The Prisoner Nummer 6

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NUMMER 6
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THE PRISONER
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THE NEW PRISONER
(2009)

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151 152        

BEWEGEN SIE DEN CURSOR
ÜBER DIE ZIFFERN!

No. 12:
You don't believe it. A university level degree in three minutes.
No. 6:
It's improbable.
No. 12:
But not impossible.
No. 6:
Nothing is impossible
in this place.

No. 12:
Nicht zu glauben. Ein Universitätsabschluss in drei minuten.
No. 6:
Unwahrscheinlich.
No. 12:
Aber nicht unmöglich.
No. 6:
Nichts ist unmöglich
an diesem ort.

 

 

THE PRISONER (2009)

ist die miniserie mit einer ähnlichen ausgangsprämisse wie die britische fernsehserie gleichen namens von 1967 (deutsch 1969: NUMMER 6). Nach jahrelangen und gescheiterten anläufen, den fernsehklassiker THE PRISONER für das kino zu adaptieren, produzierten der amerikanische kabelsender AMC-TV und die britische ITV den lang erwarteten stoff als miniserie in sechs teilen. Die premiere fand am 15.11.2009 im US-fernsehen an drei aufeinander folgenden abenden statt.

PRÄMISSE

In den anfängen der produktionsgeschichte dieses werkes war der britische sender Sky-One maßgeblich beteiligt. Etwa im August 2007 erklärte die gruppe relativ überraschend ihren rückzug von dem projekt.
Was die britische tageszeitung The Independent am 25.09.2007 berichtete, klingt nach selbstüberschätzung oder aber komplettem dilettantismus der beteiligten verantwortlichen. Es habe "kreative differenzen" mit den US-amerikanischen co-produzenten gegeben, so Sky-One-programmdirektor Richard Woolfe, und wörtlich: "The Prisoner is not happening. It's a very quintessentially British drama and there were too many creative differences trying to share it with an American partner. I didn't want to be responsible for taking something that is quintessentially British and adapting it in a way that I didn't feel was reflective of the way people would remember it and the way people would want it to be. So we called time on that."
(http://www.digitalspy.co.uk/broadcasting/news/a73571/qa-sky-one-head-richard-woolfe.html;)

Zudem, erfährt man eher beiläufig, habe der in Deutschland so gut wie unbekannte schauspieler Christopher Ecclestone von seinem glück mit der rolle als Nummer Sechs gar nichts gewusst, da sei wohl eher wunschdenken auf seiten von Sky-One im spiel gewesen.

: EIN FAZIT
DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MISTER G
: TELL THEM ALL I GOT OUT!
MEHR: NUMMER 6 PARALLEL
MEHR: PRISONERESK
SURREALISMUS IN NUMMER 6
MORE: THE PROBLEM IS IN BILL GALLAGHER'S MIND (blog)

WHAT'S IT ALL ABOUT?

Allegorisch, fantastisch, symbolgeladen, ausgeflippt und - doch! - britisch ist die serie. THE PRISONER wurde mit der zeit zum kult und urbild vieler nachfolgender fernseh- und filmformate, ein genre, das heute gern als "mystery" bezeichnet wird. Patrick McGoohan hatte die serie vor über 50 jahren maßgeblich entwickelt. Obwohl oder gerade weil sie mit der schrägen zahl von 17 episoden unvollendet blieb, war sie ihrer zeit weit voraus. McGoohan spielte die titelfigur, schrieb einige der drehbücher und führte auch regie. Die britische erstsendung wurde zum fiasko, das fernsehpublikum reagierte enttäuscht. So etwas hatte man noch nie gesehen. Er wurde angefeindet, weil er sich mit dem schluss seiner serie der erwartungshaltung des publikums verweigert hatte und verließ einige zeit darauf Großbritannien und zog in die USA.

Die wurzeln von (2009) liegen viel weniger in McGoohans klassiker als in televisionären nachläufern wie David Lynchs TWIN PEAKS oder auch dem von Oliver Stone produzierten, ebenfalls sechsteiligen, etwas obskuren WILD PALMS (1993) und etwa Peter Weirs THE TRUMAN SHOW. Internet-kommentare beschreiben oder beklagen zudem auch allzu große ähnlichkeiten vor allem mit den neuesten episoden der neuzeitserie LOST oder dass man versucht habe, den look & feel mehrerer jahre und staffeln AKTE X in sechs stunden zu pressen. Sie alle sind freilich ohne THE PRISONER (1967) schlecht denkbar.

WARUM EIGENTLICH?

Ein maler, der ein gemälde, ein musiker, der ein musikstück reproduziert - nachvollziehbar. Erstens weil es gefällt und zweitens, weil die individuelle und individualistische note hier sehr groß ist. Die reproduktion aus sicht des fernsehproduzenten: um daran zu verdienen. Nostalgie reicht als begründung kaum aus. Ein remake von einem film, einer fernsehserie ist technisch, logistisch wie finanziell eine ganz andersartige baustelle, der aufwand weitaus komplexer, als ein musikstück neu einzuspielen.

Spoiler! Auf der untersten ebene, ganz grundsätzlich, stellt sich die frage, warum jemand ein "remake" von was existierendem würde machen wollen. Warum nimmt man sich eine alte fernsehserie vor, um daraus eine neuinterpretation werden zu lassen? Gab es neue erkenntnisse? Hat das publikum nach über 40 jahren danach verlangt?

