Troyer:
Ich sollte ihnen sagen, dass ihr und mein gast Patrick McGoohan
ist. Mr. McGoohan, seinen freunden auch vertraulich als Nummer Sechs
bekannt, war die kreative kraft hinter, der ausführende produzent
von und in einigen fällen der drehbuchautor einer serie mit
dem titel NUMMER 6, die schon einige male im fernsehen gelaufen
ist, nicht zuletzt auch auf diesem sender.
AUS DEM ENGLISCHEN VON ARNO BAUMGÄRTEL |
Mr. McGoohan ist von Los Angeles hierher gekommen, um sie zu treffen
und mit ihnen und mir zu sprechen. Und um eine gruppe NUMMER 6-
ahem, club groupies zu treffen, einige sind vom Seneca College,
wo es ein seminar über die serie gab,

einige von OECA und ein
paar weitere personen. Wir werden also über NUMMER 6 sprechen,
und ich glaube, die offensichtliche erste frage lautet: Woher zum
teufel kam die idee dazu? Wie haben sie damit angefangen?
Interviews mit Patrick McGoohan sind nicht so selten, wie man aufgrund des öffentlichkeitsscheuen verhaltens des hauptdarstellers, produzenten und regisseurs von NUMMER 6 geneigt ist zu glauben. Eine (mutmaßlich) vollständige sammlung findet man hier. |
McGoohan:
Langeweile, so hat es angefangen.
Troyer: Nur das? Vom fernsehen? Von der gesellschaft, oder von ihnen selbst?
McGoohan:
Anfangs vom fernsehen. Ich habe eine serie mit dem titel
"SECRET AGENT" gemacht. Hieß sie hier so oder "DANGER
MAN"? Es gab zwei titel.
Troyer: "DANGER MAN."
PATRICK McGOOHAN IM GESPRÄCH MIT MIKE TOMKIES
PATRICK McGOOHAN IM INTERVIEW MIT BILL KING
SIMON BATES, BBC-INTERVIEW MIT PATRICK McGOOHAN
CHRIS RODLEY: INTERVIEW MIT GEORGE MARKSTEIN
PATRICK McGOOHAN: INTERVIEW MIT ALAIN CARRAZÉ
DAVE BARRIE ÜBER RODLEYS IN MY MIND
MEHR: DAS L.A. TAPE
McGoohan:
"Ich hatte 54 mal DANGER MAN gemacht, und ich dachte,
das wäre eine angemessene zahl. Ich ging also zu dem gentleman,
Lew Grade, dem finanzier, und sagte ihm, dass ich mit SECRET AGENT
aufhören und etwas anderes machen wollte. Das mochte er aber
nicht. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn ich ewig damit weiter
gemacht hätte. Ich sagte ihm aber, ich würde aufhören.
Also fragte er: 'Was ist der plan?' Das war anfangs nur am telefon.
Also traf ich ihn am samstagmorgen um 7 uhr. Das war immer die zeit
für unsere unterhaltungen. Und er fragte: 'Was ist der plan?'
Von der PRISONER-sache hatte ich schon einen entwurf vorbereitet.
Ich war ursprünglich darauf gekommen, als wir für SECRET-AGENT-aufnahmen
in einen ort namens Portmeirion gegangen waren. Für mich war
das ein außergewöhnlicher ort, architektonisch und atmosphärisch,
den man ruhig für etwas benutzen sollte. Das war zwei jahre,
bevor ich das konzept entwickelte. Ich bereitete es vor und ging
zu Lew Grade. Ich hatte bilder vom ort und einen entwurf dabei,
aber er sagte nur: 'Ich will den enwurf nicht lesen'. Er meinte,
er lese nie entwürfe, er könne nicht lesen, nur abrechnungen.
Und dann: 'Also, um was geht es, erzähl's mir.' Ich erzählte
ungefähr zehn minuten lang, dann stoppte er mich und sagte:
'Ich verstehe kein wort von dem, was du da sagst, aber wie viel
soll es kosten?' Komischerweise hatte ich schon eine finanzierung
dabei. Ich sagte es ihm und er: 'Wann kannst du anfangen?' Ich sagte
am Montag, mit den skripts. Er sagt: 'Das geld ist am montagmorgen
auf dem konto deiner firma.' Das war es auch. Und so fingen wir
an. Dahinter stand natürlich eine gewisse ungeduld mit der
numerologie der gesellschaft, und wie wie uns in ziffern verwandeln
lassen, es war also noch etwas anderes dahinter."
Troyer:
Hatte das etwas persönliches im sinne ihrer reaktion auf die
gesellschaft oder war es mehr eine beobachtung? Fühlen sie...
McGoohan:
Ich glaube, unsere entwicklung geht zu schnell voran. Ich denke,
wir sollten zurückfahren und die dinge, die wir entdeckt haben,
sich setzen lassen.
Troyer:
Sie wollten ursprünglich keine 17 folgen machen?
McGoohan:
Nein, sieben, als miniserie, keine serie. Ich dachte, das
konzept würde nur für sieben reichen. Aber dann wollte
Lew Grade an CBS verkaufen, glaube ich, lief zuerst in den USA,
und er sagte, er könne das geschäft nicht machen, wenn
er nicht mehr hätte. Und er wollte 26, und ich konnte mir keine
26 stories vorstellen, das wäre zu dünn. Aber wir haben
es zusammen mit meinen autoren hinbekommen und uns über's wochenende
zehn weitere entwürfe ausgedacht. Letztlich waren es 17, aber
es sollten sieben sein.
