The Prisoner Nummer 6

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NUMMER 6
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THE PRISONER
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FRANZ KAFKA

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No. 12:
You don't believe it. A university level degree in three minutes.
No. 6:
It's improbable.
No. 12:
But not impossible.
No. 6:
Nothing is impossible
in this place.

No. 12:
Nicht zu glauben. Ein Universitätsabschluss in drei minuten.
No. 6:
Unwahrscheinlich.
No. 12:
Aber nicht unmöglich.
No. 6:
Nichts ist unmöglich
an diesem ort.

 

FRANZ KAFKA

Deutscher schriftsteller, 1883 in Prag geboren, gestorben 1924 an den folgen der tuberkulose.

Nach einem kurzen germanistik-, sodann jura-studium mit abschließender promotion arbeitete Kafka bis kurz vor seinem tod bei einer versicherung. Der großteil seines schaffens wurde erst nach seinem tod veröffentlicht. Entgegen seinem wunsch hatte sein freund und nachlassverwalter Max Brod, durchaus nicht ganz uneigennützig, die manuskripte nicht vernichtet. Die Kafka-forschung hat jahrzehnte später gezeigt, dass er sie auch stärker editiert hatte, als ihnen gut tat.

Seine erzählungen, kurzgeschichten und romane lassen sich kaum einer der gängigen kategorien zuordnen, sind zugleich fabeln, parabeln, allegorisch, symbolisch und doch oft in höchstem maß von realistischer klarheit wie frühe filmdokumente der brüder Lumière. Es gibt darin keine gespenster oder monster und doch mehr als nur metaphorische verwandlungen, die eines David Cronenberg würdig sind, es gibt unheimliche orte, die auf geheimnisvolle weise mit (allen) anderen in verbindung stehen, und die doch nicht lokalisierbar sind, oft bevölkert von dienern und dienstmädchen, die eine seltsamen anziehungskraft entwickeln. Und schließlich spielt die bürokratie immer wieder eine gewisse rolle.

Außer seinem - fiktionalen? - werk besteht sein nachlass aus briefen, die er wie wucherungen hervorbrachte, vor allem an seinen vater, vielleicht auch nur eine vaterfigur, und seine (reale?) freundin.

MEHR: PRISONERESK
EPISODE DIE ANKLAGE
LARRY HALL: DER PROZESS

Kafka hat die literaturwissenschaftler und -exegeten immer wieder fasziniert und zu interpretationen herausgefordert, die in den meisten fällen mehr über die interpretatoren aussagen als über den autor bzw. den literarischen gegenstand selbst. Tausendfach ist darin vom Ödipus-Komplex die rede, seinem wirklich schwierigen verhältnis zu seinem vater, seinen beziehungen zu frauen, zu Gott selbst, von metaphysischer, mystisch-religöser schuldarbeit.
In seinen "Aufzeichnungen zu Kafka" (1969) drückt der Frankfurter sozialphilosoph Theodor W. Adorno es so aus: "Jeder Satz spricht: deute mich, und keiner will es dulden."

Zu Kafkas bekanntesten erzählungen gehören "Das Urteil" (1913), "In der Strafkolonie", "Ein Landarzt" (beide 1919), "Bericht für eine Akademie" (1917), in satirischem stil von einem affen gehalten, und "Die Verwandlung" (1915), worin die hauptfigur Gregor Samsa eines morgens entdeckt, dass er sich in ein insekt verwandelt hat. Bei den romanen sind es vor allem der unvollständig gebliebene "Das Schloss" und "Der Prozess", letzterer posthum 1925 veröffentlicht und 1962 von Orson Welles mit Anthony Perkins, Jeanne Moreau und Romy Schneider kongenial zu einem film verarbeitet, der begriff verfilmt verbietet sich.

Von Steven Soderbergh gab es 1992 den film KAFKA, mit Jeremy Irons, der zwar einige bilder und motive versammelt, insgesamt aber eine mäßige fantasy-komödie ist.
Ein seelenverwandter unter den schriftstellern der 50er und 60er jahre ist ferner der Amerikaner Philip K. Dick, gestorben 1982 kurz nach der premiere des films BLADE RUNNER, für den er die romanvorlage geliefert hatte.