Der produzierende sender AMC und autor Bill Gallagher sprechen mit recht weniger von einem remake als von einer neuinterpretation. Das kann sehr weitgefasst sein. Das setting und einige parameter sind ähnlich: Alle bewohner haben nur nummern statt namen; der protagonist weiß nicht, wo er sich befindet, wie man den ominösen ort wieder verlassen kann; Rover, der weiße ballon, gibt sich die ehre sowie dem original entlehnte episodentitel. Im fall von merkt man allerdings schnell, dass der bezug auf NUMMER 6 (THE PRISONER) höchstens auf dem papier besteht. Denn es reicht natürlich nicht, ein paar sets wie das vorbild einzurichten oder eine figur in die kleidung von damals zu stecken. Ebenso wenig reicht es, den groben handlungsfaden aufzugreifen oder abzukupfern wie die verschleppung an einen unbekannten ort, kein entkommen, identitätsklau. Die handlung schließlich als virtuelle realität zu verkaufen, noch dazu bei all den handwerklichen und erzählerischen löchern, ist mehr als fragwürdig.

Nicht des ständigen verweises auf einen vorläufer bedürfen, als kunstwerk auf eigenen beinen stehen, dabei womöglich umfallen, sprich: zu scheitern, darauf kommt es als neuinterpretation an. Zudem sollte der drehbuchautor (oder ggf die autoren) durchblicken lassen, dass er sich etwas dabei gedacht hat und uns gleichfalls wissen lassen was. Dass er den faden in einer bestimmten richtung weiterzuspinnen gedachte. Das gerade ist die leistung des films CUBE als genuin "prisonereske" neuschöpfung!

Trotz der vordergründigen parallelen zum 1967er vorbild liegt das koordinatensystem dieser miniserie eher im bereich virtuelle realität als allegorie, geht die miniserie einen anderen weg. Das ist einerseits richtig und gut. Andererseits krampft die produktion sichtlich unter der last des surrealistisch-paranoischen originals. Die erzählstrategie der extremen fragmentarisierung ist im hinblick auf inhaltliche "verständlichkeit" - bei allen einschränkungen, die diese kategorisierung erfordert - nicht gerade hilfreich. Weder wird die erzählerische und strukturelle vielschichtigkeit noch die politische dimension des originals erreicht. Die substanzielle aussage wird im gegenteil geradezu auf den kopf gestellt. Denn wo McGoohans PRISONER das individuum (in der letzten folge "Fall Out") buchstäblich auf den thron hebt und ihm priorität vor kollektivismen und sozialen zwangssystemen gibt, ist derjenige mit der nummer 6 aus 2009 der nachfolger von nummer 2, ja sein vollstrecker und führt dessen eher zweifelhaftes werk einer "gated community" der repressiven glückseligkeit weiter. Man hatte eine idee, aber wenig kraft, eine angemessene sprache zu finden und wollte einfach nur up-to-date sein.

The Independent schließt mit den worten: "Das remake eines kultklassikers wie NUMMER 6 hatte sowieso schon immer etwas fetischhaftes und nekrophiles an sich. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn filme wie THE TRUMAN SHOW und fernsehserien wie LOST (deren autoren sagen, NUMMER 6 sei ihr einfluss gewesen), 24 und Channel 4s jüngstes CAPE WRATH etwas von diesem erbe übernehmen. Den menschen ist die serie nicht egal, und zu recht. Vor 40 jahren brachte Patrick McGoohan dem publikum eine serie, die radikal anders war, fordernd, abstrakt, intellektuell spielerisch und (für viele zuschauer damals) verstörend und richtiggehend ärgerlich. Vielleicht sollten die fernsehsender und filmemacher lieber dieses beispiel und nicht McGoohans ideen kopieren."
(http://www.independent.co.uk/news/media/no-escape-for-sky-the-curse-of-the-prisoner-403470.html; übersetzung: Arno Baumgärtel)

Jim Caviezel war einmal basketballspieler, mit teams kennt er sich also aus. Das ist gut so, wenn man bedenkt, dass er in der neuen version von THE PRISONER ein paar großer schuhe auszufüllen hat. Er übernimmt die legendäre rolle des verstorbenen großen Patrick McGoohan.

JC: "Es wird etwas besonderes."

Das hoffen die fans, und besonders diejenigen, die die ikonoklastische serie seit mehr als 40 jahren begleiten. McGoohan ersann sie in den 1960ern, als er gerade versuchte, sich selbst vom dienst als fernseh-geheimagent der Britischen serie DANGER MAN zurückzuziehen. Der druck, einen hit zu landen, trieb McGoohan zur erfindung einer panoptischen ferienanlage bzw. eines gefängnisses für extrem wertvolle insassen mit namen "the Village". Und schon wurde kultgeschichte geschrieben.
Jim Caviezel, der 40-jährige star der filme THE THIN RED LINE und THE PASSION OF CHRIST, hat keine angst vor McGoohans unvergleichlicher persönlichkeit. Caviezel hat die originalserie nie gesehen und sich während der dreharbeiten am remake nur wenig mit ihr beschäftigt. Er war stattdessen gefangengenommen von Ian McKellens teilnahme, Bill Gallaghers leidenschaftlichem drehbuch und der regie von Nick Hurran.

Wired: Sie sind nicht allzu vertraut mit der originalserie?

JC: Nein. Ich wusste nichts davon. Ich habe nur Bill Gallaghers drehbuch genommen, und das war großartig. Ich bin zu THE PRISONER gekommen, nicht weil ich es brauchte, sondern weil ich es mochte. Mir war klar, es könnte eine dieser trophäen sein, über die man dann sagt: "Wow, ich bin stolz, dass ich es gemacht habe." So fühlt es sich jetzt schon an. Das ist etwas großartiges, das fühlt man. Jemand hat mir einmal von Jack Nicholson gesagt, er meinte, wenn man fünf großartige szenen hätte, hätte man auch einen guten film. Tja, ich habe ungefähr 30, es sind schließlich sechs stunden.

