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bei den älteren fans), nach anfänglichem publicity hype und trotz einer vielzahl wohl platzierter kommunikationsstrategien durch den amerikanischen sender. Mehrere ausstrahlungen der originalserie fanden in Frankreich bis mitte 2000 statt, gingen aber auch beinahe unbemerkt vorüber. Im winter 2008 konnte man beim radiosender NRJ12 werbung für LE PRISONNIER hören, da die serie beim NRJ-kabelfernsehen laufen sollte. INTERVIEW MIT PATRICK DUCHER Ich fand es eine gute idee, das original in beiden ländern zu zeigen, damit endlich alle, die nicht wussten, was wirkliches "kultfernsehen" bedeutet, auch die statisten aus dem Village entdecken konnten. Es muss gesagt werden, dass unsere sehgewohnheiten sich innerhalb von zehn jahren dramatisch verändert haben. Durch das internet kann sich heute praktisch jeder mit etwas geduld und einem gutem anschluss alle 17 episoden per mausklick besorgen. Die (fernseh-) geschmäcker ändern sich alle naselang. Und der publikumsliebling von heute wird schon bald von etwas neuerem verdrängt. Googlen Sie einmal nach "fernsehserie" und Sie werden tausende sogenannter kultserien-sites finden. LINKS N. RECHTS: TELERAMA - STERN TV-MAGAZIN - LES INROCKS Wie
sollte also der originale PRISONER mit den heutigen schillernden
und temporeichen produktionen konkurrieren? Nun, oldtimer würden
behaupten, dass man "solches zeug heute nicht mehr macht".
Bahnbrechende produktionen wie 24 und LOST sind rar und haben doch
auch bei kritikern, besonders jüngeren, die sichtweisen verändert,
wie über fernsehsendungen geschrieben wird, da es ja angebote
en masse gibt. Im wöchentlichen kulturmagazin "Les Inrock" titelte Vincent Ostria auf englisch: "This Good Old 6" und ließ die flamme wieder aufleben: "THE PRISONER in der 1967er version bleibt die beste britische fernsehserie, ein meisterwerk für die sinne." Er erwägt, warum die serie so großartig war: "Die serie entstand zum ende der 60er jahre und verkörpert die paranoia des Kalten Krieges, indem sie spione, science-fiction und psychologische spekulation miteinander verschmolz. Außerdem sprach sie themen wie die hölle der einsperrung und überwachung an." Nach Ostria "entwickelte McGoohan einen fantasieort mit einer karnevalsparade, wo die bewohner farbenfrohe kleidung tragen und unablässig von aus einem unterirdischen bunker gesteuerten überwachungskameras beobachtet werden." Ostria nimmt an, dass "die episode "A. B. und C." Christopher Nolans TELE-POCHE: "NACH 43 JAHREN IMMER NOCH KULT" blockbusterfilm INCEPTION beeinflusst haben muss (...) und das umso mehr, als Nolans name in der presse schon mehrmals im zusammenhang mit einer möglichen kinoversion von THE PRISONER genannt wurde." Er behauptet, die serie sei mehr als ein Orwell'scher ableger, dadurch dass sie viele komplexe bereiche berührte, etwa wahrnehmung und psychische konditionierung hinter dem Eisernen Vorhang. Seiner meinung nach ist es ihr gelungen, britischen humor - "tongue-in-cheek" - mit dem ernsten thema gefängnis und manipulation in übereinstimmung zu bringen. Er schließt: "Wie ein hypnotisierender Rubik-würfel, der schwere abhängigkeit hervorruft." Manch andere artikel kommen ein bisschen leichtgewichtiger daher. Am 24. Juli, als "Die Ankunft" gezeigt wurde, erklärte Félicie Bonard in der tageszeitung "Aujour'd hui en France", für ferienreisende sei es möglich, den ort zu besuchen, wo THE PRISONER gefilmt wurde. Sie schreibt, das sei dort, wo James Bond auf Alice im Wunderland treffen könne. Meurig Jones, manager von Portmeirion dazu: "Die besucherzahl verdoppelte sich nach ausstrahlung der ersten episode 1967. Jetzt haben wir pro jahr 250.000 besucher." Wer wirklich in McGoohans fußstapfen treten wolle, so Jones, "sollte mitglied des fanclubs werden und an der jährlichen zusammenklunft teilnehmen und sich für die szenischen aufführungen entsprechend kleiden." Touristen, die lieber allein etwas unternehmen, können nach Jones worten "Portmeirion als ausgangsbasis für einen besuch des Snowdonia-Nationalparks benutzen." Der ort werde auch gern von firmen für ihre veranstaltungen genutzt. Im wöchentlichen magazin "TéléCable Hebdo" schrieb Cédric Melon, dass die serie verehrt und kopiert wurde: "Mit der