Im jahr 2009, zum 40. jahrestag der deutschen fernsehpremiere von NUMMER 6, hatten wir gefragt: Was ist besonders
an NUMMER 6? Was ist es, das Sie an den haken genommen und nicht
wieder los gelassen hat? Was ist das spezifische
daran, dass man spätere televisionäre und filmische produkte
sogar mit dem attribut "prisoneresk" belegt hat? Diese rubrik steht weiterhin für beiträge, erinnerung oder theorie, zur verfügung. Don't be shy!
Die hier veröffentlichten beiträge suchen, jeder auf seine
weise, antworten auf diese fragen. Mit großem dank an
die autoren!
Von Arno Baumgärtel
Von hause aus germanist (aber wer ist das schon?), betreiber dieser website
nummer6-theprisoner.de
Zur beantwortung dieser selbst gestellten frage muss ich ausholen.
Die jahre 1967 und 1968, in der geschichte der Bundesrepublik Deutschland, aber auch der Frankreichs und der USA, bilden historische einschnitte, regelrechte landmarken. Ein
paar stichworte:

|
• Auf den straßen und an den universitäten formiert
sich seit mitte der 60er jahre die APO, die außerparlamentarische
opposition, die studentenbewegung, gegen die strukturelle kontinuität
der nationalsozialistischen vergangenheit der Bundesrepublik,
personifiziert in Kurt-Georg Kiesinger, dem kanzler der ersten großen
koalition und einer mit Nazi-vergangenheit. Es ging auch um mehr mitspracherechte an den ordinarienuniversiäten
und gegen den von den USA in Vietnam geführten krieg. Als galionsfigur und politischer mastermind gilt der student Rudi
Dutschke.
•
Am 2. Juni
1967 in Berlin erschießt ein polizist in zivil am rande einer demonstration gegen den Shah von Persien den unbeteiligten studenten
Benno Ohnesorg aus kurzer distanz. Der polizist Karl-Heinz Kurras wird später von schuld frei gesprochen. Die politische und gesellschaftliche
situation radikalisiert sich. Zielscheibe des wachsenden protests werden vor allem die "Bild"-zeitung und der Springer-Verlag.
•
Im April 1968 verübt ein rechtsradikaler einen mordanschlag
auf Rudi Dutschke, an dessen spätfolgen er 1979 stirbt. Es
kommt zu gewaltsamen protesten gegen die mit hetzerischen artikeln polemisierende Springer-Presse.
• Ebenfalls im April wird in den USA Martin Luther King, wortführer der bewegung
gegen die rassendiskriminierung, in Memphis erschossen;
im Juni Robert Kennedy, der bruder des 1963 ermordeten J.F. und präsidentschaftskandidat der Demokratischen
Partei. Die protestaktionen
gegen die kriegsführung der USA in Vietnam greifen weiter um
sich, zumal die nordvietnamesische "Tet"-offensive zwar
militärisch ein misserfolg ist, die kriegsgegner jedoch politisch
stärkt.
• Im Mai 1968 beschließt der Bundestag die seit jahren
heftig umstrittenen notstandsgesetze,
durch die viele die einschränkung der grundrechte befürchten.
• Auf dem CDU-bundesparteitag im November 1968 wird bundeskanzler Kiesinger wegen seiner nationalsozialistischen vergangenheit von Beate Klarsfeld "Nazi, nazi, nazi!" rufend geohrfeigt.
•
Der Pariser
Mai 1968 mit studentenprotesten führt in Frankreich zu
einem generalstreik.
• Im August 1968 wird der "Prager Frühling", die vorsichtigen reformansätze
der politischen führung der (damaligen) Tschechoslowakei durch
die militärische intervention von truppen aus der (damaligen)
Sowjetunion und des Warschauer
Paktes blutig zerschlagen.
Dagegen
führt das jahr 1969 ein bisschen ein schattendasein.
Dabei hat auch 1969 einiges vorzuweisen, wie zum beispiel:
• Die erste ZDF-Hitparade wird im Januar 1969 gesendet.
• In der dauerkrimiserie DER KOMMISSAR verkörpert Erik Ode in der titelrolle das gesellschaftliche vorbild der bundesdeutschen nachkriegszeit.
• Richard Nixon wird neuer, der 37. US-präsident.
• Willy Brandt wird nach der bundestagswahl 1969 der erste sozialdemokratische Bundeskanzler in einer SPD/FDP-koalition.
• Das festival von Woodstock läuft organisatorisch völlig aus dem ruder und wird doch zum inbegriff der hippie- und love & peace-bewegung.