Von Scott Thill www.wired.com
Juli 2009

Die folgende übersicht über vorabbesprechungen des AMC PRISONERs ist bei weitem nicht vollständig. Der tenor dagegen in etwa repräsentativ.

Bob Hoover in Scripps News, Gary Levin in USA Today, Ellen Gray in Philadelphia Daily News, Bill Harris in Edmonton Sun, Verne Gay auf NewsDay.com, Alan Sepinwall auf nj.com, Linda Stasi in New York Post, Mike Frey im Daily Herald (Chicago), Larry Rohter in New York Times, Ken Tucker in Entertainment Weekly, Walt Belcher auf Tampa Bay Online, Chuck Barney in The Oakland Tribune, Eric Almendral in Metromix Jerseyshore, Brian Lowry in Variety, Frazier Moore in Access Atlanta, Matthew Gilbert in Boston Globe. Alessandra Stanley in New York Times, Scott Thill auf wired.com.
Alsdann noch ein komplexer, nicht ganz leicht zu verstehender beitrag von Richard Faulk bei
FasterTimes, jedoch schon vor der fernsehpremiere geschrieben.

Stand: Ende November 2009. Ohne gewähr, dass die artikel noch online zugänglich sind!

DREHBUCH Bill Gallagher
REGIE Nick Hurran
HAUPTDARSTELLER James Caviezel, Ian McKellen, Ruth Wilson, Lennie James, Jamie Campbell Bower
PRODUZNET Trevor Hopkins
ORIGINALMUSIK Rupert Gregson-Williams
WEITERE MUSIK Arrival, Harmony "Show Me the Way to Go Home" (Emerson, Lake & Palmer), "Take Your Burden To The Lord And Leave It There" (Washington Phillips), "I Love to Say Da-Da" (Brian Wilson), Anvil, Darling "Heroes and Villains" (The Beach Boys), "Take Your Burden To The Lord And Leave It There" (Washington Phillips), Schizoid, Checkmate
"Old Master Painter" / "You Were My Sunshine" (Brian Wilson), "The Animals Went in Two by Two", "I Know There's an Answer" (The Beach Boys)
DEUTSCHE FERNSEHPREMIERE ZDFneo ab 13.01.2012

Die dreharbeiten fanden zum größten teil im afrikanischen Namibia statt, außenaufnahmen in und nahe der hafenstadt Swakopmund (1.), eine deutsche gründung aus der kolonialzeit des 19. jahrhunderts; innenaufnahmen entstanden in Kapstadt, Südafrika, das auch für einige außenaufnahmen New Yorker straßenzüge doublen musste. Produktionsdesigner Michael Pickwoad entwarf einen stimmigen 60er-jahre-retrostil mit gedeckten pastelltönen und fahrzeugen aus dieser zeit wie etwa das taxi von 147, ein Renault Dauphine (2./3.). Die charakteristischen spitzgiebeligen gebäude des eigentlichen Villages mit ihrer A-struktur sind keine filmbauten, sondern als die "Chalets" (4.) bekannt. Sie liegen im randbezirk von Swakopmund und wurden schon ende der 50er jahre errichtet.

1. 2.

3. 4.

Die nachfolgenden inhaltsbeschreibungen sind freilich extrem kondensiert und lassen viele handlungsstränge zu kurz kommen oder aus.

1. "Arrival - Ankunft" Erwacht offenbar aus einer ohnmacht, findet sich der protagonist (Jim Caviezel) in einer wüste wieder, ohne eine erinnerung, wie er dorthin kam. Kurze rückblenden lassen erkennen, dass er zuvor an einem anderen ort, vermutlich New York, gewesen sein muss. In der ferne fallen schüsse. Er findet einen im sterben liegenden alten mann, der ihm zuhaucht: "Sag allen, dass ich es raus geschafft habe!" Und er solle "554" aufsuchen. Gegen abend erreicht der mann eine seltsam anmutende siedlung gleichartiger spitzgiebliger gebäude, die von ihren durchweg glücklich scheinenden bewohnern nur als "The Village" bezeichnet wird, ja, dort kennt man ihn, und er hat sogar eine stattliche wohnung.
Er findet eine frau mit namen 554, eine kellnerin, die mehr zu wissen scheint. Die wird jedoch bei einem bombenanschlag getötet, für den, wie sich erweist,
der oberste leiter des "Villages", ein distinguierter als "2" bezeichneter älterer herr (Ian McKellen) verantwortlich war. Der eröffnet ihm, er sei "6", es gebe nur hinein, aber kein hinaus. Man erwartet von 6, dass er sich in die gemeinschaft integriert. 6 lernt, dass flucht unmöglich zu sein scheint. Ein riesengroßer weißer ballon vereitelt jeden fluchtversuch.

13.01.2012 ZDFneo Spontaner eindruck nach ansicht der ersten folge:
- THE PRISONER (2009) könnte zum gefangenen der synchro werden. Die ist zwar recht wörtlich (soweit erinnerlich), aber eine "atmo" existiert überhaupt nicht. Sicher, es gibt geräusche. Praktische alle stimmen stehen jedoch viel zu sehr im vordergrund. Die nivellierende synchronstimme von 2 passt nicht zu McKellens tonfall. Die von Caviezel/6 kann man gelten lassen, macht nichts schlimmer als eh schon.
- Die frage des ladeninhabers an 6, ob die angebotene karte groß genug sei, ist im original deutlich lauernder und lästernder: "Big enough for you?" "Stimmt die Größe?" gehört eher in die hosenfachabteilung. Der Ton macht die Musik. Dass aus "Village" die "Stadt" wird, ist in ordnung. Schließlich ist Swakopmund in Namibia viel mehr stadt als Portmeirion in Wales. 11-12 spricht meistens von "place".

