierte episode. Sie wurde schließlich als vorletzte der serie zusammen mit "Demaskierung" zu teil eins des doppelfinales. Wie und warum es dazu kam, ist nicht gegenstand dieser betrachtung. Es waren die erfordernisse des produktionsverlaufs der serie. Und anzunehmen ist, dass die erste staffel mit diesem cliffhanger,

Supervisor: Was wünschen Sie?
Nummer Sechs: Nummer Eins.
Supervisor: Ich bringe Sie hin.

hätte zu ende gehen sollen. Aber bekanntermaßen kam alles ganz anders.

Das drehbuch stützt sich vor allem auf William Shakespeare und dessen stück "Seven Ages of Man". "'Die ganze welt ist eine bühne'", ist ein monolog aus dem stück 'Wie es euch gefällt'. Die welt wird mit einer theaterbühne verglichen und das leben mit einem theaterstück. "Die sieben lebensabschnitte des menschen, manchmal auch als zeitalter bezeichnet, sind: das kind, der schuljunge, der liebhaber, soldat, richter, Pantalone [1] und der greis kurz vor dem tod. Eine der am meisten zitierten stellen bei Shakespeare." [2]

ONCE UPON A TIME
ES WAR EINMAL
PAS DE DEUX

Vielfach wird behauptet, gerade "Pas de deux" sei semibiografisch, was nicht der fall ist. Es sind elemente aus Patrick McGoohans eigener biografie enthalten, aber nur wenige. So die szene beim schulabschluss, das gespräch mit dem bankmanager, McGoohan hat einige zeit in einer bank gearbeitet, und das boxen. McGoohan war kapitän der schulboxmannschaft. Ob er auch fechter war, ist nicht bekannt. Er war nie beim geheimdienst der britischen armee, außer man zählt die schauspielerrolle als John Drake dazu. Und am Zweiten Weltkrieg hat er ganz gewiss nicht teilgenommen.

Patrick McGoohan und Leo McKern bestreiten diese episode nahezu allein. Und von ein paar szenen zu beginn abgesehen, ist der einzige schauplatz der handlung ein raum irgendwo in den katakomben des Ortes; faktisch ein MGM-tonfilmstudio mit schall schluckenden schwarzen vorhängen ringsherum, imaginär jedoch eine theaterbühne und im übertragenen sinne die "bühne des lebens". Entsprechend theatralisch ist diese episode. Stets begleitet ein spotlicht von irgendwo oberhalb den akteur Nummer Sechs, annehmen darf man, dass es auf der ebene der handlung dazu dient, die hypnose aufrecht zu erhalten. Die einheit von raum und zeit wird gewahrt, die erzählte zeit (eine woche) jedoch ist naturgemäß gerafft, um sie in der episodenlaufzeit von gut 50 minuten unterbringen zu können. Dennoch ist die inszenierung auch filmisch durch kurze und schnelle schnitte, an keiner stelle kommt der gedanke an die "guckkastenbühne" auf.

"Pas de deux" - das ist auch die gelungenste "eindeutschung" eines episodentitels und nicht zufällig dem tanztheater entlehnt.

All the world's a stage,
And all the men and women merely players;
They have their exits and their entrances,
And one man in his time plays many parts,
His acts being seven ages. At first, the infant,
Mewling and puking in the nurse's arms.
Then the whining schoolboy, with his satchel
And shining morning face, creeping like snail
Unwillingly to school. And then the lover,
Sighing like furnace, with a woeful ballad
Made to his mistress' eyebrow. Then a soldier,
Full of strange oaths and bearded like the pard,
Jealous in honour, sudden and quick in quarrel,
Seeking the bubble reputation
Even in the cannon's mouth. And then the justice,
In fair round belly with good capon lined,
With eyes severe and beard of formal cut,
Full of wise saws and modern instances;
And so he plays his part. The sixth age shifts
Into the lean and slippered pantaloon,
With spectacles on nose and pouch on side;
His youthful hose, well saved, a world too wide
For his shrunk shank, and his big manly voice,
Turning again toward childish treble, pipes
And whistles in his sound. Last scene of all,
That ends this strange eventful history,
Is second childishness and mere oblivion,
Sans teeth, sans eyes, sans taste, sans everything.
[3]

