MANY HAPPY RETURNS
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH

 

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Produktionsbedingte verzögerungen führen zu unterschieden in der US- und
GB-reihenfolge. Die deutsche weicht wiederrum und ohne ersichtlichen grund davon ab.
Die listung der episoden
entspricht der sog. englischen standard-reihenfolge.
Handlungslogisch betrachtet erfordern die episoden von NUMMER 6 keine zwingende abfolge. In praktisch allen ländern, in denen NUMMER 6 lief, gab es eigene reihenfolgen.

Mehr zur episodenreihenfolge...

 

 

"I AM NOT
A NUMBER.
I AM
A PERSON."

"SIX OF ONE,
HALF A
DOZEN OF
THE OTHER."

 

 

DREHBUCH: Anthony Skene
REGIE: Joseph Serf (Patrick McGoohan)
DEUTSCHE EPISODE nr. 2
DEUTSCHE FASSUNG: Joachim Brinkmann
DEUTSCHE ERSTSENDUNG: ZDF 13.09.1969

MEHR: DIE TITEL
SYNCHRONREGIE: JOACHIM BRINKMANN
THIS PAGE IN ENGLISH

EPISODENWÜRDIGUNG

DARSTELLER UND
DEUTSCHE STIMMEN
KOMPLETTE BESETZUNG

Patrick McGoohan
Nummer Sechs
Horst Naumann
Mrs. Butterworth
Georgina Cookson
n.n.
Colonel
Donald Sinden
Holger Hagen
Patrick Cagill
Thorpe
Wolf Rathjen
Dennis Chinnery
Waffenschmuggler
n.n.
John Lorimore
Waffenschmuggler
n.n.

Beim aufwachen kein strom, kein fließendes wasser - eines morgens zeigt sich der Ort menschenleer. Nummer Sechs nutzt die chance, baut ein floß und geht auf see. Nach vielen tagen und halbtot muss er waffenschmuggler auf ihrem boot überwältigen, wird irgendwo an land gespült. Später in London findet er sein haus von einer hilfsbereiten dame bewohnt vor, die auch seinen Lotus Super 7 fährt. Gemeinsam mit seinen ehemaligen dienstkollegen beginnt er die systematische suche nach dem Ort. Aber er macht die rechnung ohne seine widersacher.

PLATZ 9 Generell für die non-verbalen qualitäten, aber auch und gerade für den zwar vorhersehbaren, aber doch fiesen schluss: "Wir sehen uns!" Und auf welcher seite steht nun seine ehemalige behörde? Und wo liegt der Ort wirklich?

 

Lesen Sie nur dann weiter,
wenn Sie NUMMER 6 bereits kennen
und sich näher mit hintergründen,
der produktionsgeschichte, therorie und diskussion beschäftigen wollen.
-
Wir sehen uns!

Von Arno Baumgärtel

Möbius bannt. "Möbiusband, Möbiusschleife oder Möbius’sches Band bezeichnet eine Fläche, die nur eine Kante und eine Seite hat. Sie ist nicht orientierbar, das heißt, man kann nicht zwischen unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden." Deutsche Wikipedia (April 2020)

Der mythologische Odysseus betreibt ein wortspiel der besonderen art, indem er sich dem einäugigen zyklopen Polyphem gegenüber als "Niemand" zu erkennen gibt. Ein durch und durch rationaler denker, der sogar die götterwelt zu übertölpeln weiß. Ein aufgeklärtes bewusstsein ist hier am werk, das das auseinanderfallen von sprachzeichen (wörtern) und deren bedeutung für sich auszunutzen weiß: signifikant und signifikat. Zugleich liegt hier eine spezifische ironie: Denn griechisch "Oudys" verweist sprachlich auf nichts anderes als auf "Odysseus" - was so viel wie "ohne namen" bedeutet - Niemand".

Patrick McGoohan ist "Jedermann" (der name seiner produktionsfirma). Einer wie alle. Also niemand besonderes. Auch das ist eine list.

Odysseus kehrt heim. Aber die reise führt ihn nicht von A nach B, sondern von A nach A'.