Kafka war aber offensichtlich weniger beeindruckt von Filmhandlungen (entsprechende Äußerungen fehlen in seinen Schriften); vielmehr geben seine Texte selbst eine filmtechnische Sichtweise wieder. Sein Erzählen entwickelt seinen besonderen Charakter durch die Verarbeitung filmischer Bewegungsmuster und Sujets. Es lebt aus den grotesken Bildfolgen und Übertreibungen des frühen Kinos, die literarisch verdichtet hier sprachlich auftreten. Der Film ist in Kafkas Geschichten allgegenwärtig: im Rhythmus des großstädtischen Verkehrs, in Verfolgungsjagden und Doppelgänger-Szenen und in Gebärden der Angst. [Wikipedia, 17.11.2013]

Mehr als ihm wahrscheinlich bewusst war, ist Alex Proyas' film DARK CITY (1997) gerade ohne das visuelle am literarischen werk Kafkas nicht vorstellbar.
Ganze gebäudereihen verschieben sich da gegeneinander, drängeln sich wolkenkratzer zwischen anderen in die höhe, schäbige hinterhofeingänge verwandeln sich peu à peu in herrschaftliche entrées und hintertüren tun sich auf, wo eben noch eine backsteinwand war. Das gefühl für distanzen geht verloren, weit entferntes liegt plötzlich gerade mal um die ecke. Was für bauwerke gilt, trifft auch auf menschen zu, die verschwinden entweder - und sei es aus dem gedächtnis ihrer mitmenschen - oder werden zu anderen persönlichkeiten "getuned", wie es im film heißt.

DARK CITY ist in seiner ausgangsprämisse verstörend faszinierend, mit aufregenden bildern und einstellungen, inhaltlich leider ziemlich verquaster, kindischer unfug, dem durch den auftritt der außerirdischen noch die trash-krone aufgesetzt wird.

KONTINUITÄT - kontinuierlich:
das zusammenhängend sich erstreckende

KONTIGUITÄT - kontingent:
das nebeneinander liegende, benachbarte,
sich berührende

Dies ist die höchst überraschende Topographie bei Kafka, die keineswegs nur "im Geiste" besteht: Zwei diametral entgegengesetzte Punkte erweisen sich, seltsamerweise, als eng benachbart. ... Zwei Blöcke auf einer unbegrenzt-kontinuierlichen* Linie, deren Haupteingänge sehr weit voneinander entfernt liegen, haben gleichwohl eng aneinander liegende Hintertüren, durch die sie selbst in eine Kontiguität* geraten. ... Versuchen wir nun, die zwei Stadien dieser Architektur knapp zu skizzieren:

Erstes Stadium Zweites Stadium
Ansicht von oben oder unten, Treppen Ansicht von vorn, vom Korridor, niedrige Decke
Luftaufnahmen und Gegeneinstellungen Weitwinkelaufnahmen in die Tiefe des Feldes
Diskontinuität der Bogenblöcke Unbegrenztheit des immanenten Korridors
astronomisches Modell irdisches oder gar unterirdisches Modell
Distanz und Nähe Ferne und Kontiguität

Betonen wir zunächst, daß die beiden Architekturstadien tatsächlich verschieden sind, sich aber gegenseitig durchdringen können. Sie sind verschieden, da sie zwei verschiedenen Bürokratien entsprechen: der alten und der neuen, der traditionellen chinesischen, kaiserlichen und despotischen Bürokratie und der modernen kapitalistischen und sozialistischen Bürokratie. ... Kafka selbst steht im Treffpunkt beider Bürokratien: Die Versicherungsanstalt, in der er arbeitet, besorgt die Angelegenheiten eines fortgeschrittenen Kapitalismus, hat aber selbst die archaische und bereits überholte Struktur, die dem alten Kapitalismus und der traditionellen Bürokratie entspricht. ...

