Juli und August 2010 ist somit die erste komplette der serie
in deutscher sprache. In STAR WARS spricht Liam Neeson mit seiner Stimme. Er lieh sie
George
Clooney in FROM DUSK TIL DAWN und Alan Rickman in den HARRY-POTTER-Filmen.
Bernd Rumpf ist Synchronautor, regisseur und sprecher,
als Schauspieler sieht man ihn auf renommierten Bühnen in Deutschland
und der Schweiz, er gibt aber auch Stippvisiten beim Fernsehen und
gastiert in Serien wie BALKO oder KÜSTENWACHE.
Bernd Rumpf
21.03.1947 - 01.10.2019

Am Samstag, 12. Oktober 2019, sollte Bernd unser Gast sein. Zu würdigen waren "50 Jahre Nummer 6 / The Prisoner", und Bernd war daran beteiligt. Das Hotel war gebucht, er wäre gern gekommen, aber am Ende hat er es nicht mehr geschafft. Nach längerer Krankheit ist Bernd Rumpf am 1. Oktober verstorben. Er wurde 72 Jahre alt.
Bernd war Synchronsprecher für viele bekannte internationale Schauspieler, und er war selbst Synchronregisseur. Unter anderem hat er Liam Neeson, George Clooney und Alan Rickman die deutsche Stimme gegeben.
Tobias Becker, ein Experte für die Identifizierung von Stimmen in Filmen und Serien, war es, der ihn 2010 als neue deutsche Stimme für Patrick McGoohans Titelfigur Nummer Sechs in den vier von ARTE synchronisierten Episoden vorgeschlagen hat. Als Nachfolger von Horst Naumann (1969) hat er einen bravourösen Job gemacht und nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
WÜRDIGUNG T. BECKER
Seit 2010 standen wir mit Bernd im Kontakt. Begegnet sind wir uns leider nie. Er hat regelmäßig Grußkarten aus Portmeirion von unseren Fahrten zur PRISONER-Convention erhalten, und fast immer hat er darauf geantwortet. Leider haben seine beruflichen Verpflichtungen verhindert, dass er mit uns zusammen nach Wales fahren konnte.
Bernd Rumpf hat den PRISONER-Kanon um eine Facette bereichert.
Wir sehen uns, Bernd!
nr6de - freunde & förderer der serie NUMMER 6 / THE PRISONER |
Rumpfs
jüngste Synchronarbeit waren vier Folgen der britischen Kultserie NUMMER 6, die bei der Erstausstrahlung im Jahr 1969 ausgelassen
worden waren. Der Kultursender ARTE nahm die Serie im Rahmen
des Themenschwerpunkts "Summer of the 60s" ins Programm,
wobei außer Frage stand, erstmals den kompletten Zyklus zu
zeigen. Ein Dienst auch an den französischen Zuschauern des
zweisprachigen Kanals, denn in Frankreich waren vordem auch nur
14 der 17 Folgen ausgestrahlt worden.
Bei der Bearbeitung auf deutscher Seite galt es die Herausforderung
zu meistern, die Unterschiede zwischen den neu zu synchronisierenden
Episoden und den vorliegenden möglichst
gering
ausfallen zu lassen. Den wichtigsten Part, den der von Patrick McGoohan
gespielten Titelfigur Nummer sechs, übernahm Bernd
Rumpf, der seinem Vorgänger Horst Naumann stimmlich erstaunlich
nahekommt. "Ein Glücksfall", wie die Beteiligten
übereinstimmend äußerten.
HARALD KELLERS BLOG UNTERGESCHOSS
HK:
Wie
mir erzählt wurde, kannten Sie die Serie NUMMER 6 schon, bevor
Sie als Sprecher für die Bearbeitung von vier bislang nicht
synchronisierten Folgen engagiert wurden.
Rumpf:
Ich habe NUMMER
6 1972 gesehen. Meine Frau und ich waren frisch verheiratet
und beide in Augsburg am Theater engagiert. Während der Olympischen
Spiele wurde
NUMMER 6 gezeigt. Ich nehme an, im ZDF war das. Und was mich
jetzt überrascht hat ich habe mir einige der Folgen
ganz oder zumindest teilweise anschauen können, die nachsynchronisiert
werden mussten war, dass ich es immer noch sehr aktuell fand.