Fazit: Als pilotfilm okay. Es werden duftmarken gesetzt und fährten ausgelegt. Wer nichts vom original weiß, wird die sache in ordnung finden. Wer den vergleich hat und zieht, fragt sich, was der bohei mit THE PRISONER (1967) soll.

- Erinnert sich noch jemand den berühmten ausruf von Nummer Sechs (1967) im vorspann: "I am not a number. I am a free man!" Natürlich darf dieses motto in der "neuinterpretation" nicht fehlen. Jedoch, "Language is a virus from outer space". Gefangen in der deutschen synchronfassung. Und siehe, nein: höre da: "Ich bin keine nummer. Ich bin ein freier mann!" Verworrene plots, verhältnisse und strukturen wie im 1967er vorbild waren den produzenten ein gräuel. Wohl deshalb wird hier sprachlich ein flacher ball gespielt und die geschehnisse im remake tendenziell zum problem dieses einen mannes erklärt.
Koch-Media hatte 2006 in den deutschen DVD-untertiteln der episode "Pas de deux" über die "Die sieben phasen des mannes" deliriert, wo Nummer Zwei ein Shakespeare-zitat anführt: "Die sieben zeitalter des menschen."

2. "Harmony - Harmonie" 2 eröffnet 6, dass auch sein bruder - 16 - samt familie im Village lebt. 6 zweifelt daran, ist jedoch verstört, weil er seiner erinnerung und diversen flashbacks nach tatsächlich einen bruder hatte, der als kind im meer ertrunken war. Die beiden treffen sich, 6 übernimmt einen job als touristenbusfahrer und ist sich sicher, das rauschen des meeres zu hören, kann es aber nicht finden. Als 6 sich mit der existenz des bruders abgefunden hat, erklärt dieser ihm, er sei gar nicht sein bruder. Bei einer art fluchtversuch stirbt dieser im meer durch das auftauchen des ballons Rover.
In weiteren erinnerungsfetzen erscheint ihm Lucy, eine frau, mit der er in New York kurz vor dem ereignis, das ihn ins Village brachte, eine affäre hatte. Er argwöhnt, sie könnte von seiner ex-firma Summakor auf ihn angesetzt worden sein. Außerdem lässt er sich auf anraten von 2 auf eine gesprächstherapie ein. Und in 313 beginnt er allmählich, mehr zu sehen als nur eine ärztin. Auch hinter ihr verbirgt sich etwas geheimnisvolles.
Unterdessen beschäftigt sich 2 mit seiner in einer art koma liegenden ehefrau M2, während sein heranwachsender sohn 1112 unbequeme fragen
stellt über 6s überzeugung, es gebe eine welt außerhalb des ortes.

20.01.2012 ZDFneo Die zweite episode ist der erste durchhänger. Beobachtungen.
- Synchronisation: sowohl "stadt" für "village" als auch "ort", wo im original von "the other place" die rede ist. Das ist völlig in ordnung. Jedoch:
- Ian McKellens synchronstimme: grauenhaft unangemessen.
- Der ferienort "Escape" wird zu "Reiß aus". Tongue-in-cheek auf teutonisch, oder habe ich mich verhört?
- Jim Caviezel: ein totalausfall; hat nicht nur seiner rolle nach keinen plan, sondern weiß auch schauspielerisch nicht, was er mit derselben anstellen soll.
- Erzählstruktur: zerfahren, gleichwohl angestrengt bemüht, hip zu sein. Drehbuchautor Gallaghers plan: keep audience guessing.
- Production values: Wie schon mit der auftaktepisode zeigt sich auch hier, dass es Florian Hoffmeisters fotografie ist, die diese produktion aus dem feuer reißt. Die wüste der produktion, hier lebt sie: licht, farben, wind, sand, die architektur des Villages. Der ort selbst - pardon: die Stadt - ist ein wirklich eigenständiges element. Namibia, Swakopmund und umgebung als drehschauplatz herzunehmen, war eine kluge entscheidung, wahrscheinlich die beste der gesamten produktion. Denn sie vermeidet die ewigen vergleiche notorischer nörgler mit Portmeirion in Wales. Immerhin gelingt es auf diese weise, sich vom selbst um den hals gehängten mühlstein THE PRISONER (1967) zumindest ein stück weit visuell abzusetzen.

3. "Anvil - Amboss" Als (undercover-) lehrer einer schulklasse mit merkwürdigen unterrichtsfächern erfährt 6, dass 2 nur ein diener in einer reihe von vorgängern ist - "2 is the one". 2 bietet 6 an, gemeinsam mit 909 für ihn als spion zu arbeiten und andere bewohner, die als "träumer" verdächtigt werden, zu beobachten. 6 willigt ein, um insgeheim gegen 2 zu arbeiten. Dabei kommt heraus, dass 909 auch gegen ihn arbeitet und es viel mehr spionagezellen gibt, die sich alle gegenseitig beobachten und verdächtigen, somit im endeffekt für 2s herrschaft arbeiten. 6 erkennt, dass 1112 und der deutlich ältere 909 eine homosexuelle beziehung haben und versucht, dieses wissen zum eigenen vorteil zu nutzen.
Die ärztin
313 fühlt sich gleichermaßen zu 6 hingezogen und abgestoßen. Mehr bilder mit Lucy erscheinen vor 6s geistigem auge. Und M2, die komatöse ehefrau von 2, erwacht...

27.01.2012 ZDFneo Die dritte episode. Beobachtungen:
- Warum eigentlich dieser titel? Wer ist der hammer, wer der amboss?
- Synchronisation: nach unmittelbar vorheriger ansicht der originalfassung, inhaltlich ohne beanstandung, jedoch, wie schon erwähnt, die stimmenabmischung, auch die intonation und emphase flach und ohne "atmo". Aber was ist das? "Sammokar"? "Sum-o-car"? War es "Samowar"? Wie heißt 6s/Michaels ex-firma doch gleich?