• Neil Armstrong ist am 21. Juli der erste mensch auf dem Mond.
• Die erste staffel von MONTY PYTHON'S FLYING CIRCUS hat bei der britischen BBC premiere.
• Im ZDF läuft am 16. August erstmals die serie NUMMER 6.
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1969, im alter von 13 jahren und somit deutlich zu jung, ein "68er" zu sein, war ein jahr der zäsur. Die familie
zog in eine andere stadt. Ich musste mich um- und eingewöhnen, nicht nur in der schule.
In dieser zeit war das interesse an naturwissenschaft und technik allgemein groß. Passend dazu landete Apollo 11 am 20. Juli auf dem
Mond. Das ereignis konnte ich wegen des umzugs live gar nicht erleben. Am 16. August 1969 lief im ZDF eine neue serie mit dem titel NUMMER
6 an. In den fernsehzeitschriften markierte ich immer die sendungen,
die ich auf jeden fall ansehen wollte. Und wahrscheinlich waren
es die stichworte "utopische serie", "phantastische
serie" oder "science-fiction-serie", mit
denen die reihe beschrieben wurde, die mich als begeisterter gucker
der vorabendserie UNWAHRSCHEINLICHE GESCHICHTEN neugierig machte
(wie sich viel später herausstellte, handelte es sich dabei
um die TWILIGHT ZONE). Und außerdem fiel der etwas seltsame
titel NUMMER 6 unter all den übrigen serientiteln auf.
Ganz bestimmt spielte eine rolle, dass der hauptdarsteller derselbe
war wie der in der beliebten, nicht einmal 30-minütigen vorabendserie GEHEIMAUFTRAG FÜR JOHN DRAKE, nämlich Patrick McGoohan.
1969: DEUTSCHE TV-PREMIERE VON NUMMER 6
2019: 50 JAHRE NUMMER 6
PATRICK McGOOHAN 19.03.1928 - 13.01.2009
CHRONIK 1969 - mehr...
MEHR: VILLAGE STORY BOOK
BLICK: NUMMER 6 - PRISONER CONVENTION
RÜCKBLICK: WEBSITE-HISTORIE WIR SEHEN UNS! ODER...
Dummerweise
habe ich keine erinnerung mehr, ob ich die erste episode von NUMMER
6 überhaupt gesehen habe - möglicherweise gar nicht.
Das nächste, woran ich mich erinnere, ist die titelsequenz
der serie, die sich in fast jeder episode wiederholt. Darin wird
die vorgeschichte erzählt, wie er seine kündigung einreicht, betäubt wird, und im Village erwacht, bis die jeweilige episodenhandlung beginnt. Am ende jedes vorspanns ein prolog, der einen förmlich an den sessel ketten musste:
- Wo bin ich?
- Sie sind da.
- Was wollen sie?
- Informationen.
- Auf wessen seite sind sie?
- Wir sind auf der richtigen seite. Wir wollen informationen...
- Ich sage nichts.
- So oder so, sie werden sprechen.
- Wer sind sie?
- Die neue Nummer Zwei.
- Wer ist Nummer Eins?
- Sie sind Nummer Sechs.
- Ich bin keine nummer, ich bin ein freier mensch!
...
sardonisches gelächter. Haarklein will
man von Nummer Sechs wissen, warum er seinen dienst niedergelegt hat. Nummer Sechs weigert sich standhaft, auch
nur irgendetwas von sich preiszugeben oder zu kooperieren: "Ich
lasse mich nicht zwingen, stoßen, abstempeln, einstufen, werten,
abwerten oder nummerieren. Mein Leben gehört mir."
Mir blieben nur lückenhafte eindrücke und bilder
zurück, vermischt mit den bildern der 1972er teilwiederholung:
der serienvorspann mit diesem faszinierenden
auto,
der geheimnisvolle ort und die pittoreske umgebung zwischen
meer und bergen, der sich deutlich von den üblichen serienschauplätzen unterschied,
abgesehen von der eher grimmigen hauptfigur Nummer Sechs
waren da immer heitere menschen in bunten pullovern und mit sonnenschirmen,
die sich mit "Wir sehen uns!" begrüßten. Das
klang schon damals in meinen ohren eher wie eine drohung.
Am schluss jeder folge das gesicht hinter den zusammenschlagenden
gefängnisgittern und die deprimierende aussage: wieder nicht
entkommen!