Troyer:
Aber sie haben zehn in zwei tagen gemacht? Zehn entwürfe?
McGoohan:
Über ein wochenende, ja. Entwürfe, ich meine so...
sieben, acht seiten umfang. (Troyer kichert.)
Troyer:
Wie haben sie das konzept den autoren beschrieben oder erklärt,
als sie sich das erste mal zusammengesetzt haben? Was haben sie
denen gesagt?
McGoohan:
Es war sehr schwierig, weil sie selber gefangene ihrer konditionierung
waren, sie waren es gewohnt für THE SAINT ("Simon
Templar"; Ü.) zu schreiben, für SECRET AGENT,
und es war sehr schwer zu erklären. Wir haben auch ein paar
unterwegs verloren. Ich hatte ungefähr 40 seiten geschrieben,
eine art geschichte des Ortes, die telefone, die man dort
hat, die kanalisation, das essen, personen- und warenverkehr, die
grenzen, eine beschreibung des Ortes, jeder aspekt; sie erhielten
kopien davon, und dann haben wir darüber gesprochen, sie weggeschickt
und gehofft, sie würden mit brauchbaren ideen zurückkommen.
Troyer:
Was ist mit der philosophie, der existenzgrundlage des Ortes?
Was haben sie ihnen dazu gesagt? Die raison d'être,
nicht seine mechanismen...
McGoohan:
(mit bedacht) Es war ein ort, wo man versucht, das individuum
auf jede nur mögliche art und weise zu zerstören; seinen
mut zu brechen, sodass er akzeptiert, dass er Nummer Sechs ist und
fortan glücklich als Nummer Sechs lebt. Und das ist der eine
rebell, den sie nicht brechen können.
Troyer:
Was sollte am ende herauskommen beim brechen des indivduellen willens?
McGoohan:
Am ende?
Troyer:
Für den Ort, warum das ganze, der zweck?
McGoohan:
Ich glaube, es passiert jeden tag um uns herum. Ich musste
mich anmelden, um in diesen kasten* reinzukommen!
Troyer:
Hat sie auch verärgert? (kichert; *Anm.: McGoohan benutzt
den begriff "joint" = "ort", "vergnügungsstätte")
McGoohan:
Leicht, ja. Zugangsberechtigungen und, wissen sie, lassen
sie uns in den keller gehen und das alles. Was mich angeht, hat
das mit NUMMER 6 zu tun. Und das macht mich wahnsinnig. Und rebellisch!
Genau das hat Nummer Sechs getan, dagegen hat er gekämpft!
Troyer:
Aber im alltäglichen leben, haben sie da den willen und die
kraft, gegen jede form von herabsetzender behandlung anzugehen?
McGoohan:
Kann man nicht, andernfalls wird man verrückt! Man muss
damit leben. Das macht uns zu gefangenen! Zum totalen rebell werden
können sie nicht. Sonst müssen sie auf einer einsamen
insel leben. So einfach ist das.
Troyer:
Wie viel psychischen verschleiß gibt es, verstandesmäßige
abnutzungserscheinung, wenn man nicht rebelliert? Wie viel gibt
man weg oder verliert man? Wie hoch ist der preis dafür, nicht
jedes mal zu rebellieren, sich nicht jedes mal zu beschweren?
McGoohan:
Magengeschwüre, magengeschwüre.
Troyer:
Haben sie magengeschwüre?
McGoohan:
Ein paar.
Troyer:
Schlimm?
McGoohan:
Nicht so ganz. Werden nur schlimmer. (lacht)
Troyer:
Wie viele drehbücher haben sie geschrieben? Es gibt zwei mit
ihrem namen.
McGoohan:
Ja, auf zwei, und dann habe ich noch ein paar unter anderem
namen geschrieben: Archibald Schwartz war einer, Paddy Fitz der
andere.
Troyer:
Also, wie viele insgesamt?
McGoohan:
Fünf, denke ich.
Troyer:
Welche? Das letzte...
McGoohan:
Das erste habe ich neu geschrieben. Es war... nicht so, wie
ich es wollte. Und das letzte ist auch von mir. Das vorletzte ist
von mir. "Free For All" war eins, und noch eins, an das
ich mich spontan nicht erinnern kann. Ist lange her.
Troyer:
Was sagen sie zu dem, was um die serie herum gewachsen ist, und
was man angemessen nur als "kult" bezeichnen kann, eine
art mystik, hier und auch in Europa?
McGoohan:
Das erfreut mich sehr. Denn als die serie zum ersten mal
in England herauskam, gab es viele, die sie hassten. Eine liebe/hass-beziehung,
wie man das auch immer sehen mag. Ein kleines bisschen kult gab
es schon, und jetzt eben noch stärker. Weil jeder wissen will,
wer Nummer Eins war. Denn man dachte, es gäbe so einen James-Bond-typ
von Nummer Eins. Als man es gesehen hatte, gab es beinahe einen
aufstand, und man wollte mich lynchen. Ich musste mich zwei wochen
in den bergen verstecken, bis die dinge sich beruhigt hatten. Wirklich
wahr!