Hauptziel jedes verantwortlichen des Ortes ist es, "informationen, informationen..." aus Nummer Sechs herauszuholen. Welcher art die konkret sind, wird in der serie nur undeutlich umrissen: an oberster stelle ganz sicher die gründe für seinen rückzug aus dem dienst. Als geheimnisträger ersten ranges wäre Nummer Sechs ein lohnendes ziel auf dem freien markt gewesen, wie Nummer Zwei bereits bei seiner ankunft bemerkt. Ansonsten besteht die absicht des Ortes auch darin, Nummer Sechs zur kooperation zu bewegen oder ihn gar für sich zu gewinnen.
Hier nun ist die neue Nummer Zwei ein alter bekannter, Leo McKern, bereits in "Die Glocken von Big Ben" im einsatz. Angesichts all der gescheiterten versuche seiner amtsvorgänger, an Nummer Sechs heranzukommen, hat man ihn ganz offiziell in den dienst zurückgeholt. Doch Nummer Eins scheint sich seiner sache mit Nummer Zwei nicht wirklich sicher zu sein. Denn dieser findet bei seinem eintreffen im kontrollraum einen Rover-ballon in seinem kugelsessel, worüber er nicht besonders amüsiert ist. Gegenüber seinem vorgesetzten besteht er mit vehemenz darauf, die angelegenheit auf seine art zu regeln, "oder Sie suchen sich jemand anders." Entweder das gelinge und Nummer Sechs stehe am ende auf ihrer seite, oder alles sei vorbei. Man gewährt ihm "eine winzig kleine woche."

Der tag vor dem beginn der maßnahme: Nummer Zwei beobachtet Nummer Sechs in dessen wohnung. Er ruft ihn an: "Was geht geht in Ihnen vor?" - "Das kriegen Sie doch nicht raus." [4] Grund genug für Nummer Zwei, die "extreme absolute position" einzuleiten.

Extreme absolute position bedeutet einschluss der beiden akteure im so genannten Embryoraum. Nur der Butler ist zugegen, er sorgt für das leibliche wohlbefinden oder stellt utensilien bereit. Eine psychotortour beginnt, nötigenfalls bis zum tod eines der beteiligten. Die persönlichkeit von Nummer Sechs wird bis zum kindesalter zurückgedreht. Er wird auf dieser "bühne des lebens" einige rollen noch einmal durchspielen, sie durchleben: als kind, als junge, als schüler, als heranwachsender sowie am ende wieder als er selbst. Nummer Zwei ist erzieher, lehrer und schuldirektor, vorgesetzter, psychologe oder arzt.

Es beginnt in der nacht. Während Nummer Sechs unter der "pulsatorlampe" mit einem hypnoseverfahren vorbereitet wird, bringt Nummer Zwei sich und womöglich auch ihn mit gesingsangten kinderreimen in stimmung. Am anderen morgen führt er Nummer Sechs als nunmehr etwa dreijährigen an der hand in den Embryoraum. Mit dem Shakespeare-zitat lässt er erkennen, wie er die persönlichkeit von Nummer Sechs zu sezieren gedenkt, um herauszufinden, wie dieser tickt:

Nummer Zwei: "Komm mit, mein junge, woraus bist du gemacht?"

"Die ganze welt ist eine bühne. Und alle, männer und frauen, sind nur spieler. Sie haben ihre auftritte und ihre abgänge. Und jeder, solange er kann, spielt viele rollen."

WENN HUMPTY DUMPTY ZERBRICHT

Die konfrontation der Extremen absoluten Position ist für Nummer Zwei als psychologische instanz ein riskantes unterfangen, denn schließlich kommt es vor, dass arzt und patient die rollen tauschen. Und er ist sich dessen bewusst, als er sein vorhaben auf eine schultafel schreibt:

A: Finde das fehlende glied.
B: Setze es ein.
C: (Und wenn ich versage) BANG!