Und schließlich ein komischer weißer ballon,
der immer mit gebrüll herbeikam und imstande war, leute zu
ersticken.
Der ballon war genau wie das hochrad, das auf ansteckern und
plakaten zu sehen war, ein wichtiges visuelles vehikel und markenzeichen
für die serie. Außerdem erinnerte der ballon mich immer
an das raumschiff Orion - nur drei jahre vorher war das im fernsehen
gewesen - wahrscheinlich, weil er auch aus dem meer herauskam.

Aber
verdammt: Worauf lief das alles hinaus? Wer
siegt hier am ende? Gelingt ihm die flucht? Wer zum teufel ist Nummer
Eins? Was sollte das ganze überhaupt? Mehr als vier, fünf komplette episoden dürften
es nicht gewesen sein, die ich sehen konnte. Und das lag zum einen
an der unmöglichen sendezeit: samstagnachts irgendwann nach
dem Aktuellen Sportstudio; außerdem an der gefühlten
monatelangen wartezeit zwischen zwei episoden. Und nicht zuletzt,
es war im jahr 1969 nicht selbstverständlich, eine sendung
sehen zu dürfen, von der meine eltern vermutlich selber nicht
wussten, was sie davon zu halten hatten, wenn sie sie überhaupt
ansahen.
Die
sache NUMMER
6 schlief dann relativ schnell ein, um
1972 für einen moment ins bewusstsein zurückzukehren,
als das ZDF sieben episoden wiederholte. Jahrzehntelang war NUMMER
6 nichts weiter als eine zeitkapsel der erinnerung, verblassende
vage bilder. Ein lehrer meiner früheren schule, zugleich fußballspieler
beim örtlichen verein, sah unserem held Nummer Sechs in dem augenblick ziemlich ähnlich, als er aus der betäubung
erwacht. Bildete ich mir zumindest
ein.
Wir
machen einen zeitsprung... in die 80er jahre, die gekennzeichnet waren durch arbeit in universitären gremien. Das hochschulrahmengesetz, stellenbesetzungsverfahren, kapazitätsverordnungen - hoch komplizierte materie und vor allem festgefahrene strukturen. Berufungsverfahren für einen von studentischer seite befürworteten professor mit schwerpunkt medien, film, fernsehen und populäre kultur, endeten meist damit, dass der vom etablierten kollegium hinterrücks abgebügelt wurde. Andere wiederrum verschenkten ihren stoff an lehramtsstudenten unter dem gängigen
kritischen stichwort "didaktik der massenmedien."
Der kampf gegen den bau von atomkraftwerken, die Startbahn West
am Frankfurter flughafen, die volkszählung, die geplante verkabelung
der republik und das politisch durchgedrückte privatfernsehen
standen in dieser zeit weit oben auf der agenda und versetzten große
teile der bevölkerung und der undogmatischen linken in heftige
erregung.
Letzten
endes zogen die (damals) "neuen medien" in gestalt des
kabelanschlusses auch in eher linke wohngemeinschaften ein, und das hatte
durchaus seinen vorteil, denn nur so war es möglich,
zu beginn der 90er jahre die komplette deutsche staffel von
NUMMER 6 wiederzusehen. Erst viel später erfuhr
ich, dass SAT1 die serie schon mitte der 80er wiederholt hatte, was jedoch komplett an mir vorbeigegangen war. Keine zeit für
NUMMER 6.
Glücklicherweise
war inzwischen der videorecorder erfunden worden. Das gab den startschuss,
sich intensiver mit NUMMER 6 zu beschäftigen, vergessenes aus
der versenkung zu holen und recherche zu betreiben. Amerikanische
literatur über fernsehserien fiel mir in die hände. Denn
auf deutsch war so gut wie nichts zu bekommen. Auf diesem weg erfuhr
ich, dass es vier episoden gar nicht auf deutsch gab - und
auch dafür war bald eine videoquelle aufgetan. Die literatur wies auch den weg in
den "Ort" der gefangenschaft von Nummer Sechs,
den es wirklich gibt: Portmeirion im norden von Wales.
Landkarten und reiseführer waren die informationsquellen in
einer zeit ohne maps.google, google.earth und routenplaner. Die menschen
fuhren damals scharenweise auf der suche nach
Dr. Brinkmanns SCHWARZWALDKLINIK ins Glottertal - und wir 1991 ins reale Village nach
Portmeirion. Und wir wurden fündig:
the Village, die PRISONER-Convention, das haus von Nummer Sechs und dazu ein bombenwetter, von dem
die Waliser heute noch sprechen.