Troyer:
Die waren aufgebracht?
McGoohan:
Oh ja! Gingen in den straßen rum, es war gefährlich!
Troyer:
Wieso? Warum waren sie aufgebracht?
McGoohan:
Weil sie sich betrogen fühlten, wissen sie, weil es
keine Nummer Eins vom typ James Bond war.
Troyer:
Sie selbst waren es.
McGoohan:
Ja, richtig, wir kommen später darauf, denke ich.
(Wissendes lachen von Troyer) Wir kommen darauf zurück,
es ist sehr wichtig.
Troyer:
Wissen sie, was für mich wirklich interessant ist, dass ein
reihe meiner freunde und kollegen, die die ganze serie gesehen haben,
mir nach der letzten folge erzählt haben, sie würden sich
ärgern, weil sie nicht erfahren hätten, wer Nummer Eins
war. Das ging so schnell, dass sie die wahrnehmung ablehnen.
McGoohan:
Das war absicht, ich habe vergessen, wie viele Einzelbilder;
vielleicht 52 oder so von der aufnahme, wo dem affen die maske abgerissen
wird. Und Nummer Eins ist ein affe, und dann ist er er selbst. Das
war absicht. Ich meine, man hätte es auch gute zwei minuten
halten können, mit einem untertitel dabei, wissen sie, auf
dem steht "Er ist es". (Alle lachen.) Aber ich
wollte mich dieser niedrigen mentalität nicht anbiedern, die
nicht verstanden hat, was ich versucht habe zu sagen. Also musste
ich etwas schnell machen, um das aufzugreifen, das ist alles.
Troyer:
Was sagen sie zu all den analysen, der philosophiererei und der
kritik an der serie? Man hat versucht, derart viel daraus zu machen,
so viele bedeutungsebenen zu finden und sie in sehr viele richtungen
zu zerlegen.
McGoohan:
Das erstaunt mich! Zum beispiel diese schöne präsentaton
hier, die sie für unsere guten freunde vorbereitet haben, gibt
vielen der geschichten eine tiefere bedeutung, als ich jemals dachte.
Troyer:
(kichernd) Oder eine pompösere?
McGoohan:
(automatisch) Ja. (Troyer kichert wieder.) Nein! Oh nein,
überhaupt nicht. Nein, nein. Es ist wirklich hervorragend,
ich bin sehr zufrieden.
Troyer:
Ein paar fragen... hier drüben...
Junge
frau: Was sagen sie zu der reaktion auf die serie NUMMER 6,
als sie das erste mal in Großbritannien lief?
McGoohan:
Erfreut. Ich wollte kontroversen, argumente, kämpfe,
diskussionen, und leute, die mir verärgert zuerst zuwinken:
"Wie konnten sie nur? Warum machen sie keinen SECRET AGENT
mehr, den haben wir noch verstanden?" Diese reaktionen haben
mich gefreut, ich glaube, das ist gut. Das war der sinn der übung.
Troyer:
Haben sie von politikern, bürokraten oder leuten in verbänden,
die alle kennen und hassen, irgendeine form von reaktion bekommen?
McGoohan:
Nicht genug. Die sind allem aus dem weg gegangen, denke ich.
Aber damals waren sie es natürlich, die es nicht verstanden
haben.
Troyer:
Uh-hu. Gab es etwas, das ihnen mehr spaß gemacht hat als das
andere? Hat es ihnen gefallen, in einem western zu spielen? ...für
ein paar szenen einen westernhelden?
McGoohan:
Ich weiß ja nicht, was ihr lieben leute euch da zurecht
gelegt habt, aber der grund dafür, das sage ich euch, war,
dass ich einen western machen wollte. Habe ich noch nie gemacht.
Und es ist noch nie einer in England gemacht worden, und wir brauchten
eine story. (Alle lachen.) Die haben wir dann zusammengerührt,
in vier tagen geschrieben und gefilmt, wissen sie...
Troyer:
Sie war harmlos...
McGoohan:
Es hat hat spaß gemacht, ja, spaß. Und was immer
ihr da rein legt, das ist der grund. Dann wurden die figuren und
all das aufgestellt und noch ein paar andere konzepte mit anderen
ebenen dazu gepackt, soziologische ebenen, aus denen man sich rausnehmen
kann, was man will.
Troyer:
Kann man ein vernünftiges kreatives unternehmen angehen, eins
erschaffen, egal in welchem medium, ohne dass es gleichzeitig verschiedene
ebenen hat? Wie viel daran ist bewusst oder unbewusst?
McGoohan:
Das ist sehr..., ah, viel daran war bewusst, in meinem fall.
Natürlich, andere dinge geschehen einfach. Zum beispiel, was
so zufällig war, die sache mit dem ballon, was eine ganze menge
ausgemacht hat...
Troyer:
"Rover."
McGoohan:
"Rover", ja. Nun, warum das passiert ist, es ist
wieder wie bei dem western. Das..., ah... Wir hatten diese fantastische
maschine machen lassen, die "Rover" sein sollte, das ding
war wie ein luftkissenboot, konnte tauchen, sich auf dem strand
bewegen, an wänden hochklettern; alles konnte es tun. So war
unser original-Rover. Dummerweise, am ersten drehtag, war es noch
nicht so perfekt wie gedacht, die ingenieure, mechaniker und wissenschaftler
waren nicht fertig geworden. (Troyer kichert.) Und am ersten
drehtag sollte "Rover" vom strand ins wasser gehen, ein
paar mal signalisieren und die räder drehen und wieder zurückkommen.
