Gießener Gesichter Paare Westanlage 44

 

Wohnraumvernichtung, Wohnraumzweckentfremdung und -spekulation haben in Gießen Tradition, Wohnraum- und Hausbesetzungen aber auch. Eine kleine, eventuell unvollständige historische Übersicht:

1971 Bahnhofstr. 33, die erste Hausbesetzung: Ein leer stehendes Haus, das für das City-Center weichen musste.
1975 Gutenbergstr. 6; nach längerem Leerstand wird das Gebäude des Akademischen Auslandsamts ab ca. 1973 zunächst durch die Universität als Wohnraum vermietet. Nach der Räumungklage ist es de facto ein besetztes Haus; Räumung 1975.
1979 Westanlage 44; Sicherlich, das Gebäude war kein städtbauliches Schmuckstück; länger andauernde Besetzung vor allem des ersten Stocks nach Leerstand wegen des umstrittenen Parkhauses Schanzenstraße (heute Westanlage) auf dem früheren Schaffstaedt'schen Gelände. Auf dem Foto eine Demonstration mit Kundgebung vor dem Abriss 1979; der Schwellkopf stellt den damaligen Oberbürgermeister Görnert dar. Er war es, der 1981 den "vorsorglichen" Abriss des Samen-Hahn-Areals in der Bahnhofstraße genehmigte.

BESETZT: HINTERHAUS KIRCHENPLATZ 1A,
LINKS DAS WALLENFELS-HAUS

1981 Südanlage 20 sowie Anbau Ecke Bleichstraße; der Abriss im Rahmen des Hochstraßenprojekts Mitte der 70er Jahre wurde nie verwirklicht. Es folgte Leerstand und Jahre andauernde Besetzung. Ab 1989 erhielten die Besetzer Mietverträge; 1999 Kündigung und Abriss für einen Neubau.
1981 Alicenstraße 18; geplant war der Abriss im Rahmen des Hochstraßenprojekts. Vor allem der erste Stock war langjährig besetzt. Später Verkauf und Neubau im Hof- und Gartenbereich.
1981 Frankfurter Str. 60; kurzzeitige Besetzung nach den Ereignissen um den illegalen Häuserabriss im Flutgraben wegen geplantem Abriss und Neubau. Der unterblieb jedoch am Ende. Das Haus steht heute noch, mit Anbau zur Hofseite.
1981 Kirchenplatz 1A; kurzzeitige Besetzung des maroden Hinterhauses, das wegen der Sanierung des Gesamtkomplexes um das nebenan aus Leib'schem Haus und Wallenfels'schem Haus neu entstehende Oberhessische Museum schließlich abgerissen wurde. Heute ist die unbebaute Grünfläche ein Ärgernis für Anwohner wegen der örtlichen Drogenszene.
1987 Wiesenstr. 6; länger andauernde Besetzung wegen geplantem Abriss. Nach allmählichem Verfall wurde das Haus ab 1997 von der Fachhochschule, heute THM, übernommen und saniert.
2018 Ostanlage 31 (Ecke Moltkestraße); eine eher symbolische Besetzung des schon lange leer stehenden ehemaligen Hauses Blecher; inzwischen steht ein von der Stadt genutzter Neubau.

Das digitale Abbild der Stadt Gießen im Mesh-Format basiert auf Daten der Luftbildbefliegung im März 2020. Vermessungsamt Gießen

Juni 2023

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Bahnhofstraße/Reichensand

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