Der ort seiner rückkehr ist nicht wirklich sein heim, es ist paradoxerweise sein Troja, wo er schlachten gegen übermächtige gegner zu schlagen hat. Seine rückkehr geschieht auch nicht aus freien stücken. Und nicht seine frau Penelope heißt ihn schließlich willkommen, es ist eine zauberin, wie die mythologische Circe [1], der er unterwegs begegnet ist oder - je nach sichtweise - erst noch begegnen wird. Dennoch, seine reise war gefahrvoll. In verwirrender gleichzeitigkeit befreit er sich und seine gefährten aus der höhle des Polyphem (der in die flucht geschlagen wird). Er überwindet naturgewalten und böse menschen, strandet an unbekanntem ufer, wird zum mittellosen flüchtling und muss sich vor den sirenenklängen falscher freunde hüten.

Drehbuchautor von "Herzlichen Glückwunsch" war Anthony Skene, der einzige, der drei drehbücher zur serie beisteuern konnte: "Herzlichen Glückwunsch", "A. B. und C." sowie "Die Anklage". Sie alle sind im geiste miteinander verbunden. Und während "Die Anklage" ein surrealer torso ist, die serie verdankt ihm letztendlich das attribut prisoneresk, beschäftigt sich "A. B. und C." mit der traumpsychologie, ist "Herzlichen Glückwunsch" eine paraphrase voller symbolismus auf die Homerische Odyssee.
Patrick McGoohan übernahm unter dem pseudonym Joseph Serf selbst die regie - "Joseph", der Kafka'sche protagonist, "Serf" die lateinische anleihe für "diener".

"Herzlichen Glückwunsch" entstand als 13. und letzte episode der ersten produktionsphase und wurde als siebte in Großbritannien gesendet. In seiner veröffentlichung "THE PRISONER Episode by Episode" schreibt Chris Gregory [2]:
"'Herzlichen Glückwunsch' ist eine essenzielle und häufig unterbewertete NUMMER 6-episode. Sie kommt zu uns an einem punkt in der serie, wo wir mit der exposition und den beziehungen innerhalb des
Ortes vertraut geworden sind. Plötzlich und unerwartet befinden wir uns außerhalb unserer 'komfortzone'"... Ein bisschen ist es, als würden wir 'rückwärts' durch eine reihe von geschehnissen geleitet, die uns inzwischen sehr vertraut sind."

1969 in Deutschland musste man das ganz anders sehen. Da war "Herzlichen Glückwunsch" die zweite ausgestrahlte folge. Beim erstmaligen anschauen führt das zu einem eigenartigen effekt: Denn nach den ereignissen in der "Ankunft" mit gleich zwei gescheiterten fluchtversuchen konnte man hier zu dem schluss gelangen, der Gefangene würde tatsächlich entkommen und die serie sich sodann in eine ganz andere richtung entwickeln. Ein gedankenspiel nicht ohne reiz.

PROFIL: GEORGE MARKSTEIN
PORTMEIRION - DER ORT
LETZTE EPISODE: DEMASKIERUNG
ERSTE EPISODE: DIE ANKUNFT
MEHR: LETZTES JAHR IN MARIENBAD

In der tat, Skenes skript wiederholt bzw. zitiert prägnante szenen aus dem vorspann. Etwa die, als Nummer Sechs in London im nunmehr geborgten eigenen Super Seven zu seiner dienststelle fährt, den dunklen korridor entlang geht und er das zimmer mit dem bürokraten hinter dem schreibtisch betritt. Diesmal jedoch nicht, um etwas zu übergeben, sein rücktrittsschreiben, sondern um etwas zu abzuholen, nämlich informationen. Der bürokrat ist George Markstein, hier viel besser als in der vorspannsequenz zu erkennen und das letzte mal vor seinem ausscheiden aus der produktion tätig.

DER PLAN

ist der, hoffnung zu wecken und diese schwer zu erschüttern; Nummer Sechs entkommen lassen und zurück befördern.
Für diesen plan war einiges an aufwand nötig. In einer konzertierten aktion wurde der Ort über nacht evakuiert. Nummer Sechs würde ihn verlassen vorfinden und seine schlüsse ziehen. Er würde ein floß bauen und nicht etwa eins der Minimokes benutzen, weil er damit rechnen musste, dass er ein hochgebirge zu überqueren hätte und ihm das benzin ausgehen würde.

Doch Nummer Sechs auf einem nur mit primitiven navigationsmitteln ausgestatteten floß auf hohe see gehen zu lassen, war für die verantwortlichen ein riskantes unterfangen. Man würde ihn unauffällig beaufsichtigen und notfalls retten müssen.

