Noch die schwächste episode zehrt davon, was eine deutsche serie kaum
je so auf lager hat. Zu abgehoben
für den halbwegs desinteressierten breiten serienkonsens, aber genau
richtig für spezialisten wegen
- 1. der Idee,
- 2. der gewitzten verquickung von mystery, handlung und teils sophistischen
dialogen und
- 3. der allgemeinen qualität der produktion.
Der trailer, bis
auf drei ausnahmen immer identisch, erzählt in schneller
szenenfolge nur durch bilder die vorgeschichte. Das beste, was auf dem
sektor made for television hervorgebracht wurde. "Herzlichen Glückwunsch"
und "Die Ankunft" kommen teilweise ohne jeden dialog aus. Unvorstellbar
für die gängige schwatzhafte serienware, die ohne das wort nicht existiert, und an der alles, nicht nur talk cheap ist.
Ron
Grainers irgendwie elegisches wie treibendes PRISONER-thema
blieb im gedächtnis und ist mit den jahren kein bisschen gealtert.
Nachdem der soundtrack früher nur schwer zu bekommen war, hat sich
das durch den verkauf der rechte an der serie inzwischen geändert
und man findet ihn im original auf guten samplern.
Noch nach
jahren blieb bei den meisten die erinnerung wenigstens an ein detail:
ein weißer ballon, der aus dem meer steigt und über land oder
see driftet: "Rover".
Der wachhund des Ortes paralysiert und fängt flüchtende wieder
ein. Eigentlich ein lachhafter spezialeffekt, aber zweifellos ein exotischer blickfang
für die ganze show. Dabei bleibt gerade dieses amorphe requisit mehr als anderes futuristisches (supercomputer, kabelose telefone, überwachungstechnik etc.) auch nach mehr als 40 jahren ein sinnbild für den doppelcharakter des technischen fortschritts und höchst aktuell. Zudem popularisierte der ballon die
60er-erfindung der lava-lampe als Rover-minireplikat. Anderes ist nur fürs auge und pure bewegung, wie die "wippschaukel"
im sogenannten kontrollraum. Ihre bedeutung wird nie erklärt.
Neben dem
Ort selbst bestimmt die garderobe der bewohner die szenerie. Gelb, rot,
grün und weiß gestreift sind pullover und sonnenschirme, die
markisen der minitaxis. Das knallbunt kontrastiert auffallend zum klassizismus
der architektur.
Weiß ist die farbe des Ortes und der macht: Weißer qualm betäubt
Nummer Sechs. Eine begegnung mit Rover kann tödlich sein. Ärzte
und wissenschaftler in weiß benutzen renitente als versuchskaninchen.
Eine ominöse, weiß gekleidete schwarze witwe" will
Nummer Sechs töten.
Das existenzialistische
schwarz dagegen ist Nummer Sechs zugeordnet, obwohl auch Nummer Zwei in
der regel schwarz trägt, mit weißem schal. Er hat immer ein
schwarzes (tatsächlich: braunes!) jackett an, die säume weiß eingefasst. Seinen eigenen
dunklen anzug erhält er einmal anlässlich der karnevalsveranstaltung
zurück, als kostüm. Beim zweiten mal in "Demaskierung"
mit den Worten: "Wir dachten, sie würden sich besser fühlen
als sie selbst." "Der Doppelgänger" nutzt das farbenspiel
genial aus: Nummer Sechs wird mit einem double konfrontiert. Letztlich
sollen ihm zweifel an seiner identität kommen. Das double - in den
worten von Nummer Sechs "the economy pack" - trägt ein
weißes jacket, schwarzgesäumt. Diese doppelung impliziert unter
anderem die wahre nähe von Nummer Sechs zu seinen gegnern.
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