Begriffsverwirrung. "Summakor" wäre korrekt gewesen. Ein blick auf die gut gemachte website der fantasiefirma hätte genügt. Waren da mehrere übersetzer nebeneinander tätig? Update ende August 2012: Die website der fiktiven firma ist abgeschaltet.

- Diese episode verdankt sich noch weniger dem original PRISONER als etwa Kafkas PROZESS - "Once you're a suspect you're guilty" ist das motto hier. Oder aber dem genialen film THE CONVERSATION (1972) von Francis Ford Coppola mit Gene Hackman als überwachungsspezialist.
- Aber ach, die circa 73 handlungsfäden, die hier geknüpft werden, fallen nahezu im gleichen augenblick wieder unter den tisch. Krass, krasser, unglaublich: 2 bietet 6 an, für ihn zu spionieren. 6 argwöhnt eine falle. 2: "Oh, mein lieber 6, natürlich ist es eine falle." Was ergibt sich aus dieser konstellation für die handlung? - Nichts. Und warten Sie auch nicht auf die nächste folge! Jedem drehbuchautorlehrling hätte man so ein skript um die ohren gehauen. Ich wiederhole mich. Für mehr...

4. "Darling - Seelenverwandte" Ungefragt wird 6 an einer partnersuchaktion beteiligt, das ziel: ihn sesshafter zu machen und im Village-leben zu verankern. 415, eine blinde frau, wird ihm zugewiesen. 415 hat starke ähnlichkeit mit Lucy aus New York, sagt jedoch, sie habe damit nichts zu tun. 6 und 415 finden zueinander, wollen schließlich sogar heiraten, als 313 sich in letzter minute einmischt und die hochzeit platzt. Aber auch hierbei hat offenbar 2 seine finger im spiel, er vermutet, dass 313 auch eine "träumerin" ist und setzt sie unter druck. 415 gesteht 6, dass sie tatsächlich Lucy ist - oder war - und man ihr das augenlicht genommen habe, damit sie sich nicht verrät.
Unterdessen sind urplötzlich aufretende mannsgroße und unergründlich tiefe löcher das gesprächsthema im Village. Die kleine tocher des taxifahrers 147 fällt im garten hinter dem haus in ein solches loch, und 2 tut dies als nichtigkeit ab, das wetter sei daran schuld. Als gegenmaßnahme wird den bewohnern des ortes die haltung von wenigstens einem schwein vorgeschrieben, da schweinehaltung gut für das klima sei...
Im garten von 147 lässt 415 sich in dasselbe loch fallen, während Lucy in New York bei einer explosion in 6s - im wirklichen leben Michaels - appartment ums leben kommt, als der gerade außer haus ist.

03.02.2012 ZDFneo Die vierte episode. Beobachtungen:
- "Ich blicke überhaupt nicht durch." Kommentar S.H. nach bisher gesehenen zweieinhalb episoden. Es ist meine dritte sichtung, nein, eigentlich die vierte, sowie nach hinzuziehung ausführlicher inhaltsangaben. Und obwohl ich den gesamtzusammenhang kenne, es geht mir genauso.
-
"Die liebe ist ein seltsames spiel. Sie kommt und geht von einem zum andern." Connie Francis, 1960
- Liebe ist ein biochemischer aggregatzustand im würgegriff sinistrer mächte.
-
"What is love anyway? Does anybody love anybody anyway?" Howard Jones, 1984
- "A. B. und C.", "2:2=2" standen pate bei diesem episoden- und narrationskonglomerat.
- Rover wirkt auch auf distanz.
- Aha, es geht doch: "Summakor", sprich: "Sammakor"!
- 2 ist die wahre hauptperson, ein zyniker, ein schlimmer finger mit blut an den händen. Leider ersetzen McKellens one-liner kein vernünftiges skript. Wie dämonisch er ist, ist an der deutschen synchronstimme nicht annähernd zu ermessen.
- 6 ist nicht Jedermann ("Everyman" - name von McGoohans produktionsfirma), sondern Niemand. Allerdings täte man damit dem listigen Odysseus und also Homer unrecht. Denn sein Niemand in der gewalt des zyklopen Polyphem ist ein ganz anderes kaliber.
-
"What is love. Oh baby, don't hurt me..." Haddaway, 1992
-
"What's love got to do with it...?" Tina Turner, 1984
- Wie, was, wird zu beliebig hier? Sie haben es erraten.

5. "Schizoid - Schizophrenie" 313 und 147 beschweren sich bei 6 über dessen verhalten, 6 kann sich jedoch an nichts erinnern. Bald zeigt sich, dass es einen doppelgänger von ihm gibt, eine art Mr. Hyde, für dessen existenz nur 2 verantworlich sein kann. Der doppelgänger 2x6 ist darauf aus, 2 zu töten, was 2 aber nicht unbedingt zu stören scheint. 6 muss jedoch ihn und sich selbst zügeln, um nicht schlimmeres zu verursachen. Aber auch 2 hat offenbar einen doppelgänger, der als Un-2 oder der nummernlose im ort herumlungert.
1112 trifft erstmals mit seiner mutter M2 zusammen. Sie erklärt ihm teilweise den grund für ihr dasein, dass es immer dann, wenn sie erwache, zum erscheinen von löchern - stellvertretend für das nichts - im Village komme und warum 1112 das Village nicht verlassen könne. 313 hat währendessen unangenehme visionen eines offenbar früheren - oder anderen - lebens. Und 6 erfährt in wechselseitigen flashbacks als Michael in New York mehr über den grund seines auftauchens im Village und seine rolle bei Summakor.

