DO NOT FORSAKE ME,
OH MY DARLING
2:2=2

 

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Produktionsbedingte verzögerungen führen
zu unterschieden in der
US- und GB-reihenfolge. Die deutsche weicht wiederrum und ohne ersichtlichen grund davon ab. Die listung der episoden entspricht der sog. englischen standard-reihenfolge.
Handlungslogisch betrachtet erfordern die episoden von NUMMER 6 keine zwingende abfolge. In praktisch allen ländern, in denen NUMMER 6 lief, gab es eigene reihenfolgen.

Mehr zur episodenreihenfolge...

 

 

"I AM NOT
A NUMBER.
I AM
A PERSON."

"SIX OF ONE,
HALF A
DOZEN OF
THE OTHER."

 

 

DREHBUCH: Vincent Tilsley
REGIE: Pat Jackson
DEUTSCHE EPISODE nr. 8
DEUTSCHE FASSUNG: Joachim Brinkmann
DEUTSCHE ERSTSENDUNG: ZDF 24.01.1970

MEHR: DIE TITEL
SYNCHRONREGIE: JOACHIM BRINKMANN
THIS PAGE IN ENGLISH

EPISODENWÜRDIGUNG

DARSTELLER UND
DEUTSCHE STIMMEN
KOMPLETTE BESETZUNG

Patrick McGoohan
Nummer Sechs
Horst Naumann
Angelo Muscat
Butler
ohne Sprechrolle
Clifford Evans
Nummer Zwei
Alf Marholm
Hugo Schuster
Prof. Seltzman
Wolfgang Büttner
Nigel Stock
Colonel/Nummer Sechs
Klaus Kindler
Gertan Klauber
Kellner
Michael Gahr

Durch einen persönlichkeitstransfer findet sich das bewusstsein von Nummer Sechs im körper eines anderen mannes wieder. Die verantwortlichen erhoffen sich, von Nummer Sechs den aufenthaltsort von Professor Seltzman, dem erfinder der technologie, zu erfahren. Denn nur er beherrscht auch den umkehrprozess. Nummer Sechs verlässt den Ort und fährt ins ausland.

PLATZ 13 Angesichts McGoohans abwesenheit während der produktion nicht so schlecht, wie vielfach beschrieben. Entsetzlich die Seltzmann'sche maschine samt umkehrprozess und hoffentlich als karikatur auf Dr. Frankensteins labor gedacht. Alles in allem verschenkte möglichkeiten in dieser episode.

 

Lesen Sie nur dann weiter,
wenn Sie NUMMER 6 bereits kennen
und sich näher mit hintergründen,
der produktionsgeschichte, therorie und diskussion beschäftigen wollen.
-
Wir sehen uns!

Von Arno Baumgärtel
Recherche von Michael Brüne

Kaum jemand, der diese episode mit der poetischen überschrift "Do Not Forsake Me, Oh My Darling" mag. Der ursprüngliche titel lautete "Face Unknown". Die deutsche version kommt als beinahe teutonisch exakte gleichung daher: "2:2=2". Die episode trägt das stigma, dass sie von vielen kommentatoren geradezu verdammt wird als der letzte müll, "ein elender versuch, die serie als typischen spionagethriller neu zu definieren, aber mit einer einfach nur unglaubwürdigen science-fiction im gepäck", wie es der autor der Anorakzone-website [1] ausdrückt; mit schlechten produktionswerten und erbärmlicher schauspielerei; verständlich, aber doch nicht die ganze wahrheit.

