Gießener Gesichter Paare Plockstraße

 

Die Plockstraße ist ein für Gießen rares Beispiel für die gelungene Umwandlung von Autoabstellfläche und die Wiedergewinnung von städtischem (Straßen-) Raum für die Menschen.

1985: DIE SCHWÄTZER IM (DAMALS BEGINNENDEN)
KAMPF UM DIE INFORMATIONELLE SELBSTBESTIMMUNG VERSTRICKT
FOTO: GUNTER KLUG

Um 1870 reichte die etwa 130 Meter lange Straße nur bis zur ehemaligen Wallanlage, aus der später der Park Südanlage wurde. Um 1890 wurden die Goethestraße und die neue Johannesstraße zusammengeführt, das Stadttheater entstand in der Grünanlage, und die Plockstraße entwickelte sich zu einem gehobenen bürgerlichen Wohnquartier. Auf Ansichtskarten aus der Zeit der Jahrhundertwende sieht man junge Bäume auf sehr breiten Gehwegen. An der Schauseite zur Südanlage, Ecke Johannesstraße, residierte das mondän erscheinende Café Astoria, später etablierte sich darin die Deutsche Bank. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bebauung dann vor allem in Richtung Seltersweg zerstört und damit der Charakter der Straße, einige Gebäude aber blieben erhalten; Richtung Südanlage betrachtet drei auf der linken und zwei auf der rechten Seite.

Die ersten Parkuhren in Gießen standen in der Plockstraße. Ab den 50er Jahren diente die Plockstraße als Zubringer zum Seltersweg und als innenstadtnaher PKW-Parkplatz. Das blieb sie auch nach der Erweiterung der Fußgängerzone im Seltersweg über die Goethestraße hinaus Anfang der 70er Jahre, als sie zur Sackgasse wurde.

1983 wurde auf Initiative der Volksbank zu deren 100-jährigem Jubiläum die "Schwätzer"-Skulptur am Schnittpunkt mit dem Seltersweg aufgestellt. Anfang der 90er Jahre folgte die Umgestaltung der Plockstraße zum Fußgängerbereich mit damals kümmerlich aussehenden Eichen, die in den Beeten links und rechts gepflanzt wurden. Nachdem sie nun mit den Jahren eine stattliche Größe erreicht haben, sorgt ihr Blätterdach im Sommer nicht nur für Schatten, sondern für die Anmutung, als wäre man in Aix-en-Provence auf dem Cours Mirabeau. Das mittlerweile größer gewordene Gastronomieangebot genießt es. Auch beim alljährlichen Stadtfest ist die Plockstraße seit Jahrzehnten der häufig stark überlaufene Anziehungspunkt mit eigener Bühne auf der Seite der Johannesstraße. Niemand heute wünscht sich den Autoverkehr zurück, im Gegenteil. Notorische Falschparker, die es für cool halten, ihr Gefährt vor aller Augen dort ein paar Meter hineinzufahren und stehen zu lassen, werden inzwischen als wahre Landplage wahrgenommen.

Als nächste Maßnahme, wenn und sobald eine weitere Gastronomie an der südlichen Ecke der Plockstraße eröffnet hat, kann es nur zur Verdrängung des Durchgangs- und Parkplatzsuchverkehrs in der Johannesstraße (Anwohner ausgenommen) kommen und damit zur Beseitigung der Dauerparkplätze.

Das digitale Abbild der Stadt Gießen im Mesh-Format basiert auf Daten der Luftbildbefliegung im März 2020. Vermessungsamt Gießen

Dezember 2023

Dieser Text als PDF

Flutgraben

Inhaltsübersicht