Viele
menschen bewundern oder lieben den hauptdarsteller,
produzenten und regisseur Patrick McGoohan, der am 13. Januar
2009 mit fast 81 jahren gestorben ist. Manche finden die production values der serie hervorragend (und
sie sind es tatsächlich), oder die mehr oder weniger versponnenen
stories. Wieder andere finden besonderen gefallen am ort der handlung, dem besagten Portmeirion in Wales, eine siedlung wie ein
traum, oder aber aus einem alptraum.
Seltsamerweise
hatte und hat für mich das im vorspann immer wieder zu hörende
credo der hauptfigur: "Ich bin keine nummer, ich bin ein
freier mensch!", das bestreben von Nummer Sechs', ein individuum
und frei zu sein nicht den stellenwert wie für andere. Eher ist es die kombination aus
handlung, dieser von grund auf widersässigen figur Nummer Sechs,
dem set-design und dem fraglosen surrealismus darin, was
mich an der serie angesprochen hat und noch immer anspricht. Das
ganze ergibt deutlich mehr als die summe seiner bestandteile.
Obwohl durchaus "realistisch" in der schilderung, entziehen sich einem die geschehnisse, sind nicht richtig greifbar. Sie erzeugen ein unbehagen. Dialoge sind oft verknappt
und mehrdeutig, ergehen sich in anspielungen oder sind sogar gelegentlich
völlig abwesend. Einzelne szenen und momente in der serie rufen ein
gefühl der unbestimmtheit, des vagen, ja der indifferenz hervor,
an der jegliche subversion abzuprallen scheint.
Die serie NUMMER 6 - das freilich eine feststellung im nachhinein
- transportierte das bild einer realität, das nur wenige millimeter
versatz von dem unseren des jahres 1969 hatte, und das mir später
in manchen romanen und storys von Philip K. Dick wieder begegnete.
Über 40 jahre weiter ist die science-fiction an NUMMER 6 längst
kalter kaffee und - nebenbei bemerkt - gerade der lächerlichste
teil daran, das ballonmonster Rover bleibt
als sinnbild höchst aktuell. Schrankgroße supercomputer
dagegen, kabelfernsehen und kabelloses telefon, ständige kameraüberwachung
der privatesten bereiche, folter, physische und psychische
konditionierung sowieso, der mensch als profil von kolonnen von
zahlen und nummern in datenbanken... Der versatz beider realitätsbilder
ist beinahe infinitesimal knapp, sprich: kongruent geworden. Das
ist der mehrwert der serie, der sie hat überdauern lassen.
Für eine fernsehserie war das
verdammt allerhand.
An
dieser stelle berührt NUMMER 6 das
literarische werk von Franz Kafka. Und wahrscheinlich liegt hier
der grund, warum man seither manche filme und auch fernsehserien
als prisoneresk bezeichnet. Schließlich
gibt es eine folge NUMMER 6, die sehr deutlich - nicht nur, aber
auch Kafka ist: die episode "Die Anklage", im original
"Dance Of The Dead". Bis in einzelne einstellungen hinein
hat man sich hier den Orson-Welles-film DER PROZESS aus dem
jahr 1962 buchstäblich als vorbild genommen. Liest man dagegen
über die produktionsumstände dieser episode, erweist sich,
dass der surrealismus von NUMMER 6 ganz und gar nicht ein durchgeplantes
konstrukt ist, sondern das ergebnis einer reihe von zufällen,
die sich dem rationalen zugriff meistens entziehen - was also durchaus
im geist der surrealisten wäre.
Als
quintessenz bleibt für mich, das kunstwerk NUMMER 6 ist deutlich klüger als sein schöpfer.
Bei
der beschäftigung mit der faszination NUMMER 6 sind
in jedem fall auch individuelle, biografische und soziokulturelle
faktoren entscheidend:
- Hattet ihr schon einen fernseher?
- Wie alt warst du, als die serie das erste mal lief?
- Durftest du überhaupt fernsehen?
- Wie lange am tag?
- Was durftest du sehen?
- Was hast du meistens gesehen?
Wir, die die-hards sind mehr oder weniger von derselben generation,
um die 50, 60 und älter. In ermangelung von aufnahmegeräten musste
in diesen frühen fernsehtagen jede sendung in echtzeit angesehen
werden. Für Deutschland kommt hinzu, dass es nur zwei oder
zweieinhalb sender gab (ARD, ZDF, die regionalen Dritten mit nur
wenigen stunden täglicher sendezeit). Zerklüftete fernsehverhältnisse
mit hunderten frei empfangbarer sender sowie werbeunterbrechungen
in filmen und serien kannte man allenfalls vom hörensagen aus
den USA. Und das heißt für 1969:
Fernsehen war jung und neu.