11.02.2012 ZDFneo Einbiegen auf die zielgerade. Beobachtungen:
- Gallagher und 2, faustischen demiurgen gleich:
Während 2 derjenige ist, der stets das gute will, doch leider das böse schafft, ist es drehbuchautor Gallagher, der nur das spannende will, dem jedoch leider nur das dröge gelingt.
- Auftritt: Lotus Super Seven gleich zu beginn in der tiefgarage. Rote karrosserie, gelbe frontpartie.
- Von erzählhandlung keine spur, nur der rote faden vom doppelcharakter der menschlichen psyche, Dr. Jeckyll und Mr. Hyde.
- Diese episode ist eine einzige Ian-McKellen-personalityshow. Wer noch gezweifelt hat: "Two is the one" oder "2 is the 1". "Zwei ist die Eins" oder "Zwei ist der eine", nämlich der, der dieses werk zusammenhält.
- Neben 2 ist es Ruth Wilsons part als ärztin 313, der einen am ehesten interessiert. Verwirrt, unsicher, zerbrechlich. Die deutsche fassung ebnet ihre sprechweise leider erheblich ein.
- Wer ist 6? Egal.
- "Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit." Erzählen Sie mal was interessantes
.

6. "Checkmate - Schachmatt" Häuser werden errichtet, der ort wird ausgebaut. Immer mehr neue bewohner treffen im Village ein, die glauben, aus dem Village zu kommen...
6 fühlt sich zunehmend unwohler und wird schwächer, was auf eine maßnahme von 2 zurückgeht, ihn mit einer tödlichen krankheit zu bedrohen, um ihn zur mitarbeit zu bewegen. Mehr und mehr verschränken sich die aktionen mit 6 im Village und denen mit Michael in New York. Er wird zu einem mann namens Curtis gebracht, der, wie sich zeigt, der chef von Summakor und gleichzeitig 2 ist. 6/Michael erkennt, was es mit dem Village auf sich hat, als 2/Curtis ihn in New York mit M2, seiner frau bekannt macht. Das Village ist eine art psychotherapeutische konstruktion für 2s frau, die es "entdeckt" und erschaffen hat. Bei Summakor hatte 6/Michael durch seine beobachtungstätigkeit psychisch instabile und anfällige menschen wohl auch gegen deren willen in diese psychowelt überführt.
Zunehmend wird der ort durch immer mehr löcher - mentale "aussetzer" bei M2 - bedroht. 2 will 6 die leitung über die gemeinschaft antragen, um diesen idealisierten traum von einer besseren wirklichkeit zu erhalten. Er setzt auf 6s mitwirkung und ebenfalls die von 313, die sich nun ihrer alternativen existenz als psychisch schwer gestörter frau bewusst ist. Sie soll M2s platz einnehmen. 2s sohn 1112 sieht aus dieser existenz jedoch keinen ausweg mehr und bringt seine mutter, dann sich selbst um.
Das schlussbild zeigt 6 und 313 in der Namib-wüste beieinander sitzend, 6 verklärt einem besseren leben entgegensehend, während der blick von 313 ob dieser aussichten weniger glücklich ins leere geht...

11.02.2012 ZDFneo Das finale. Keine beobachtungen mehr.

DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MISTER G
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UOIOU: LETZTES MYSTERIUM GELÜFTET

Michael aka 6 geht nach seiner ankunft in eine kellerbar. Aber er fühlt sich verfolgt und flieht durch den hinterausgang und durch leer stehende räume, landet schließlich auf einem gebäudesims,

von dem aus er ohnmächtig direkt vor die füße von 2 fällt.
Bemerkenswertes detail: Was für ein gebäude ist das, was hat es mit der ominösen beschriftung UOIOU auf sich? Antwort fand

sich auf der website des produzierenden senders AMC. Ein dort veröffentlichtes foto zeigt ein gebäude in den außenbezirken von Kapstadt, wo ein teil der dreharbeiten stattfand, das einmal ein kino - das BIJOU - beherbergte. Voilà!

Das haus muss sich aufgrund eines brandes innen wie außen in schlechtem zustand befunden haben. AMC zufolge datiert das bauwerk aus den 1970er jahren. Dem baustil nach zu urteilen, kommt allerdings eher die "neue sachlichkeit" der end-20er in frage, auch die schrift würde zum Bauhaus-stil passen. Wie auch immer. Case closed.

Mit bestem dank an David Stimpson für den hinweis.

FAZIT: SAND IM GETRIEBE BEI

In THE PRISONER oder auf deutsch NUMMER 6 spielt Patrick McGoohan einen hochrangigen regierungsangestellten, nicht sicher, aber möglicherweise ein geheimagent, der plötzlich seinen job niederlegt und daraufhin von unbekannten betäubt und entführt wird. Er kommt in einer art ferienort an der küste zu sich, aus dem es, wie sich zeigt, keinen weg nach draußen gibt. Telefone ermöglichen nur lokale gespräche, taxis machen nur örtliche fahrten, und auf landkarten sieht man nur vage bezeichnungen wie "The Mountains", The Beach", "The Sea" oder schlicht "Your Village".
Die bewohner geben sich extrem heiter bis freundlich und grüßen einander stets "Wir sehen uns!" Der örtliche leiter stellt sich als "Nummer Zwei" vor und offenbart dem neuankömmling, er sei "Nummer Sechs"; alle bewohner sind nur mit nummern statt namen bekannt. In jeder episode versucht Nummer Zwei herauszufinden, warum Nummer Sechs den dienst quittiert hat, seine beweggründe zu erfahren und welche informationen er sonst noch mit sich herumträgt. Nummer Sechs verweigert sich aus prinzipiellen gründen, die nur er kennt. Ihn beschäftigt natürlich die frage, wer "Nummer Eins" ist und wie er aus dem
Ort fliehen könnte. "Ich bin keine Nummer. Ich bin ein freier Mensch!" sind seine inzwischen berühmten worte im vorspann fast jeder folge. Er ist zu keiner kooperation bereit und setzt seinen individualismus gegen vereinnahmung jeglicher art. "Mit mir können sie keine geschäfte machen. Ich habe mich zurückgezogen."