Immer wieder, schon im frühen kindesalter, stößt Nummer Zwei bei seinem schützling auf widerstand, etwas widerstrebendes. Übung für übung, lebensabschnitt für lebensabschnitt, den die beiden durchlaufen, wird die angelegenheit härter und heikler. Sie beharken sich, schreien und giften sich an. Je "erwachsener" Nummer Sechs im verlauf des regressionsprozesses und der anschließenden rehabilitation wird, je mehr er sich seinem alten selbst wieder annähert, umso deutlicher tritt das element des unangepassten, rebellischen und widersässigen zutage, das ihn potenziell zum ersten oder auch zum letzten individuum macht, zum einsamen wolf der gesellschaft, wovor Nummer Zwei den schüler Nummer Sechs warnt.

Der ehrgeiz auf seiten von Nummer Zwei, an diese monade im innersten von Nummer Sechs' persönlichkeit zu gelangen, wird größer, er steigert sich zunehmend hinein. Die verbale, aber auch die körperliche auseinandersetzung mit Nummer Sechs wird härter. So hart, dass schauspieler McKern einen nervenzusammenbruch [5] erlitt und die dreharbeiten einige zeit pausieren mussten. Life imitates art.

HUMPTY DUMPTY
JACK SIEHT JILL
DER GROSSE DUKE AUF YORK

HOPP - MACHT DAS PFERDCHEN
MARGERY HIGH
BOYS AND GIRLS (nur melodie)
TWINKLE, TWINKLE LITTLE STAR (nur melodie)

Die kinderreime in "Pas de deux" [6]

Symbolik des kindlichen durchzieht "Pas de deux". Das entspricht gut dem handlungsrahmen - zurück in die kindheit - wie auch der ausstattung des Embryoraumes mit laufställchen, schaukelpferd, dreirad, wippschaukel, schultafel und verschiedenem spielzeug. Der originaltitel der episode "Once upon a time" - "Es war einmal" - ist außerordentlich passend. Es ist aber auch, wie man sehen wird, alles andere als ein kinderspiel. Und am schluss macht es "BANG!"

Humpty Dumpty - am bett des hypnotisierten Nummer Sechs zelebriert Nummer Zwei kinderreime - nursery rhymes - wie die beschwörung eines poltergeistes:

BUCHSTÄBLICH IMMER IM
RAMPENLICHT: NUMMER SECHS

Humpty Dumpty fiel von dem berg
Humpty Dumpty klein wie ein zwerg
Die reiter des königs und ein weiser mann
Keiner, der Humpty lebendig machen kann.

Jack sieht Jill
Was er wohl will
Mit einem eimer wasser
Jill stürzt hin
Direkt aufs kinn
Und Jack wird noch viel nasser.

Oh, der große Duke auf York
Der hat zehntausend mann
Die führt er ganz nach oben auf den berg
Und er führt sie wieder runter dann.

Humpty Dumpty fiel von dem berg...

Auf dem soundtrack ist "School Days" zu hören, wie ein kinderlied begleitet der song diesen teil der ereignisse. Es ist Albert Elms' interpretation eines sehr populären englischen liedes, das als "Eton Boating Song" bekannt ist. In der serie kommt ihm neben Ron Grainers titelmusik und dem markanten Strauss'schen "Radetzky-Marsch" durchaus eine leitmotivfunktion zu.

Nummer Zwei: Eins, zwei Margery High,
Jackie hat noch keinen meister.

Nummer Sechs und Nummer Zwei auf der wippschaukel. Mit einem mal wird aus dem harmlosen kinderreim ein wortgefecht, ein battle of wits, ein riskanter Pas de deux:

Nummer Zwei: Margery High
Nummer Sechs: Jackie
Nummer Zwei: ...hat noch keinen...
Nummer Sechs: meister.
Nummer Zwei: Keinen meister...
Nummer Sechs: Meister...
Nummer Zwei: Jackie
Nummer Sechs: Meister
Nummer Zwei: Jackie
Nummer Sechs: Meister
Nummer Zwei: Mutter
Nummer Sechs: Meister
Nummer Zwei: Vater

Nummer Sechs springt von der wippe, Nummer Zwei fällt.