Fernsehen war stadtgespräch.
Das fernsehen selbst war die botschaft!
Und die serie NUMMER 6 machte ihren eigenen diskurs über
die medialen verhältnisse auf.
Für
andere leute meines alters bedeutet fernsehen allerdings nicht zwangsläufig
dasselbe oder überhaupt etwas. Zuschauer
bzw. fans in Großbritannien haben wieder einen ganz anderen
zugang. McGoohan war, wie hier, überaus beliebt und bekannt. Fernsehserien gehörten und gehören jedoch zur alltäglichen
kultur - in Deutschland lange zeit nicht, vermutlich heute noch
nicht richtig. "E"
wie ernst und "U" wie unterhaltung, hoch-
und trivialkultur; in Deutschland herrscht schubladendenken. Nicht zu vergessen, das mantra des öffentlich-rechtlichen
bildungsauftrags der massenmedien. Und alles streng
voneinander getrennt, nur im jeweiligen fachbereich erhältlich.
Was nicht ins eigene fach passt, wird ausgeblendet. Scheuklapp rules.
Der
umgang britischer fernsehsender mit ihrer seriengeschichte ist völlig
anders als hierzulande.
So wurde THE PRISONER anlässlich
des 80. geburtstages von McGoohan im März 2008 ebenso landesweit
wiederholt wie nach seinem tod. Das PRISONER-remake von 2009 in sechs teilen schlug vergleichsweise hohe wellen.
Dagegen weiß man beim ZDF, in der pressemitteilung zu McGoohans tod, nicht einmal mehr, dass man die serie 1969 im
eigenen programm hatte. Andere hätten sich für so einen
eintrag im portfolio ein bein ausgerissen. Die erinnerung stirbt
mit den beteiligten personen. Aber abgesehen davon, hält der
sender den erzählstil sowieso für (zitat) "unzeitgemäß".
Über die güte des erzählstils von serien wie die
erwähnte SCHWARZWALDKLINIK, DER BERGDOKTOR, ROSAMUNDE PILCHER,
DER ALTE oder heutzutage SOKO und so weiter und so fort wollen wir an dieser stelle lieber nicht
räsonnieren.
NUMMER
6 ist eine serie mit sehr vielen facetten, jedoch beliebig ist sie nicht.
Alles ist eine frage der perspektive, auch am
drehschauplatz in Portmeirion. Denn dieser ort ist ganz
nach prinzipien des schauwerts aufgebaut. Das
ist für mich das besondere an NUMMER 6.
2006
geschah, was man als fan der ersten stunde kaum
für möglich gehalten hatte: KOCH-MEDIA brachte
die erste deutsche home-video-fassung von NUMMER 6 heraus, komplett,
also auch die vier niemals synchronisierten episoden, plus zwei
alternative versionen bekannter episoden und dazu diverses zusatzmaterial.
Das erscheinen der DVD-box zog bisher vier treffen nach sich, 2007
und 2008 in Wiesbaden, 2009 und 2010 in Gießen. Es galt zu testen, wie denn die resonanz auf die (zu dem zeitpunkt) 40 jahre alte serie
heutzutage noch ist. Und um das glück nahezu vollkommen zu machen, brachte das ebenfalls öffentlich-rechtliche ARTE 2010 NUMMER 6 zurück ins deutsche fernsehen, und das mit einem regelrechten paukenschlag, nämlich der erstsynchronisation der vier nicht-deutschen episoden von 1969. Koch-Media wiederrum brachte die DVD erneut heraus und als premiere auch eine BD-version.
Am
beginn dieser website stand kaum mehr als ein artikel von rund
zwölf schreibmaschinenseiten. Vielleicht ist es ja ein bisschen wie in Arthur C. Clarkes kurzgeschichte "Die neun Milliarden
Namen Gottes": Wenn das letzte zeichen über die serie
geschrieben worden ist, hört die welt hört auf zu existieren. Patrick McGoohan wurde wegen seiner
großen einflussnahme auf die produktion halb scherzhaft als
Gott bezeichnet. Aber das steht freilich auf einem ganz anderen blatt...
Wir
sehen uns!

1969: DEUTSCHE TV-PREMIERE VON NUMMER 6
2019: 50 JAHRE NUMMER 6
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