Diesen zweck erfüllen die waffenschmuggler auf ihrem kutter. Sie sind rechtzeitig zur stelle, als Nummer Sechs gefahr läuft, ein opfer der naturelemente zu werden. Allerdings müssten sie hart im nehmen sein, um den plan nicht zu verraten. Sie würden das boot bis an die südenglische küste steuern, von wo aus Nummer Sechs nur einen relativ kurzen weg nach London hätte, um die zu erwartende suchaktion zu starten. Der Ort war darauf vorbereitet.

"Der schon beinahe verrückte wunsch von Nummer Sechs, gerade den ort wieder aufzusuchen, der ihn monatelang gefangen gehalten hatte, anstatt die beine in die hand zu nehmen und sich davon zu machen, deutet darauf hin, dass er entweder zum opfer seiner besessenheit oder mental instabil geworden ist."

Nicole Maggio, "The Whole World As Village" (Dissertation 2009)

Die dreharbeiten auf dem floß fanden unweit von Portmeirion im walisischen Abersoch statt. Das waffenschmugglerboot ist dasselbe wie in der episode "Schachmatt" und heißt mit bürgerlichem namen MS Breda. Der leuchtturm, wo Nummer Sechs anlandet, ist der von Beachy Head an der südenglischen küste. Nummer Sechs' rundumblick von oben auf der klippe, den wind in den haaren, ist eine cinéma-verité-replik auf die szene im glockenturm in "Die Ankunft".

Für eine fernsehserie in den 60er jahren des 20. jahrhunderts ist "Herzlichen Glückwunsch" eine absonderliche episode (sieht man einmal von THE PRISONER in seiner gesamtheit ab).
Bereits in "Die Ankunft" wirken die ersten neun minuten, obwohl gesprochen wird, wie wortlos. Hier, nach dem vorspann, gehen knapp 16 minuten ohne dialog ins land. Patrick McGoohan bestreitet den auftritt bis dahin allein. Die äußerliche heiterkeit des Ortes, ja die farben selbst sind verschwunden.
Sogar das wetter scheint sich an die situation angepasst zu haben, es ist bedeckt und ungemütlich. Ein zufälliger effekt, die aufnahmen entstanden im frühjahr 1967 beim zweiten drehtermin im noch wenig ergrünten Portmeirion. Und doch, selten mehr als jetzt fühlt man sich an den ort der handlung versetzt, besonders dann, wenn man schon zeit im realen Portmeirion verbracht hat.

Und wie in "Die Ankunft" sind auch hier nur umweltgeräusche, wind und möwenschreie, zu hören. Das heißt, nicht nur, sondern auch die so geheimnis- wie stimmungsvollen dschungeltrommeln von Paul Bonneaus stück "Forêt tropicale". Gerade in dieser über weite strecken wortlosen episode ist die auswahl der musikstücke, für die Eric Mival verantwortlich war, essenziell.

Ankunft und wiederkunft - "Die Ankunft" und "Herzlichen Glückwunsch" sind zwillinge im geiste. Die nachdrücklichkeit dieser episode liegt genau hier.

Die abwesenheit von dialog ist im zeitalter des tonfilms eine verfremdung und für eine fernsehserie unkonventionell (weil nach einem bonmot talk cheap ist), aber nicht ohne vorbild. In der amerikanischen krimiserie 77 SUNSET STRIP sahen die fernsehzuschauer 1960 die kuriose episode "The Silent Caper" mit dem passenden deutschen titel "Fall ohne Worte". Der clou der handlung: Die figuren verpassen sich laufend und hinterlassen schriftliche notizen. In der folge "Reserved For Mr. Bailey" (1961) agiert darsteller Efrem Zimbalist Jr. als Stuart Bailey allein in einer geisterstadt - einmal mehr lässt der klassiker THE TWILIGHT ZONE grüßen. Ebenfalls 1961 kämpft die grandiose Agnes Moorehead in der TWILIGHT ZONE-episode "The Invaders" mutterseelenallein und völlig wortlos gegen außerirdische auf ihrem dachboden...

Qualitätsfernsehen ist keine erfindung der neuzeit.

Die ersten gesprochenen sätze in "Herzlichen Glückwunsch" hört man von den waffenschmugglern auf dem kutter und erst nach rund 27 minuten erwartbare dialoge, als Nummer Sechs von Mrs. Butterworths hausdame an der tür barsch abgewiesen wird. Dazwischen, bei der begegnung von Nummer Sechs mit den landfahrern, noch fetzen in einer unverständlichen sprache, die das gefühl des fremden in einem fremden land betonen, das per zufall - oder

EINE GESTE DER MENSCHLICHKEIT FÜR
DEN FREMDEN IN EINEM FREMDEN LAND

drehbuch - England ist. Schon in "Die Ankunft" wird dieses gefühl hervorgerufen. Der verkäufer bedient eine frau in einer unbekannten sprache. Odysseus, zurück in der heimat, weiß zunächst auch nicht, wo er ist.