Das bewusstsein von Nummer Sechs ist beinahe von beginn an im körper eines anderen mannes, gespielt von Nigel Stock. Die verantwortlichen im Ort wollen Nummer Sechs mit dieser maßname zwingen, Professor Seltzman, den erfinder

EIN HAUCH VON BOND, JAMES BOND. WER IST DER MANN MIT DEM
"UNBEKANNTEN GESICHT" (URSPRÜNGLICHER TITEL)?
NUMMER SECHS TRIFFT SEINE EX-VERLOBTE IM KÖRPER EINES
ANDEREN MANNES - JEDE MENGE STOFF FÜR EIN DRAMA, ABER NICHT HIER.

der apparatur, aufzuspüren, der allein den umkehrprozess beherrscht. Darum muss Nummer Sechs nach Österreich fahren, wo Seltzman vermutet wird. Dass er zurückkommen wird, gilt als sicher.

Die idee der persönlichkeitsübertragung war ein sehr schwieriges unternehmen. Patrick McGoohan hielt sich in den USA auf, um sein Hollywood-debüt in dem John Sturges-film EISSTATION ZEBRA zu geben. Und intern wurde beschlossen, die serie nach 17 episoden zu beenden. Autor der episode war Vincent Tilsley. Auf der PRISONER-Convention 2003 berichtete er, er habe bei seinem skript ein eher ungutes gefühl gehabt. Denn hier galt es, eine überzeugende NUMMER 6-geschichte ohne den hauptdarsteller zu schreiben.

NUMMER 6
BEINAHE ERFROREN

Lew Grade zog die finanzierung der serie zurück, das geld für die produktion der letzten vier episoden [anm.: "2:2=2", "Harmony", "--3-2-1-0", "Demaskierung"] ging aus. Und zwar derart rapide, dass die teammitglieder geld aus ihren gehältern zusammenlegten, schlicht und einfach um die produktion zu retten. Wenn McGoohan die rolle in EISSTATION ZEBRA nicht angenommen hätte, hätte man anderswo geld auftreiben müssen, die produktion wäre zum stillstand gekommen und wer weiß, was dann passiert wäre.

In seinem buch "Inside THE PRISONER" schreibt Ian Rakoff, David Tomblin habe ihm erzählt, dass die serie in großen geldnöten sei. Patrick McGoohan sagte zu Rakoff, dass er wegen NUMMER 6 nach Hollywood ginge. "Das bedeutet, wir können vier weitere episoden machen." Es ging um die finanzierung der letzten vier episoden, so wie er sie haben wollte. Andernfalls wäre McGoohan die serie aus den händen genommen worden. McGoohan sagte, er könne nicht damit aufhören, er wolle sie retten.

Mit dank an David Stimpson [2]

Tilsley lieferte "2:2=2" ab in der hoffnung, dass er zur diskussion über den entwurf eingeladen würde und man gemeinsam (mit Tomblin, Markstein, McGoohan?) einen verbesserten handlungsstrang entwickeln würde, der dann als resultat eine stimmige, gute episode ergeben sollte. Aber Tilsley hörte nichts mehr von den verantwortlichen. Er wusste auch nicht, ob sein skript verworfen worden war oder ob man es ohne die eigentlich notwendige rücksprache einfach verfilmt hatte. Als er von der ankündigung der ausstrahlung hörte und sich "seine" fertige episode im fernsehen ansah, erkannte er sich nicht mehr wieder. McGoohan war damit total unzufrieden, und vermutlich wurde sie von David Tomblin umgearbeitet. Dabei ging so viel von ihrer ursprünglichen substanz verloren, dass man sich gezwungen sah, den titel "Face Unknown" in "Do Not Forsake Me, Oh My Darling" zu ändern. Womöglich hatte Tomblin schon die nächste zu produzierende episode im kopf, bei der er auch selbst regie führen würde: die westernparabel "Harmony".