Gilles Deleuze/Félix Guattari, Kafka - Für eine kleine Literatur, s. 101f


Das alles erklärt vielleicht die glückliche Begegnung zwischen Kafka und Orson Welles. Der Film hat zur Architektur eine tiefere Beziehung als zum Theater (Fritz Lang war Architekt). Bei Orson Welles gab es immer zwei koexistierende architektonische Modelle, die er sehr bewußt verwendete. Das erste ist das der glanzvollen Aufstiege und Niedergänge: Archaismen mit ganz aktuellen Funktionen, Auf- und Abstiege über endlose Treppen, Einstellungen von oben oder von unten. Das zweite ist das der weiten Winkel und tiefen Felder, der unbegrenzten Korridore, zu denen sich eng aneinander gereihte Querräume öffnen. CITIZEN KANE oder THE SPLENDOUR OF THE AMBERSONS bevorzugen das erste, THE LADY OF SHANGHAI das zweite Modell. DER DRITTE MANN, bei dem Welles nicht einmal selbst als Regisseur firmierte, vereinigt die beiden Modelle zu der erwähnten erstaunlichen Mischung: die archaischen Treppen, das senkrecht in den Himmel ragende Riesenrad und die rhizomartige Kanalisation dicht unter der Erde mit dem langen Hauptkanal und den eng aneinandergereihten Seitengängen. Immer wieder die endlose paranoische Spirale und die grenzenlose schizoide Gerade. Noch besser hat Orson Welles diese beiden Bewegungen in seiner Verfilmung des PROZESS kombiniert: Die Szene mit Titorelli und den Mädchen, der lange hölzerne Korridor, die weiten Fernen, die plötzlichen Kontiguitäten, die Fluchtlinien - all das bezeugt die erstaunliche Affinität zwischen Welles und Kafka.

Gilles Deleuze/Félix Guattari, Kafka - Für eine kleine Literatur, s. 101f

Der film entstand unter auch finanziell schlechten umständen zunächst in Zagreb, dann in Paris. Im filmischen wie im literarischen PROZESS stirbt K. am ende. Welles jedoch hielt nicht allzu viel von Kafkas schreiben und die figur für schuldig, während alles bei Kafka ambivalent ist und bleibt.

Grafiken von Arno Baumgärtel nach der vorlage in: Gilles Deleuze/Félix Guattari, Kafka - Für eine kleine Literatur, deutsch 1976, Frankfurt/M. edition suhrkamp

Was das alles mit NUMMER 6 zu tun hat?

Ganz sicher ist die von Patrick McGoohan gespielte hauptfigur, die wir nur als mensch mit einer zahl als namen kennen lernen, ein moderner vertreter des kafkaschen universums, das als kafkaesk zu bezeichnen man sich angewöhnt hat. Ganz so wie es filme mit dem Hitchcock- oder Lubitsch-touch gibt.

In seinem roman "Das Schloss" wie auch im "Prozess" gibt es den (fast) namenlosen, nur als "K." bezeichneten protagonisten. Im "Schloss" findet der - ausgerechnet - landvermesser K. sich auf unüberschaubarem terrain wieder, innerhalb labyrinthischer strukturen und orte, und muss sich dort behaupten.
Im "Prozess" wird die figur K. eines morgens von ordnungskräften verhaftet, ohne ersichtlichen grund angeklagt und anschließend auf freien fuß gesetzt. Ein ordentlicher prozess kommt durch augenscheinliche verschleppung nie zu stande.
Das drehbuch der NUMMER-6-episode "Die Anklage/Dance Of The Dead" ist deutlich, wenn nicht vom roman, dann von Orson Welles' film beeinflusst worden. Dafür sprechen einige schauplätze sowie identisch aufgelöste einstellungen. Entsprechende motive tauchen in anderen episoden auf wie in "Die Ankunft" oder etwa in "Schachmatt".

Statt eines resümierenden schlusssatzes die aufforderung, Kafka (wieder) zu lesen, und der hinweis auf ein unterschätztes buch der autoren Gilles Deleuze und Félix Guattari: "Kafka. Für eine kleine Literatur" (Kafka. Pour une littérature mineure"), den enfants terribles der zeitgenössischen französischen philosophie der 80er jahre; ihr zentralwerk: der grandiose "Anti-Ödipus", erschienen in der edition suhrkamp, Frankfurt/Main 1976.