Die deutsche fassung synchronisiert leider immer darüber hinweg. In "Die Ankunft" spricht der verkäufer nur Deutsch. In "Die Anklage" wird die sprachliche leerstelle sogar durch hinzudichtung rationalisiert, wo in der originalfassung aus dem kryptische botschaften sendenden radio nur unverständliches gebrabbel zu hören ist. Und die landfahrerin in "Herzlichen Glückwunsch" spricht relativ gut verständliches Spanisch.

Kontinuität oder kontiguität? "Geografie ist eine physikalische illusion, linien auf karten, worte auf schildern. Ein ort erhält auf diese weise seine identität. Man ist letzten endes dort, wo man sich wiederfindet. Mr. Donovan sagt, alle länder sind länder des geistes."

"Herzlichen Glückwunsch" mutet an wie die bestätigung der (obigen) dialogzeile aus der DANGER MAN-episode "Colony Three".

Von all den ausgelegten fährten die geografische lage des Ortes betreffend (in "Die Glocken von Big Ben" nahe der polnischen grenze) ist scheinbar keine so schlüssig wie die hier gebotene. Anhand der spärlichen nautischen daten errechnet der herbeigerufene admiral zur see die position von Nummer Sechs' ort der gefangenschaft. Der Ort wird glaubhaft vor der marokkanischen küste,

ENDLICH: DA IST ER, DER ORT, ODER?

südwestlich von Portugal und Spanien lokalisiert. Logische, logistische und etwa physikalische tatsachen wie die vorherrschende meeresströmung [Wikipedia-karte] in südlicher richtung lassen sich damit jedoch nur schwer vereinbaren. Und die vom admiral festgestellte lokalisation ist für Nummer Sechs auch kein anlass zur skepsis, obwohl er doch weder in Spanien, noch in Portugal oder in Marokko, sondern ausgerechnet an der englischen südküste angelandet ist. Ganz zu schweigen von der enthüllung in "Demaskierung", wonach der Ort nur rund 27 meilen von London entfernt sein soll.

Zwar hat Nummer Sechs selbst die route erarbeitet, die er per flugzeug absuchen will. Doch der falsche milchmann überrumpelt auf dem flugplatz den piloten, manipuliert die navigationsgeräte und katapultiert ihn aus dem cockpit zurück zum ausgangspunkt. Wir sollen auch glauben, die suchaktion habe stante pede, gleich nach dem gespräch mit dem Colonel und Thorpe begonnen. Eine logistische herausforderung, selbst wenn man unterstellt, seine frühere dienststelle sei in den plan eingeweiht und vorbereitet gewesen. Es bleibt vage, ob der Colonel und Thorpe teil des komplotts sind.

Und selbst wenn nicht, hieße das, die ominösen mächte, die einen ort wie das Village betreiben, agierten womöglich autonom, von nationalen regierungen unbeaufsichtigt und auf "eigene rechnung".

Die waffenschmuggler sprechen seltsamerweise Deutsch und heißen Gunther sowie Ernst. In der deutschen version haben sie aber keine namen. Wieder so ein redaktioneller eingriff seitens der deutschen regie, als ob es deutsche waffenschmuggler nicht zu geben hätte. Joachim Brinkmanns eingriff? Überhaupt, was waffenschmuggler mitte der 60er jahre des 20. jahrhunderts

NICHT CIRCE - DIE ZAUBERHAFTE MRS. BUTTERWORTH

vor der englischen küste zu suchen hätten, wird das geheimnis des drehbuchs bleiben. Wenn sie waffen für die illegale Irisch-Republikanische Armee haben sollten (wenig wahrscheinlich), wären sie zu früh damit, der bewaffnete kampf im Nordirland-konflikt begann erst 1969. Eine der mehr oder weniger surrealen brechungen in der serie oder schlicht ein topos, vielleicht, weil man keine bessere idee hatte.