Nummer Sechs: Bruder
Nummer Zwei: Freunde
Nummer Sechs: Bruder - bruder
Nummer Zwei: Freunde
Nummer Sechs: Freunde... stoßen...
Nummer Zwei: Freunde
Nummer Sechs: Freunde - stoßen - stoßen..
.
Nummer Zwei: Schule
Nummer Sechs: Schule

Er stößt den Butler sanft von der hängeschaukel.

Sie entfernen sich ein paar meter von diesem schauplatz. Der nächste abschnitt beginnt. Und immer wieder ist da die frage, wegen der Nummer Zwei sich überhaupt erst auf diesen psychotrip eingelassen hat; die frage aller fragen, immer wieder neu formuliert und bisher unbeantwortet:

"Warum bist du ausgeschieden?"

Nummer Sechs, erkennbar im schulkindalter [anm.: ein anschlussfehler, der schulabschluss hat bereits stattgefunden.] auf einem schaukelpferd:

Nummer Sechs: Hopp macht das pferdchen...
Nummer Zwei: POP.
Nummer Sechs: Hopp... pop...

...
Nummer Zwei: POP... Beschützt andere menschen [Protect other people]. ...
Nummer Sechs: (singt) Hopp macht das pferdchen... Stellt es auf die wiese,
so was macht die Liese... muss nicht in den stall zurück...

Viele, wenn nicht die mehrzahl der gängigen illustrationen zeigen Humpty Dumpty als dickliches, leicht plumpes wesen, eiförmig und anscheinend ebenso zerbrechlich wie ein ei (zum beispiel hier; Wikipedia). Unzweifelhaft steht dieses bild für die hoffung auf seiten von Nummer Zwei, dass Nummer Sechs dieser figur - oder rolle im Shakespear'schen sinne - entsprechen möge. Eine trügerische hoffnung und seine furcht zugleich, dass er doch nicht zerbrechen könnte.

"Warum hast du dich zurückgezogen?"
"Warum hast du alles hingeworfen?"

Joachim Brinkmanns variantenreiche übertragung der immergleichen frage "Why did you resign?"

"Um frieden zu finden." Die antwort von Nummer Sechs kommt überraschend. "Zu viele leute wissen zu viel." Nicht die antwort, die Nummer Zwei, geschweige denn Nummer Eins, hören möchte.

DAVID STIMPSON: EIN KINDERSPIEL - IT'S CHILD PLAY!

Die mit einigen treffenden charakterisierungen aufwartende website mit dem schönen namen "Anorakzone" [7] schreibt resümierend über "Pas de deux": "Die episode stellt und untersucht die frage, 'was macht einen menschen aus?', nur um die zuschauer mit einem wahrlich verstörenden ende zu irritieren. Welchen reim hat sich wohl das fernsehpublikum von 1968 darauf gemacht, zwei männer in einem raum, die sich den größten teil der zeit gegenseitig Beckett'sche dialoge um die ohren hauen? Außergewöhnliches fernsehen."

Gern hätte man von Horst Naumann, 1969 die deutsche stimme von Nummer Sechs/Patrick McGoohan, etwas über seine synchronarbeit gerade an "Pas de deux" erzählen hören und über seine großartige leistung bei dieser nervenzerrenden psychotour, dass man glauben möchte, er sei anstelle von McGoohan Leo McKerns sparringspartner gewesen. Sein synchronpartner war Walter Reichelt. Aber leider erwähnt Naumann diese spezielle episode im interview von 2015 nicht. Es sei ihm nachgesehen - fast 50 jahre später.

POP GOES THE WEASEL ODER: "HOPP" MACHT DAS PFERDCHEN

Aus dem bekannten englischen "Pop goes the weasel", auf deutsch ohne konkrete entsprechung, wird in der deutschen fassung lautmalerisch ein "Hopp, hopp...", was gar nicht weit hergeholt ist, sitzt doch Nummer Sechs auf einem schaukelpferd, worauf der deutsche kinderreim: "Hoppe, hoppe reiter, wenn er fällt, dann schreit er..." assoziativ passt wie das berühmte hinterteil auf einen eimer. Was sich umstandslos in den POP des originals einfügt. Genial.