McGoohan war in den frühen 1960er jahren Großbritanniens höchstbezahlter fernsehstar gewesen, die serie DANGER MAN (in Deutschland GEHEIMAUFTRAG FÜR JOHN DRAKE) hatte ihn über die grenzen hinweg bekannt gemacht. Mehrfach wurde ihm die rolle als James Bond angeboten. Er lehnte sie ab, weil sie ihm als gläubigem katholiken zu unmoralisch erschien.

THE PRISONER wurde zur bis dahin teuersten britischen fernsehserie. Zugleich jedoch waren die zuschauerzahlen eher dürftig, noch während produziert wurde, liefen die ersten episoden bereits über verschiedene regionale sender. Man entschied sich, die sache nach 17 folgen zu beenden. Das finale als doppelepisode wurde in Großbritannnien mit spannung erwartet (wobei "Pas de deux" schon monate zuvor fertiggestellt worden war). Doch McGoohan enttäuschte die zuschauererwartungen. Statt den großen unbekannten als Nummer Eins aus dem hut zu zaubern, einen oberschurken à la Blofeld aus dem 1967er James Bond LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU (da noch anonym), präsentierte er ein symbolträchtiges vexierspiel in einer theaterhaften umgebung. Kritiker waren verwirrt, zuschauer gingen auf die barrikaden. THE PRISONER, McGoohans brainchild, wurde einstweilen zum flop, und McGoohans produktionsfirma war pleite. Er verließ später Großbritannien in richtung USA, wo er am 13. Januar 2009 starb.

Die 17 episoden von THE PRISONER bedienen sich konventioneller motive wie fluchtversuche von Nummer Sechs, psychische oder physische folter, gehirnwäsche und andere tricks und manipulationen, um ihn zum sprechen zu bringen. In fast jeder episode wird Nummer Zwei durch einen neuen (damals bekannten) schauspieler ersetzt. Die ausgangssituation ist ein musterbeispiel an erzählökonomie und fast jeder folge als vorspannsequenz vorangestellt.

NUMMER 6 durchbrach genrekonventionen. Literatur- und medienwissenschaftler sehen in ihr die erste wirklich postmoderne fernsehserie. Eine westernepisode ist darunter, eine parodie auf agentenfilme oder -serien vom typ James Bond. In einer weiteren episode sind urdemokratische exerzitien wie wahlen am ort seiner gefangenschaft gegenstand der handlung, wo er für den posten von Nummer Zwei kandidieren soll.
Während die erzählweise von NUMMER 6 noch ziemlich linear, insoweit also "normal" ist, ist sie doch von surrealistischen brechungen durchsetzt. Die schnelle schnittfolge beschleunigt das gefühlte tempo. Viele fragen, auch in dialogen, bleiben ohne konkrete antwort offen. Statt um wie vom darob vorzeitig ausgeschiedenen scripteditor George Markstein ersonnene machenschaften mit einem gekidnappten geheimagenten ging es um einen diskurs um das individuum, den freien willen, politik und gesellschaft, medien und popkultur, freiheit und zwangssysteme. Das produktionsdesign mit dem realen drehschauplatz Portmeirion als ominöses
Village tat ein übriges und befördert die serie ca. 10 jahre nach der premiere ins reich des kults. Viele nachfolgende film- und serienformate sind ohne den einfluss von THE PRISONER nicht vorstellbar. Nicht zufällig wurde im nachgang der serie die charakterisierende
vokabel "prisoneresk" kreiert.

2010 strahlte ARTE den original-PRISONER nach 18 jahren erstmals wieder im deutschen fernsehen aus und erstmals überhaupt komplett, alle 17 episoden synchronisiert. Denn vier folgen hatte das ZDF 1969 aus gründen, über die man spekulieren kann, fallen gelassen.

Das ist in groben zügen der hintergrund, vor dem
, das sogenannte remake, stattfindet.

Auf der untersten ebene, ganz grundsätzlich, stellt sich die frage, warum jemand etwas existierendes noch einmal würde machen wollen. Warum nimmt jemand sich eine über 40 jahre alte fernsehserie als "neuschöpfung" vor? Aus sicht des produzenten: um daran zu verdienen. Sicher nichts ehrenrühriges. Nostalgie, als kleiner junge mal gesehen und gut gefunden, reicht als begründung kaum aus. Eine fernsehproduktion fast auf kinofilmniveau ist schließlich keine neuinterpretation auf der klampfe.

Ebenfalls reicht es nicht, ein paar schauplätze wie das vorbild herzurichten oder dem vorgesetzten statt einen kündigungsbrief zu übergeben das firmenfenster mit dem wort "Resign" vollzusprühen. Oder aber handlungselemente aufzugreifen, mehr oder weniger abzukupfern: entführung, unbekannter ort, kein entkommen und identitätsklau. Die handlung mit links als virtuelle realität zu verkaufen, noch dazu bei all den handwerklichen und erzählerischen löchern, das ist mehr als fragwürdig. Zudem sollte der drehbuchautor durchblicken lassen, dass er sich etwas dabei gedacht hat und uns gleichfalls wissen lassen was, dass er den faden in einer bestimmten richtung weiterzuspinnen gedachte.

Das gerade ist die leistung des films CUBE als genuin "prisonereske" neuschöpfung!