Also die Darstellung einer, sagen wir mal, scheindemokratischen
Gesellschaft,
in der sich nichts bewegt, wechselnde Mehrheiten da sind, nach wie
vor aber anonyme Führer, gegen die man nicht ankommt. Und sehr
aktuell das Verlangen nach Information, das ja kaschiert
ist dadurch, dass NUMMER
6 irgendein Geheimnis haben soll. Wobei es aber nur darum
geht, dass man gar keine Geheimnisse haben darf. Ich fand es sehr
toll. (lacht) Und ich habe den McGoohan immer sehr gemocht
als Schauspieler.
HK:
Aber Sie haben ihn vorher nicht gesprochen?
Rumpf:
Nein. Ich habe ja erst 1987, 88 angefangen zu synchronisieren.
HK:
Er hat ja auch Kinofilme und US-Fernsehproduktionen gemacht. Deshalb
hätte es sein können
Rumpf:
Neulich wurden abends alte Folgen wiederholt von COLUMBO. Und da
war vor ein paar Wochen eine Folge, wo er Regie geführt hat.
Ich habe natürlich nicht alles sehen können, aber ich
weiß noch, dass ich gedacht habe, ach Gott ja, der gute McGoohan.
(lacht) Wie bei Liam Neeson, den ich ja nun regelmäßig
spreche, habe ich mir den Namen gemerkt, weil ich den so gut fand.
HK:
Ist es nicht drollig, dass Sie bei dieser Vorgeschichte zu McGoohans
Stimme wurden? Denn der Tipp ging ja offenbar auf die Fans der Serie
zurück
NUMMER SECHS-SYNCHRONSPRECHER HORST NAUMANN
INTERVIEW: HORST NAUMANN
TOBIAS BECKERS SYNCHRONFORUM
TOBIAS BECKER: ZIRKULÄRE REALITÄT
NUMMER 6: DEUTSCHE TV-PREMIERE 1969
ARTE BRINGT NUMMER 6 INS FERNSEHEN ZURÜCK
HARALD KELLER: "NUMMER SECHS" - mehr...
JOACHIM BRINKMANN, SYNCHRONREGISSEUR
MEHR: SYNCHRONSPRECHERVERZEICHNIS
Rumpf:
Das habe ich gar nicht mitbekommen. Es war sehr eilig, es war von
meiner Zeit her äußerst knapp, und ich war froh, dass
das unterzubringen war, weil ich das natürlich wahnsinnig gerne
machen wollte. Wobei ich übrigens sagen muss, dass ich eine
große Hochachtung habe vor dem Kollegen Horst Naumann, der
ihn damals synchronisiert hat. Das möchte ich doch auch bitten
zu vermerken.
HK:
Wie ich von den Beteiligten gehört habe, hat sich Horst Naumanns
Stimme doch so verändert, dass es aufgefallen wäre
Rumpf:
Ich habe so was vor ein paar Jahren mal gemacht. Es gibt, wenn Sie
sich erinnern, noch so eine ganz urtümliche Fernsehserie, MONDBASIS
ALPHA 1. Da sind auch einige Folgen nicht synchronisiert gewesen.
Da wurde ich auch vorgeschlagen und habe dann die restlichen Folgen
gesprochen. Lustigerweise wurden aus jeder Folge ich glaube,
das ist bei dieser Serie auch der Fall gewesen aufgrund der
unterschiedlichen Sendegefäße der USA und des ZDF aus
diesen Folgen einige Minuten herausgeschnitten, weil die zu lang
waren. Man hat sich natürlich bemüht, Stellen zu schneiden,
wo kein Dialog war, aber ich weiß noch, dass wir damals in
etlichen Folgen Dialoge sehr sorgsam angleichen mussten, damit man
möglichst nicht merkt, dass jetzt eine andere Stimme kommt.
HK:
Da ist damals viel Schindluder getrieben worden
Rumpf:
Wenn man überlegt, dass ja Jahre, wenn nicht Jahrzehnte lang
eine Fassung von CASABLANCA durch deutsche Kinos gegeistert ist,
bei der man sich fragte, um was es da eigentlich geht, weil jeder
Hinweis aufs Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg sorgfältig
getilgt war.
HK:
Schauen Sie sich den Rest von NUMMER 6 noch an?