Keinen hinweis gibt es darauf, wer die deutschen verse von Humpty Dumpty, Jack sieht Jill und dem Duke auf York verfasst hat, ob also dialogregisseur Joachim Brinkmann deren urheber ist oder ob diese kinderreime auf präexistierenden übersetzungen beruhen; geradlinig im stil, nicht "barock" verzwirbelt wie in manchen deutschen übersetzungen besonders aus dem 19. und frühen 20. jahrhundert. Der Humpty-Dumpty-reim wie der von Jack sieht Jill sind nicht wortwörtlich, und letzterer macht auch inhaltlich nicht viel sinn. Brinkmann könnte freude daran gehabt haben. Für die annahme spricht, dass er selber gedichte verfasst hat, die aber alle unveröffentlicht geblieben sind. Leider konnte seine Frau Alice bei der klärung dieser frage nicht helfen. Selbst mit dem internet unserer tage kann eine recherche nach wenig populären sachverhalten langwierig genug sein. Nur wegen ein paar zeilen in büchereien oder bibliotheken auf die suche zu gehen, wäre für ihn 1969 mit sicherheit sehr zeitaufwändig gewesen, sodass er mit selbst verfassten versen zügiger vorangekommen wäre.

Nummer Zwei und, jetzt im alter von 19 jahren, Nummer Sechs, mit fliegerkappen und sauerstoffmasken, stellen einen bombenangriff auf Nazideutschland nach. Das flugzeug wird getroffen, sie müssen aussteigen. Nummer Sechs wird zur rede gestellt, weil er die bomben nicht rechtzeitig ausgelöst hat. Die dabei im hintergrund zu hörenden führertöne und massenjubel sind in der ZDF-fassung bis zur unkenntlichkeit heruntergeregelt.

MEHR: DIALOGVERGLEICH PAS DE DEUX
MEHR: DIALOGVERGLEICH DEMASKIERUNG
MEHR: DRAKE ODER BREAK?
DAVID STIMPSON: THE PRISONER - IT'S CHILD PLAY!

Beim wortgefecht der beiden akteure Nummer Sechs und Nummer Zwei fällt auf, dass dialogregisseur Brinkmann von der möglichen wortgetreuen übersetzung abweicht und ohne erkenntlichen anlass "autoritär" für "big" und "diktatorisch" für "tall" wählt. Für beide adjektive gibt es die entsprechungen im englischen nicht. An anderer stelle im englischen dialog scheint Nummer Sechs wohl zu ahnen, was es mit der gefängniszelle im Embryoraum auf sich hat, nämlich dass sie beweglich ist: "We are likely to move?" - "Wir bewegen uns fort?" oder vielleicht: "Wir ziehen um?"
Brinkmann interpretiert die zeile vom räumlichen weg hin zum psychischen und auf die meta-ebene: "Werden wir uns dann verändern?" Ein injektion auch dies.

Eine episode, eine schauspielerische einzigartigkeit im gewand einer fernsehserie, die mehrfaches ansehen erfordert und belohnt.

Dank an David Stimpson, autor des buches "The PRISONER Dusted Down", für seine unterstützung hinsichtlich der biografischen elemente in dieser episode und für seinen artikel "It's Child's Play", erschienen in seinem blog (Juli 2016).

[1] Eine figur aus der Commedia dell'arte
[2] Englische Wikipedia vom 29.10.2018, https://en.wikipedia.org/wiki/All_the_world%27s_a_stage;
übersetzung: Arno Baumgärtel
[3] Englische Wikipedia vom 29.10.2018 https://en.wikipedia.org/wiki/All_the_world%27s_a_stage
[4] Obwohl durchaus passend, doch eine abweichung vom original, da Nummer Zwei fragt: "Why do you care?" Dazu mehr: episodenwürdigung "Der General".
[5] Für mehr: episode "Die Glocken von Big Ben"
[6] Die kinderreime:
- HUMPTY DUMPTY
- JACK AND JILL
- THE GRAND DUKE OF YORK
- POP GOES THE WEASEL
- MARGERY DAW
- BOYS AND GIRLS
(nur melodie)
- TWINKLE, TWINKLE LITTLE STAR (nur melodie)

[7] Anorakzone: http://www.anorakzone.com/prisoner/onceupon.html


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