Man hat hier die wechselnden Nummer Zweien durch eine einzige person ersetzt. Das kann man bei nur sechs episoden, die mehr aufeinander aufbauen als vordem, vertreten. Übersehen wurde dabei, dass diese figur notwendigerweise ein viel stärkeres (dramaturgisches) eigenleben führen muss als die anonymen, eher funktionalen von 1967. Was immerhin die ausgangsprämisse der serie in frage stellt.
Das größere problem ist aber die figur 6. Es handelt sich nicht mehr um einen regierungsangestellten, einen menschen also mit wie auch immer gearteter verantwortung für ein vorgeblich demokratisches gemeinwesen, bei dem zweifellos einiges im argen liegt, sondern um den datenanalysten einer privatfirma. Der hat irgendetwas bei seinen beobachtungen entdeckt, das ihn aussteigen und zugleich zur zielscheibe werden lässt. Im unterschied zu den unerklärten motiven von Nummer Sechs' rückzug anno 1967, nur ein "McGuffin" à la Hitchcock, der treibsatz der serie, spielt es für diese produktion keine rolle, was 6 herausgefunden hat. Sollte es aber. In unseren modernen zeiten sozialer netzwerke, da die preisgabe persönlichster daten aus freien stücken der normalfall geworden ist, wäre es allerdings spannend gewesen zu erörtern, wie diese
"mikrophysik" (Foucault), des daten-profilings, der feststellung von identität und position zwecks überwachung, einstufung, bewertung, gängelung, bedrohung oder nur mehr personalisierter werbung heute funktioniert. Paranoia, als beide fernsehversionen verbindendes stichwort, hier hätte man es zeitgemäß ausführen und umsetzen können. Andere produktionen waren da schon deutlich weiter. Der erzählerische schnitt, den McGoohans PRISONER vornimmt, ist fundamental anders, allegorisch und symbolisch, was ihm möglichkeiten zur filmischen auslotung bietet, wozu jedoch Bill Gallagher in diesem werk keine entsprechung gefunden hat.

Vor allem aber ist 6 McGoohans figur Nummer Sechs in keiner sekunde gewachsen. Er ist nicht "Jedermann" (wie McGoohans produktionsfirma hieß), sondern in wirklichkeit "Niemand", weder als rolle noch Jim Caviezel als schauspieler. Und ein "Niemand" vom schlag des listenreichen Odysseus in der gewalt des zyklopen, ist er erst recht nicht.
Letzten endes wird 6 zum nachfolger und vollstrecker von 2 und dessen fragwürdigem werk einer "gated community" der repressiven glückseligkeit. Denn an den händen von 2 klebt durchaus blut, zum einen virtuelles; zum anderen, was 2 als Summakor-firmenboss so alles angestellt hat, um menschen in die gewalt des (virtuellen)
Villages zu bringen, bleibt wie vieles andere hier ohnehin höchstens schemenhaft. Und dabei handelt es sich nicht um eine ironie des skriptes. Allein das ist kaum mit dem original vergleichbar und noch weniger vereinbar. Verschärfend hinzu kommt Bill Gallaghers vergeigtes drehbuch. Seine fragmentierende erzählweise mag er für modern oder gar surrealistisch halten. Sie ist aber nur sprunghaft, ja volatil. Ganze handlungsmotive fallen auf halbem weg unter den tisch. Buchstäblich tun sich nicht nur auf dem fernsehschirm im afrikanischen Village riesengroße löcher auf. Davor war freilich auch das original nicht sicher. Aber dort war die erzählung, waren die spannungsbögen jederzeit klar ersichtlich und, bis auf die abschlussepisode, in sich konsistent. Was nicht gleichbedeutend ist mit stets makellos ausgeführten episoden.

Während einigen kommentatoren die parallelen der neuschöpfung mit dem original noch längst nicht weit genug gingen, das prominentste argument: ohne Portmeirion könne es überhaupt kein PRISONER-remake irgendeiner art geben, ist gerade die mangelhafte qualität des erzählerischen gerüstes des sechsteilers der hauptgrund, warum die resonanz in den USA, in Frankreich und in GB fast durchweg mau blieb. Dass zudem Caviezel als 6 von Ian McKellen als 2, dem wahren star, die show gestohlen wird und er schauspielerisch nicht mithalten kann, steht auf einem ganz anderen blatt.

Abseits der frage nach herausragenden oder mangelhaften schauspielerischen leistungen, der qualität von drehbuch oder cinematografie, des produktionsdesigns usw. überhaupt nicht reproduzierbar sind die biografischen umstände von Patrick McGoohans vita als schaupspieler wie auch die gesellschaftspolitische konstellation mitte der 60er jahre, in der NUMMER 6 entstand.

AMC und ITV als produzierende studios haben sich ohne not eine vorlage genommen, an der sie sich jetzt messen lassen müssen. Das konnte nur schiefgehen. Ein mühlstein, an dem die produktion sich verhoben hat. Dabei sage ich allen, seht's euch an! Es gibt qualitäten, an anderer stelle wurde darauf hingewiesen. Aber vergesst THE PRISONER in diesem zusammenhang!

DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MISTER G
: TELL THEM ALL I GOT OUT!
MEHR: NUMMER 6 PARALLEL
MEHR: PRISONERESK
SURREALISMUS IN NUMMER 6
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THE PRISONER (2009)

Sorry, due to reasons of time no Englisch version of the above texts exists. Episode summaries are available on the Internet Movie Database as well as on Wikipedia!

MORE: PARALLEL PRISONER
MORE: PRISONERESQUE

SURREALISM IN THE PRISONER
GERMAN TV-PREMIERE OF NUMMER 6 AUG. 16th, 1969
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  "Wir sehen uns!" oder L'année dernière au Village · The Prisoner · Nummer 6

 

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