Aber es ging ab ins wasser und (gelächter überall)
blieb unten, für immer. Dann mussten wir drehen. Und "Rover"
war an diesem tag in jeder szene. Also hatten wir keinen "Rover",
und es sah auch nicht danach aus, als sollte er überhaupt nochmal
wiedererweckt werden. Da stehen wir nun. Mein produktionsmanager,
Bernard Williams, (ein wunderbarer kerl) steht neben mir und sagt:
"Was machen wir?" Er ging so hin, sah in den himmel, und
da war dieser ballon. Er sagt: "Was ist das?" Und ich:
"Ein meteorologischer ballon." Er guckte mich an. Und
ich sagte: "Wie viele kannst du innerhalb von zwei stunden
beschaffen?" Tja. Und er sagt: "Werde ich sehen."
Er ging weg und rief die wetterstation in der nähe an. Ich
machte einige andere aufnahmen, um die zeit zu überbrücken,
während er fort war. Dann kam er zurück und hatte hunderte
davon mitgebracht. Er hatte einen krankenwagen genommen, um schnell
hin und zurück zu kommen, denn zur nächst größeren
stadt war recht weit. Er kam zurück mit ihnen, den verrückten
ballons, in allen größen, so entstand "Rover."
Wir
haben sie dann mit etwas wasser gefüllt, einige mit sauerstoff,
andere mit helium, je nachdem, was wir damit tun wollten. Schließlich
konnten wir alles damit machen: hinlegen lassen, männchen machen,
alles (gelächter)
... wirklich. Wir haben etwa 6000 davon gebraucht.
Troyer:
Tatsächlich?
McGoohan:
Oh ja. Sie sind äußerst zerbrechlich, gehen schnell kaputt.
Troyer:
Sie haben also einige szenen verloren, als Sie in dem boot gedreht
haben...
McGoohan:
Wir hatten immer welche in reserve dabei, die ganze zeit,
ja.
Junger
mann: Was mich interessiert hat, war der stil, in dem das alles
gehalten ist, die kleinigkeiten, hunderte kleiner tupfer. Nach allem,
was sie bisher gesagt haben, waren das alles zufälle, der weiße
ballon, wie sie auf den Ort gekommen sind...
McGoohan:
Oh ja...
Junger
mann: Und dabei hatten sie unglaubliches glück.
McGoohan:
Ja, aber, sie... Nein, nein, nein, nein... Vergessen sie
nicht, gerade am anfang gab es die seiten, auf denen das ganze konzept
ausgebreitet war. Das war kein zufall.
Junger
mann: Nein, aber die kleinigkeiten...
McGoohan:
Das ergibt sich sowieso.
Junger
mann: Aber so etwas habe ich in anderen serien noch nicht so
oft gesehen.
McGoohan:
Sehen sie, das kommt, weil man danach sucht. Ich hatte zum
glück zwei oder drei kreative leute, die mit mir gearbeitet
haben, wie mein freund, der, wie gesagt, den wetterballon gesehen
hat. Wo immer wir diese kleinigkeiten gefunden haben, haben wir
sie mit reingenommen. Aber das design diese NUMMER-6-dings, das
war ganz klar von beginn an fest gelegt.
Junger
mann: Und der stil der umsetzung...
McGoohan:
Der stil war auch klar definiert, das design der ausstattung,
das war alles von anfang an klar fest gelegt. Da gab es keine zufälle,
wissen sie, die blazer, die nummern und all die sachen, das verrückte
kleine fahrrad und all das.
Troyer:
Was glauben sie, hatte die serie eine anziehungskraft, so etwas
wie einen nischeneffekt, hauptsächlich auf leute in den oberen
20 prozent des intelligenzquotienten oder so?
McGoohan:
Hauptsächlich intelligente leute... solche wie wir hier
haben?
Troyer:
Ja, das meinte ich.
McGoohan:
Sehen sie, eins der frustrierenden dinge, wenn man unterhaltung
macht, ist, dass man versucht, es allen recht zu machen. Das ist
fatal, meine ich. Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Es
wird zu einem großen teil gemacht, wissen sie. Wir haben unsere
horrorfilme, und wir haben unsere science-fiction-sachen. Die besten
werke sind die, die sagen... jemand sagt: "Wir wollen etwas
genau so machen", und es dann tun, nicht weil sie auf ein bestimmtes
publikum abzielen. Sie machen es, weil sie glauben, dass die story
interessiert und sie das eben so tun wollen. Sie tun es, und für
denjenigen, wer auch immer es sich ansieht, ist es ein privileg.
Ich meine, wissen sie, das gemälde in der kunstgalerie. Sie
haben die wahl, sich dieses anzusehen oder jenes oder ein anderes.
Oder sie gehen gar nicht dorthin.
Zweiter
junger mann:
Da
kommt eine analogie heraus aus der literatur mit epischer lyrik
oder ein kunstepos. Und NUMMER 6 scheint alle qualitäten eines
epos' zu haben, einschließlich der struktur, bei der sie schließlich
gelandet sind: Es fing an mit sieben teilen und endete mit 17.
McGoohan:
Ja.