Die quintessenz der handlung, die persönlichkeitsübertragung, ist jedenfalls so ziemlich das einzige, was von Tilsleys entwurf übriggeblieben ist. In einer früheren SIX OF ONE-publikation wurde ein vergleich der skripte von "Face Unknown" und "Forsake" veröffentlicht. Danach war Tilsleys entwurf wesentlich besser als das finale produkt. Vieles drehte sich um Nummer Sechs' rücktritt vom dienst und den brief, den er bei der kündigung auf den tisch seines vorgesetzten knallt. Bei einer behandlung im Raum des Vergessens wird er an den tag seines rücktritts versetzt und erlebt im körper des Colonels, der bei Tilsley "Oskar" heißt, die wichtigen stunden, die ihn zu seiner gewissensentscheidung führten. Eine ähnlich geartete regressionstherapie findet in der vorletzten folge "Pas de deux" im Embryoraum statt und wird dort zum zentralen punkt der handlung. Ein grund für die ablehnung? Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass diese episode schon viele wochen vorher - von McGoohan selbst - geschrieben und produziert worden war.

Nicht überliefert ist, wer den songtext aus dem edel-western ZWÖLF UHR MITTAGS von Fred Zinnemann (1952) ins spiel brachte. Ian L. Rakoff erzählt, das sei der titel seines "Harmony"-skripts gewesen. Sehr wahrscheinlich spielten copyrighterwägungen eine rolle, denn die originalstory wurde bis zur unkenntlichkeit umgearbeitet, bevor sie das heute bekannte aussehen hatte.

"2:2=2" hätte eventuell die erste folge einer zweiten staffel sein können, wie hier und da zu lesen ist. Es ist auch die einzige episode mit einer sogenannten pre-credit sequence, ein bei serien beliebtes dramaturgisches mittel, um das fernsehpublikum vor dem eigentlichen serienvorspann über den folgenden werbeblock bei der stange zu halten. Und dieses intro ist wirklich gut, eines thrillers würdig und macht neugierig auf mehr. Darüber hinaus bietet die mit viel stock footage sowie szenen aus anderen episoden angereicherte handlung eine folge von (zwar nur) archivaufnahmen von fahrten durchs europäische ausland, die dem ganzen aber durchaus ein großzügiges flair verleihen, ein hauch von Bond, James Bond eben.

Als ein zumindest merkwürdiges detail tritt zutage, dass der ansonsten als privatmensch völlig unbekannte Nummer Sechs schon längere zeit verlobt sein soll, mit Janet, tochter seines ehemaligen vorgesetzten. Wäre dem wirklich so, erhielte seine entführung eine ganz besonders aparte note, wo doch seine ehemalige geheimdienstabteilung oder maßgebliche personen von dort ziemlich sicher darin verwickelt sind, wie sich in "Die Glocken von Big" und auch in "Herzlichen Glückwunsch" erweist. Der faden wird leider nicht aufgegriffen, wobei es sicher absicht ist, die veranwortlichen für die vorgänge um Nummer Sechs' entführung nicht allzu deutlich aus dem dunkel hervorzuholen.

Eine der vielen vergeudeten möglichkeiten für eine fesselnde story ist die ausarbeitung der in der pre-credit-sequenz eingeführten und offenbar schon länger bestehenden verbindung von Seltzman und Nummer Sechs. David Stimpson [4] weist darauf hin: "Ich bin der Meinung, dass Seltzman etwas mit Nummer Sechs' rücktritt zu tun hatte. Denn schließlich wusste nur der Gefangene, wo Seltzman sich aufhielt, was bedeutet, dass er ihn gedeckt hat. Und der Gefangene hatte Seltzman ein jahr vorher einen brief geschrieben, ungefähr zu dem zeitpunkt, als er seinen rücktritt bekannt gab. Und zu der zeit hat er auch die filmrolle im kamerageschäft deponiert."  Und die für den umkehrprozess benötigte maschine, die Nummer Sechs wieder in seinen eigenen körper schaffen soll, hätte einen guten MacGuffin [3] abgegeben.