 

 

FRANZ KAFKA

German novelist, born 1883 in Prague, died 1924 as a result of tuberculosis.

Having studied German for a while he went on to study law and do a doctorate after which he worked with an insurance company until shortly before he died. The large part of his literary work was published only after his death. Contrary to Kafkas last will and not at all totally unselfishly Max Brod, his friend and executor of his inheritence, had not destroyed all of his writings. Evidence for more than marginal editoral changes made by Brod was uncovered decades later by the Kafka research. Kafka has always been a fascination and a challenge to scientists and commentators. His work has provoked interpretations which often are more likely to tell about their author than about the literary subject. Mostly it's about the Oedipal complex, Kafka's really troubled relationship to women, about God himself, guilt, the working on metaphysical and mystical-religious guilt.
As German social pilosopher Theodor W. Adorno put it in his "Notes on Kafka" (1969): "Each sentence says: interpret me but none wants to have it done."

MORE: PRISONERESQUE (GERMAN, PARTY ENGLISH)
EPISODE DANCE OF THE DEAD
LARRY HALL: THE TRIAL (GERMAN LANGUAGE)

Kafka's stories and novels hardly match the usual categories of the literary business. They are fables, parables, allegorical and symbolic and at the same time they are written clearly and kept in realistic images to the highest degree possible not unlike early Lumière Brothers documentaries. There aren't ghosts or monsters in them. But the transformations are more than metaphoric and worth of one David Cronenberg. Uncanny places that cannot be tracked down are mysteriously connected to one another, often populated with (maid) servants of strange attractive powers. And, not least, bureaucracy does often play a significant role.
Beside his - fictitious? - work he used to write letters, proliferously they were brought forth, to his father, if that's what he is or merely a father figure, and his (real?) girl friend?

Among his best known short stories are "The Judgment" (1913), "In the Penal Colony","A Country Doctor" (both 1919); "Report to an Academy" (1917) held in satire-style by an ape, and "The Transformation" (1915) in which main character Gregor Samsa one morning discovers he's turned into an insect. Among the novels it's the unfinished "The Castle" and "The Trial" published posthumously in 1925 and adapted virtuosly for a film in 1962 by Orson Welles, with Anthony Perkins, Jeanne Moreau and Romy Schneider (more...).

In 1992 Steven Soderbergh released the movie KAFKA, starring Jeremy Irons, that combined some images and ideas but was, in fact, only a fantasy comedy.
Furthermore, mental affinity among the novelists of the 1950s and 60s is shared by American writer Philip K. Dick who died in 1982 only shortly after the movie BLADE RUNNER had premiered in the theatres, the original novel written by Dick.

So, what's that got to do with THE PRISONER?
For sure, the main character, played by Patrick McGoohan, who we only get to know as the human with a number for his name is a modern type out of the Kafka universe that we've come to be familiar with as kafkaesque. Quite the same way as there is the Hichcock-touch or the Lubitsch-touch in movies.

In his novels "The Castle" and "The Trial" there is an almost nameless character known as "K." In "The Castle" it's just land surveyor K. who finds himself on unkown territory and entrapped within inexplicable and labyrinthine structures and places he has to cope with. In "The Trial" K. one mornig and unsuspectingly is arrested by official forces, accused of violation of the law he is never exactly revealed and then set free. But the trial, he soon learns, is protracted endlessly.

There's no English translation for the box contents!
For further reading: Gilles Deleuze/ Félix Guattari,
Kafka: Towards a Minor Literature.
Minneapolis, MN: University of Minnesota, 1975

The script of the PRISONER episode "Dance Of The Dead" is clearly influenced if not by the novel itself then by the Orson Welles movie. This fact is displayed in the setting of scenes as well as in almost identical shots. Further hints can be found for example in "Checkmate" (more...).

As a conclusion I'd like to propose the reading of Kafka (again)!


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