McGoohans serienkonzeption ist arealistisch. Was auf die geografie zutrifft, gilt allemal für die zeit.
Die extreme zeitverdichtung ist eine logische zumutung. Während Nummer Sechs' fluchtroute in aller ausführlichkeit geschildert wird, geht seine rückkehr im handumdrehen vor sich; vielleicht doch das werk einer zauberin? Nummer Sechs erreicht London am 18. März. Mrs. Butterworth gegenüber gibt er sich als "Peter Smith" aus. Am nächsten tag, sagt er ihr, habe er geburtstag (es ist auch McGoohans geburtsdatum). Wie bekannt, ist er da wieder zurück in gefangenschaft und wird von Mrs. Butterworth - nunmehr Nummer Zwei - mit dem
versprochenen kuchen begrüßt. Wo hat er die nacht verbracht? Auf seiner früheren dienststelle, hat Mrs. Butterworth ihm unterkunft gewährt? Ist sie auch die neue Nummer Zwei? Die stimme aus dem vorspann immerhin ist männlich. Auf jeden fall muss sie Jedermann Peter Smith zwar nicht wie Circe in ein tier, aber zurück in den Gefangenen verwandeln, und das so schnell wie möglich.

Dass die handlung in dieser episode außerdem just in demselben zeitraum stattfindet wie die in "Der Doppelgänger", nämlich ab dem 10. Februar, ist dagegen eindeutig ein kontinuitätsbruch, eine überschneidung, aber ein produkt des zufalls. Die ausgabe ein und desselben Tally Hos wurde in beiden episoden verwendet.

Das bild mit der schwarzen katze, die neben den scherben einer zerdepperten tasse sitzend Nummer Sechs beim floßbau zuschaut, muss für Briten ein böses omen gewesen sein. "Scherben bringen glück" - das sprichwort scheint es nur im Deutschen zu geben. Wie wir später erfahren, ist die katze die stellvertreterin von Nummer Zwei. Eine schöne einstellung hier, die ein zitat aus der ikonischen episode "Schachmatt" sein könnte: der Butler hoch über dem rasen, auf dem das schachspiel mit lebenden figuren stattfindet, sein schachbrett vor sich. Wie der Butler scheint die katze die geschehnisse zu überwachen, ja zu dirigieren; die scherben bilden ein fragmentarisches schachfeld. Doch es bleibt ambivalent, wie die anwesenheit des einäugigen riesen Polyphem in dieser episode somit im imaginären. Auch der film LETZTES JAHR IN MARIENBAD und NUMMER 6 sind spirituelle geschwister, wissen jedoch nichts voneinander. Polyphems realen wiedergänger wird man erst in "Demaskierung" treffen.

"Ein brilliant gemachtes kühnes stück fernsehkunst ist 'Herzlichen Glückwunsch'. Man erkennt, dass McGoohan verstanden hatte, dass man das fernsehmedium auf seine eigene art und weise für einen politischen und philosophischen diskurs über den 'zustand des menschen' benutzen konnte. Im vertrauen auf unser erworbenes wissen und die gewöhnung an unterschiedliche elemente der serie, verführt er die hauptfigur (somit auch

KONTIGUITÄT
ENG BENACHBARTE EREIGNISSE, IMAGINÄR, VIRTUELL, REAL

KONTINUITÄT: LINEARER SERIENKORRIDOR, EPISODEN 1 - 17:
MEIST UNZUSAMMENHÄNGENDE EINZELEREIGNISSE, PLOTS

implizit die zuschauer) zu einer scheinbaren 'flucht', die doch nur zu einer noch umfassenderen 'gefangenschaft' führt. 'Herzlichen Glückwunsch' deutet an, dass es in NUMMER 6 um viel mehr geht als einen geheimagenten. Und der subtile gebrauch des mediums fernsehen gibt aufmerksamen zuschauern schon einen fingerzeig auf mehr (und für fernsehverhältnisse) verblüffende entwicklungen ohne vorbild, die hier noch zu erwarten sind." [3]

Wie hängt all das zusammen? Antwort: Gar nicht. Es ist eine topologie wie bei Kafka. Denn, nicht um das zusammenhängende geht es in NUMMER 6, sondern um das beieinanderliegende.

[1] Von Roland Topor in seinem vorwort zu Alain Carrazés und Hélène Oswalds buch "THE PRISONER. A Televisionary Masterpiece", 1990/1995, ins spiel gebracht.
[2]
[3] Chris Gregory "THE PRISONER Episode by Episode" https://chrisgregory.org/blog/2009/09/09/the-prisoner-episode-by-episode/

Chris Gregory ist der autor eines (mittlerweile) standardwerkes über NUMMER 6, "Decoding THE PRISONER", erschienen 1997; nicht auf Deutsch.


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