Zweiter
junger mann: Ein paar besondere epische dramen dieser art oder
wenigsten in dieser richtung gab es schon... Ich habe eine frage,
ausgehend von einer beobachtung in einem dieser dramen, Spencers
"Faerie Queene", wo es einen zwerg gibt, der begleiter
Unas und des Rotkreuzritters, kam die idee für Angelo Muscat
(der stumme Butler in NUMMER 6; Ü.) daher?
McGoohan:
Oh, das weiß ich nicht. Woher war das?
Zweiter
junger mann: Gibt es ein literarisches bild...?
McGoohan:
Nein, daran habe ich sicher nicht gedacht. Zu Angelo hat
es alle möglichen interpretationen gegeben. Er ist ein sehr
angenehmer mensch..., sehr, sehr angenehm. Es ist so etwas wie...,
es sollte etwas düsteres an ihm sein. Ich meine, letzten endes
sollte immer die möglichkeit bestehen, dass er doch Nummer
Eins ist. Sehen sie, ich weiß nicht, ob jemand..., nehmen
sie das überhaupt auf? Ich weiß nicht, aber..., weil
er so ein treuer freund war und immer an der seite von Nummer Sechs,
daher... sollte es zumindest die möglichkeit geben, dass er
einer der bösen wäre, und besonders in der letzten episode,
wenn er... - er ist derjenige, der mit Nummer Sechs geht, und beide
gehen in... Vielleicht steht er über Nummer Eins, irgendwo...
Wissen sie, man hat solche... stars, superstars, und wie nennt man
sie als nächstes? Kometen? Also, vielleicht ist er so etwas,
der kleine Angelo. Es sollte etwas düsteres an ihm bleiben.
Zweiter
junger mann: Es war nur neugier, weil es so viele bilder aller
figuren aus der serie gibt, die... literarische querverbindungen
haben, ob nun absichtlich oder nicht (McGoohan: Ja.)... das
spielt nicht wirklich eine rolle, oder? Vielleicht gibt es ein element...
McGoohan:
Nein, glaube ich nicht, das es eine rolle spielt.
Zweiter
junger mann: Nein, spielt überhaupt keine rolle.
McGoohan:
Ich denke nicht, dass bei so einer... ich..., ich benutze
das wort "surrealistisch", einer sache immer alle losen
enden zusammengeführt werden müssen. Ich meine, dass man...,
dass für die zuschauer möglichkeiten bestehen, sich ihre
eigenen gedanken darüber zu machen.
Dritter
junger mann: Mr. McGoohan, meine frage hat mit religion zu tun.
McGoohan:
Ja.
Dritter
junger mann: Ich habe ein bisschen über sie gelesen und
denke, sie sind ein sehr religöser mensch. Meine frage bezieht
sich auf "Demaskierung" (die letzte episode; Ü.).
Nach meiner interpretation haben viele dinge darin... damit
zu tun. Ich denke speziell an die kreuzigung der beiden rebellen,
wenn man ihre arme auseinander zieht, Nummer Sechs' versuchung durch
den Präsidenten, die versuchung Christi...
McGoohan:
Er bekommt einen thron.
Dritter
junger mann: "Dry Bones" (der gospelsong der Four
Lads aus dem soundtrack; Ü.), all das. Zuerst, würden
sie mir zustimmen, dass das absicht war? Dass es...
McGoohan:
Ah, antwort: nein. Ich hatte nie irgendwelche religösen
eingebungen, was das betrifft. Ich wollte es dramatisch umsetzen.
Natürlich, die versuchung mit dem thron und das ganze zeug,
ah... das ist die zeit Luzifers. Aber in dem augenblick habe ich
nicht daran gedacht. Vielleicht war irgendwo in meinem kopf die
sache mit dem "Und-der-hüftknochen-kommt-wieder-zum-schenkelknochen".
Mir erschien der song passend für die situation und traf genau
auf den jungen mann zu (gemeint: Nummer 48; Ü.). Denn,
wie man ja weiß, im jugendlichen alter ist es leicht, vom
weg abzukommen, und er war vom weg abgekommen, und versucht, die
dinge wieder zusammen zu bekommen.
Dritter
junger mann:
Wenn
ich von religion spreche, meine ich eine moralische einstellung
zum leben.
McGoohan:
Ich würde sagen, das ist nötig, ja.
Dritter
junger mann: Okay, ist es dann richtig zu sagen, dass Nummer
Sechs darauf abzielt? Ist das die quelle seines widerstands? Steht
er morgens so auf und verbringt einen neuen tag im Ort?
McGoohan:
Eine sehr gute bemerkung. Und ich glaube, das ist vermutlich
richtig, ja... eine moralische kraft, die einem sagt: "Ich
habe einen eigenen verstand, eine eigene seele, und das ist nicht
alles nur mir, es hängt mit einer größeren kraft
jenseits von vor zusammen." Er ist wahrscheinlich nicht jeden
morgen so aufgestanden und hat alles dermaßen analysiert,
aber ich glaube, diese kraft steckt in ihm und in jedem, der in
der lage ist, individuell zu kämpfen.
Dritter
junger mann: Würden sie sagen, dass es so etwas bei den
ortsbewohnern nicht gibt? Sind die seelenlos?