Rumpf:
Das werde ich tun. Ja! Ich werde mich bemühen herauszufinden,
welche Folgen das nun sind, die ich neu synchronisiert habe
(lacht) Ich werde wahrscheinlich nicht alle sehen können,
werde mich aber bemühen, die meisten aufzuzeichnen. Vielleicht
ist Arte auch so freundlich und schickt mir ein Päckchen. Es
war kurz vor meinen Ferien sehr aufreibend, das noch zu machen,
und ich habe mich darum gar nicht mehr kümmern können.
HK:
Es ist schon interessant, gerade unter Aktualitätsgesichtspunkten,
die Serie einmal von vorne bis hinten zu schauen. Auch unter dem
Stichwort Freizeitgesellschaft. Weil die sind ja alle guter Dinge
in dem Ort
Rumpf:
Ich habe natürlich nicht mehr alles vor Augen, ich habe nur
ein bissel reinschauen können, aber ich erinnere mich noch
an einen interessanten Topos, der sehr viel in amerikanischen Krimis
auch stattfindet: Die Hauptfigur hat ja immer wieder zarte Annäherungen
an das andere Geschlecht. Und jedes Mal stellt sich heraus, das
war ein Irrtum, und es wird jedes Mal eigentlich unterschwellig
erklärt: sich menschlich zu öffnen, birgt große
existenzielle Gefahren in sich.
HK:
Wobei das auch schon als Misogynie ausgelegt worden ist
Rumpf:
Glaube ich gar nicht mal. Ich habe jetzt sieben Jahre lang die Synchronbücher
der Serie Cold Case geschrieben und Regie gemacht. Und
da wird zum Beispiel immer bei den Verhören am Schluss
es endet ja in der Regel, in 99 Prozent aller Fälle, mit einem
Geständnis dem Schuldigen so menschlich
eine Hand gereicht. Also immer dann, wenn an die Menschlichkeit
appelliert wird, dann zieht sich die Schlinge zu. Finde ich eine
hochinteressante und natürlich etwas fragwürdige Geschichte.
Ich glaube nicht, dass es dem McGoohan so ungeheuer bewusst gewesen
ist. Und es passt ja auch in die allgemeine Story, weil es letzten
Endes um eine diktatorische Gesellschaft geht, was natürlich
Erinnerungen an alle möglichen Spitzeleien in allen uns bekannten
Diktaturen zur Folge hat. Aber ich finde das ganz interessant. Immer
dann, wenn es um Sich-öffnen, um Liebe, um Verständnis,
um Solidarität geht da wird es ganz gefährlich.
HK:
Interessant ist ja auch vor dem Hintergrund des Kalten Krieges,
dass er diese Fronten aufbricht. Die eigenen Leute, der britische
Geheimdienst, sind nicht besser als "die anderen", hinter
denen wir den Ostblock vermuten dürfen.
Rumpf:
Wobei ich vor allen Dingen auch interessant finde, dass damals diese
eine Folge ausgespart worden ist, die an sich vom Verständnis
die komplizierteste ist, wenn er als sein eigener Doppelgänger
auftritt, um sich selbst zu verunsichern.
HK:
Das passte in die Zeit. Das hielt man sicherlich für zu komplex.
Rumpf:
Es vermittelt dieses "bitte nicht vor den Kindern"
(lacht)
HK:
Man muss diese ausgesparten Folgen eigentlich gesehen haben, auch
weil sie noch so einiges über die Hauptfigur vermitteln.
Rumpf:
Das finde ich auch. Ich kann mir vorstellen, dass die jetzigen Wiederholungen
ziemlichen Anklang finden.
Das
interview wurde für die veröffentlichung gekürzt
und leicht bearbeitet. Veröffentlichung an dieser stelle mit
freundlicher genehmigung des autors, besten dank - Wir sehen uns!
HARALD KELLERS BLOG UNTERGESCHOSS

VON
HARALD KELLER IST IN BUCHFORM U.A. ERSCHIENEN:
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Kultserien
und ihre Stars, Erstausgabe 1996 Nr.4 bei Edition Splitscreen,
Bertz-Verlag, Berlin, mit einem beitrag von Harry Rowohlt; 1997
Nr. 5 Fortsetzung folgt...; 1998 Nr. 6: Das
Pflichtprogramm

Eine
ergänzte neuauflage in einem Band erschien 1999 bei
Rowohlt
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