Das thema beziehung hätte im plot erscheinen können. Nummer Sechs tritt seiner verlobten im körper eines anderen mannes gegenüber und muss sich Janet erst einmal, eher identifikatorisch, zu erkennen geben. Leider wird vom drehbuch nichts daraus entwickelt, außer dass Nigel Stock als Nummer Sechs im fremden körper Zena Walker küssen durfte. McGoohan hätte es verabscheut. Jede menge stoff für ein drama. Was wir stattdessen bekommen, ist die jagd auf eine maschine im stil von 50er-jahre-sciencefiction-trash.

Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, diese episode wäre niemals realisiert worden. Vielleicht hätte man lieber auf Moris Farhis skript zurückgreifen sollen, das es immerhin bis kurz vor das stadium der umsetzung brachte. Aber allen ungereimtheiten und defiziten zum trotz, sie ist nicht die schwächste episode in der reihe, wenn auch aus anderen gründen, als viele glauben. Aber, lesen Sie selbst: die würdigungen der anderen episoden auf dieser website!

Hugo Schuster als Professor Seltzman, mit einem starken im synchronton natürlich verschwundenen deutschen akzent, ist vom typ ein altbackener wissenschaftler, ein einsamer erfinder, einer eher aus dem 19. als aus den 60er jahren des 20. jahrhunderts. Er wirkt etwas steif, aber man sollte es ihm aufgrund der außergewöhnlichen umstände nachsehen. Als er von

Schon der name ist deutsch oder österreichisch, sein vorname Jacob lässt auf eine jüdische herkunft schließen: Professor Seltzman. Darüber hinaus legt die figur bzw. das äußere von darsteller Hugo Schuster durchaus die parallele mit keinem geringerem als Albert Einstein nahe, was vom drehbuch sicher gern in kauf genommen wurde.

Nummer Zwei verwendet bei der begegnung mit Seltzman absichtlich den ausdruck "Heil!", den üblichen deutsche "Führer"-gruß im "Dritten Reich" ebenso wie die typische handbewegung dazu. Warum nur? Vielleicht verweist diese kleine szene auf eine dunklere vergangenheit.

Ganz sicher weiß Nummer Zwei über Seltzman und dessen vergangenheit bescheid. War Seltzman womöglich ein opfer des nationalsozialistischen terrors? Indem er Seltzman an vergangenes erinnert, ja eigentlich droht, wendet Nummer Zwei fragwürdige und zweifellos zynische methoden an, um den professor dazu zu bringen, für ihn zu arbeiten.

Nummer Sechs im körper des Colonels über die machenschaften erfährt, ist er ehrlich betroffen darüber, was seine erfindung verursacht hat ("mein armer junger freund..."). Und der satz von Nummer Sechs aus "Der Doppelgänger" kommt einem in den sinn: "Das problem mit der wissenschaft ist, dass sie missbraucht werden kann". Was nachwirkt, die blume der allegorie, man muss sie unter dem unkraut finden.

Angesprochen auf den deutschen titel "2:2=2", war Tilsely darüber sehr erstaunt, fand aber die nichtfunktionierende gleichung schließlich gar nicht so abwegig, wie der titel auf den ersten blick vermuten lässt. Dennoch ließ er ein generelles unbehagen an dieser episode spüren, die eben nicht "seine" episode ist. Andererseits wird er seither als autor genannt, wird ihm diese story zugeschrieben, und das ist mehr als nichts.

[1] Anorakzone-website: http://www.anorakzone.com/prisoner/
[2] David Stimpson in seinem blog am 12.12.2012
[3] Der "MacGuffin" ist ein element in filmen oder auch fernsehserien, das die handlung vorantreibt, das jedoch selbst keine große rolle spielt. Es kann ein wichtiges dokument sein oder eine erfindung, hinter dem verschiedene figuren her sind. Die erfindung des begriffs wird regisseur Alfred Hitchcock zugesprochen. In vielen seiner filme findet man einen MacGuffin, der berühmteste sicher das gestohlene geld in PSYCHO.
[4] In einem e-mailwechsel mit dem autor von 2016


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