McGoohan:
Ah, die mehrheit ist durch etwas wie eine gehirnwäsche
gegangen. Man hat ihnen die seelen rausgewaschen. Sie haben zu viele
werbespots gesehen.
Troyer:
Ich war immer der meinung, dass fernsehwerbung dem verstand gut
tut, weil sie uns skeptisch macht, und dass man gerade das schon
sehr früh lernen sollte.
McGoohan:
Nun, es werden nicht genug leute skeptisch dadurch, denn
wenn es so wäre, würden die skeptisch gemachten nicht
den ganzen mist kaufen, für den geworben wird. Dann wären
sie raus aus dem geschäft.
Vierter
junger mann: In einer szene von ihnen mit Leo McKern sagt er:
"Ich bringe sie um." Und sie sagen: "Ich sterbe."
Und er: "Sie sind tot." Ist das eine redewendung oder
ist etwas darunterliegend passiert?
McGoohan:
Sie sprechen jetzt über "Pas de deux"?
Vierter
junger mann: Ja, "Pas de deux".
McGoohan:
Nun, die episode war sehr interessant... (war wahrscheinlich
früher meine lieblingsepisode, Warner. Wahrscheinlich war sie
das.) Sie war eine von denen, die innerhalb von 36 stunden geschrieben
wurden. Und Leo McKern, ein sehr guter freund von mir und ein ausgezeichneter
schauspieler, meine ich, kam sehr kurzfristig dazu. Es war im grunde
ein zwei-personen-stück. Die sache mit der gehirnwäsche,
er hat versucht, mich einer gehirnwäsche zu unterziehen, und
am ende dreht Nummer Sechs den spieß um. Und auch die dialoge
waren ganz eigenartig, denn sie bestanden hauptsächlich aus
"Sechs, Sechs, Sechs", fünf seiten davon auf einmal.
Leo ging um die mittagszeit in seine garderobe und ich, um mir die
abzüge anzusehen. Ich wusste auch, dass er müde war. Ich
ging zum ihm in die garderobe, um ihm zu sagen, wie gut er meiner
ansicht nach auf den abzügen gewesen war. Er lag zusammengekrümmt
in fötaler haltung auf seiner couch und sagt: "Verschwinde!
Verschwinde, bastard! Ich will dich nicht wiedersehen." Ich
sagte: "Worüber sprichst du?" Und er: Ich habe gerade
zwei ärzte bestellt, sie kommen, sobald sie können."
Und weiter: "Verschwinde." Und er hat es getan. Er hatte
zwei ärzte gerufen, sie kamen an dem nachmittag, und er hat
drei tage nicht gearbeitet, war verschwunden. Übergeschnappt,
das war sehr interessant. Er war wirklich übergeschnappt. Darum
musste ich häufig ein double benutzen, den hinterkopf von einem
typen. Schließlich kam er zurück, und wir konnten die
szenen fertig machen. Und er war auch in der letzten episode, er
hat mir alles verziehen, aber er war überdreht, sehr interessant,
dachte ich...
Troyer:
So viel, wie er in der letzten episode überschnappte.
McGoohan:
Genau so, ganz genau so.
Troyer:
Die intensität darin hat mich immer verwundert. Ich weiß,
schauspielen ist immer eine intensive erfahrung, aber in diesem
zwei-personen-stück, dem direkten gegenüber, gab es so
viel dynamik, druck. Es war offensichtlich real.
McGoohan:
Acht tage haben die dreharbeiten gedauert, und die meiste
zeit waren wir nah beisammen, von acht uhr morgens bis halb sieben
abends mit einer stunde mittagspause. Also das war wirklich ziemlich
intensiv. Wie auf der therapeutencouch, so ähnlich.
Troyer:
Waren sie ein anderer am ende der serie?
McGoohan:
Müde, das ist alles.
Troyer:
Darüber hinaus?
McGoohan:
Nein, nein...
Troyer:
Reine psychoanalyse war es nicht?
McGoohan:
Nein, nein, ich lasse nie zu, dass eine rolle, die ich spiele,
die übermächtig wird. Wenn das passiert, ist es unsinn,
glaube ich. Man sollte in der lage sein, reinzugehen und es zu tun,
den text zu lernen und es zu tun. Manche ermüden einen schneller
als andere, einige erschöpfen einen gefühlsmäßig
mehr als andere. Ich meine, man kann nicht Hamlet spielen, ohne
von König Lear ausgezehrt zu werden. Aber zu sagen, dass man
den ganzen tag als Lear oder Hamlet lebt, bevor man am nächsten
abend wieder raus auf die bühne geht, ich denke, das ist lächerlich.
Troyer:
Was halten sie davon, wie manche schauspieler und leute in anderen
kreativen bereichen meinen, dass wir alle nur eine begrenzte menge
energie in uns haben, und jedes mal, wenn man davon etwas hervorbringt,
bleibt für das nächste mal weniger übrig, oder gar
bis zum ende der straße.
McGoohan:
Ich glaube, das gegenteil stimmt. Wenn man sich leute wie
Arthur Rubinstein ansieht, leute mit ungeheurem talent, und das
sind junge leute. Die sind jung mit 75, jung, mit 80 jung! Tatsächlich
vergrößert sich ihre vitalität, ihre energie. Das
passiert einfach, ich meine die kraft. Es gibt mehr adrenalin. Nur
die körpermaschine, die teile und ersatzteile verschleißen
mit der zeit ein bisschen... Ich glaube, das wird mehr, und ich
kenne eine menge alter leute, die jung, jung sind.
Troyer:
Also ist die kreativität wie ein muskel, je mehr er trainiert
wird, umso stärker wird er.
McGoohan:
Denke ich auch, ja. Es ist nur verschleiß, das ist
alles.
Fünfter
junger mann: Mr. McGoohan, sie haben mit NUMMER 6 in einer zeit
angefangen, in der man an geheimagenten gewöhnt war. Das nächste
jahrzehnt haben sie genau vorausgesehen, ich denke, auch Watergate,
der feind im inneren im gegensatz zum äußeren feind.
Vielleicht können sie eine antwort geben, wenn sie die serie
noch einmal machen würden, und aus dem alter heraus auf die
80er jahre blicken würden, in dem sinne, dass sie den wirklichen
feind sehen, nicht den aus einem roman, sondern den, der uns wirklich
belästigt. Wenn sie also jetzt in die 80er schauen würden,
was würden sie sehen?
McGoohan:
Ich meine, der fortschritt ist der größte feind
auf der Erde, abgesehen von uns selbst, was zusammengeht, ein pärchen
aus uns selbst und dem fortschritt. Meiner meinung nach müssen
wir über kurz sehr auf diesen planeten aufpassen. Es werden
größere und bessere bomben gebaut, schnellere flugzeuge
und das ganze zeug, ich hasse es, so etwas sagen zu müssen,
noch nie ist auf der Erde ein waffe entwickelt und nicht benutzt
worden, und diese sache wird benutzt, wenn nicht... Keine Ahnung,
wie wir das stoppen können, noch ist es nicht zu spät.
Fünfter
junger mann: Halten sie eine starke öffentliche reaktion
gegen den "fortschritt" in der zukunft für möglich?
McGoohan:
Nein, denn wir werden vom Pentagon aus regiert, von der Madison
Avenue, vom fernsehen, und solange wir das akzeptieren und uns nicht
dagegen auflehnen, werden wir wohl mit dem strom schwimmen müssen,
letzten endes bis hin zur lawine.
Sechster
junger mann: Wir haben die tendenz, die bedrohnung, da den Ort,
als etwas äußeres zu betrachten, wie die Madison Avenue,
die medien. Wie weit geht unsere verantwortung dafür, dass
wir das akzeptieren? Inwieweit sind wir in der "unfreiheit"
verwickelt?
McGoohan:
Indem wir die sache kaufen, bis zum äußersten.
Solange wir rausgehen und zeug kaufen, sind wir ihnen ausgeliefert,
der werbung ausgeliefert. Selbstverständlich gibt es dinge,
die wir brauchen, aber eine ganze menge zeug, das wir kaufen, brauchen
wir nicht.
Sechster
junger mann: War der Ort in ihren augen etwas, das uns
äußerlich ist, oder etwas, das wir immer mit uns herumtragen?
McGoohan:
Beides. Der äußere war das symbol, aber ich denke,
er steckt in uns allen, oder nicht? Ein surrealistischer aspekt,
wir leben alle in einem kleinen Ort.
Troyer:
Wirklich?
McGoohan:
Ihr Ort ist wahrscheinlich verschieden von dem anderer
leute, aber wir sind alle gefangene.
Troyer:
Nun, ich weiß, wer der idiot in mir ist.
McGoohan:
Ja, Nummer Eins - der selbe wie bei mir.
Siebter
junger mann: Ist Nummer Eins die dunkle seite der menschlichen
natur?
McGoohan:
Der größte feind, den wir haben... In diesem Ort
wurde Nummer Eins als böse, herrschende kraft beschrieben.
Also, wer ist diese Nummer Eins? Wir sehen immer nur die Nummer
Zwei, die kumpel. Und am mächtigsten ist diese unterdrückende
böse kraft, meine ich, in uns selbst, dagegen müssen wir
ständig angehen. Deswegen habe ich Nummer Eins zum abbild von
Nummer Sechs gemacht, seine andere hälfte, sein alter ego.
Troyer:
Anfangs, als sie die serie für sich entworfen haben, war ihnen
da schon klar, dass Nummer Eins sie selbst bzw. Nummer Sechs sein
würde?
McGoohan:
Nein, war es nicht. Eine interessante frage.
Troyer:
Wann wurde es ihnen klar?
McGoohan:
Kurz vor der letzten episode, und die hatte ich noch nicht
geschrieben. Ich musste mich an diesem furchbaren tag hinsetzen
und sie schreiben. Und ich wusste, dass sie nicht wie aus James
Bond sein würde. Irgendwo in meinem kopf gab es die parallele
zwischen der figur Nummer Sechs und Nummer Eins und dem rest. Und
ich wusste ich es nicht genau, bis ich zu einem drittel durch das
skript war, das letzte skript.
Troyer:
Was war mit ihren mitarbeitern, den anderen autoren, waren die überrascht?
McGoohan:
Jou.
Troyer:
Waren die verärgert?
McGoohan:
Nein.
Troyer:
Haben die entschieden, es sei unsauber?
McGoohan:
Nein, sehen sie, die kamen ab und zu vorbei, fragten "Wer
ist Nummer Eins?". Und ich habe ihnen gesagt: "Das ist
geheim", bis ich es dann letztlich wirklich geschrieben habe
- es war tatsächlich so; sie wussten nichts, bis ich ihnen
das skript gab.
Troyer:
Aber enttäuscht waren sie dadurch...?
McGoohan:
Nein, es gefiel ihnen. Sie sagten, sie hätten immer
gewusst, dass er es sein würde.
Troyer:
(lacht) Nachdem sie es ihnen gesagt hatten.
McGoohan:
Nur wenige haben das gesagt. Keiner wusste es wirklich, nein.
Troyer:
Warum diese zweifache maske? Warum das affengesicht?
McGoohan:
Oh, mein lieber. Tja, nun, man sagt, daher stammen wir ab,
wissen sie. Es ist die gleiche geschichte wie mit dem Pennyfarthing-fahrradsymbol.
Fortschritt. Ich glaube nicht, dass wir viele fortschritte gemacht
haben. Aber die sache mit dem affen geht auf heute noch umlaufende
verschiedene theorien zurück, dass wir alle von einem uraffen
abstammen, also habe ich das als symbol verwendet. Die bestie und
dann dahinter das andere gesicht einer bestie, lachend, höhnisch
und plappernd wie ein affe.
Achter
junger mann: Mr. McGoohan, in der letzten episode "Demaskierung"
sieht man Nummer Sechs. Und zum ersten mal lächelt, lacht er,
tanzt er, und später die letzte szene ist genau die selbe wie
die erste, wo er mit dem gewohnten ernsten blick davonfährt.
Meine frage, hat sich Nummer Sechs zwischen der ersten und der letzten
episode überhaupt verändert?
McGoohan:
Ah, nein, ich glaube, er ist im grunde der selbe. Ich denke,
er ist leicht amüsiert darüber, dass er aus dem mythischen
ort raus ist, und ihm war nach herumhüpfen und tanzen zumute,
ein bisschen singen, wissen sie, er fühlte sich glücklich,
dass er nach hause konnte mit seinem kleinen kumpel, dem Butler.
Und wir haben ihn nie gezeigt, wenn die tür aufging. Man hat
nur die offene tür gesehen, wenn er reinging. Also weiß
man auch nicht, ob es mit seiner heiterkeit vorbei war, als er diese
düstere tür gesehen hat, die dort zurückblieb wie
eine unvollendete sinfonie.
Neunter
junger mann: Überlegt Nummer Sechs sich in "Demaskierung"
wirklich, die führung des Ortes zu übernehmen?
McGoohan:
Nein, tut er nicht. Er will nur raus, und er wendet mittel
an, die er vorher nicht benutzt hat, gewalt, was traurig ist. Aber
er tut es. Auf diese weise kommt er hinaus, und dann geht er natürlich
zu seinem kleinen appartment zurück, mit seinem kleinen diener,
und die tür geht von selbst auf, als er ins auto steigt. Da
weiß man, dass alles von neuem beginnt, weil wir alle weiterhin
gefangene sind.
Neunter
junger mann: Das führt mich zu meiner letzten frage, was
würde Nummer Sechs vermutlich tun mit seiner neu gefundenen
freiheit?
McGoohan:
Die hat er nicht. Das ist der punkt. Als die tür selbständig
aufgeht und niemand dahinter ist, ganz genau so wie alle türen
im Ort sich öffnen, weiß man, dass da drin jemand wartet,
um alles von vorne anfangen zu lassen. Er hat keine freiheit. Freiheit
ist ein mythos. Einen endgültigen schluss gibt es dazu nicht.
Ah, und ich hatte sehr viel glück, dass ich so etwas gewagtes
ohne abschluss machen konnte. Denn die leute wollen das wort "ENDE"
haben. Die zwei schlusswörter dafür hätten "DER
ANFANG" sein sollen.
Troyer:
Es ist wahrscheinlich eine banale frage, aber wenn sie einen satz
oder eine überschrift im kopf eines jeden zurück lassen
könnten, der die serie NUMMER 6 gesehen hat, die ganze serie,
etwas, was man, nachdem es vorbei ist, eine zeit lang mit sich herumtragen
könnte, was wäre das?
McGoohan:
Wir sehen uns.
Troyer:
Nur das? ... rätselhaft bis zum ende.
McGoohan:
Wir sehen uns. Das bedeutet eine ganze menge.
Troyer:
Das ist wahr.
McGoohan:
Wir sehen uns, ja.
Interviews mit Patrick McGoohan sind nicht so selten, wie man aufgrund des öffentlichkeitsscheuen verhaltens des hauptdarstellers, produzenten und regisseurs von NUMMER 6 geneigt ist zu glauben. Eine (mutmaßlich) vollständige sammlung findet man hier. |

PATRICK McGOOHAN IM GESPRÄCH MIT MIKE TOMKIES
PATRICK McGOOHAN IM INTERVIEW MIT BILL KING
SIMON BATES, BBC-INTERVIEW MIT PATRICK McGOOHAN
CHRIS RODLEY: INTERVIEW MIT GEORGE MARKSTEIN
PATRICK McGOOHAN: INTERVIEW MIT ALAIN CARRAZÉ
DAVE BARRIE ÜBER RODLEYS IN MY MIND
MEHR: DAS L.A. TAPE
Im internet kursieren kopien des kompletten gesprächs wie auch ausschnitte daraus. |