zeit wurde ein kult daraus, der doch ziemlich aktuell geblieben ist, und das zweifellos hinsichtlich der zahlreichen fragen über die bedeutung von allem." In "VSD" nannte Eric Dausson drei gründe, warum THE PRISONER nach wie vor die zuschauer fasziniert: "Es ist die symbolik, sie ist visuell einfach fantastisch und die stories der 17 episoden sind großartig. Zweitens hat die serie eine unzahl vergangener und aktueller fernsehformate beeinflusst, wie zum beispiel X FILES und LOST. Drittens ist sie die ultimative kultserie, die man gesehen haben muss wegen McGoohans berühmtem ausruf 'Ich bin keine nummer, ich bin ein freier mensch!'" Im wöchentlichen kulturmagazin "Télérama" vom 21. Juli erschien der umfangreichste beitrag zum thema, von Sophie Bourdai, mit dem titel: "Number Six capture Sophie B." Bourdais hatte THE PRISONER nie gesehen und war vollkommen davon gefangen genommen: "Trotz der überkommenen optik bleibt sie ein stück visionäres fernsehen." Interssanterweise hatte Bourdais keine der fernsehausstrahlungen je gesehen, weder die ursprüngliche von 1968 in schwarz-weiß, die von der FRANK
AURES ZUM SERIENSTART IN TV SPIELFILM NR. 15/2010: französischen
zensur geschnitten worden war. Auch nicht die von 1983, als der
kultrummel dank der science-fiction-sendung "Temps X"
der brüder Bogdanov einsetzte. Und auch nicht die von 1991,
als drei bis dahin nie gezeigte episoden auf dem kanal M6 liefen.
Bourdais glaubt, es sei unmöglich, das erbe der serie zu übersehen,
dass etwa "der große weiße ballon sich in den
dunklen qualm bei LOST verwandelt hat." Die insel sei tatsächlich
wie der Ort - the Village -, oder vielleicht wie MEADOWLANDS (anm.:
britische serie). Ein paar bestandteile sind ganz klar altmodisch,
die französische synchronisation, der sixties-look" und
so Bourdai, "das fehlen einer echten handlungskontinuität
vom anfang bis zum schluss." Und doch sei THE PRISONER
immer noch seiner zeit voraus und habe den weg für TWIN PEAKS
und andere moderne serien bereitet. Anklänge an videoüberwachung
und Facebbok könne man in McGoohans worten 'Ich lasse mich
nicht zwingen, stoßen, abstempeln, einstufen, werten, abwerten
oder nummerieren.' vernehmen. Jeder könne sich entsprechend
der eigenen bedindlichkeit darauf einlassen. Das ist Bourdais' erklärung
für den lang anhaltenden kultstatus der serie. TELE-OBS: "VISIONÄR UND REBELLISCH" In seinem blog (http://news.suite101.fr) beharrte Daniel Lesueur darauf, McGoohan habe das geheimnis mit ins grab genommen. Er reflektiert über die beeinduckende und betörende atmosphäre der serie, um dann eine parallele zur heutigen situation zu ziehen: "Wir sind frei, wir leben in der wirklichen welt, gehen unseren berufen nach, wir leben in einer demokratie, fahren autos, können reisen, wohin auch immer, und moderne polizeikräfte passen auf uns und unsere redefreiheit auf. Wir können reden, worüber wir wollen. (...) Aber wir können nicht verhindern, dass von unseren steuern waffen zur landesverteidigung hergestellt werden. Wir arbeiten nicht in gefängniszellen, auch wenn die türen zwischen 9 und 17 uhr verschlossen sind. Das ist nur dazu da, damit wir effizienter arbeiten." Lesueur befasst sich dann mit den politischen und sozialen fragen, die in der serie aufgeworfen werden: "Wir alle haben eine passnummer, eine sozialversicherungskarte, ein bankkonto und sogar eine einzigartige ID-Nummer." Er schreibt auch, dass nach auffassung mancher fans der wahre held der serie der ort selbst - the Village - sei. Und Sir Clough Williams-Ellis sei ein exzentrischer öko-erbauer gewesen, der sein projekt ausschließlich an ästhetischen zielen ausrichtete und technische fragen wie rohrleitungen ausblendete, wodurch einige der gebäude unbewohnbar gewesen seien. ORIGINALARTIKEL ALS PDF PER DOWNLOAD Ein
wort zur ARTE-website. Der französische autor
Martin Winckler wurde beauftragt, ein interessantes "dossier"
über die serie zu verfassen. Es besteht aus acht kapiteln:
der Pitch (anm.: übersicht, einstieg), gebrauchsanweisung,
episodenbeschreibungen, hommage an Patrick McGoohan von filmemacher
Luc Lagier, fotos von den dreharbeiten, über die produktion,
den helden und was das alles soll... STERN TV -MAGAZIN - IN SACHEN NUMMER 6 DIESMAL DIE NUMMER EINS
magazins "Stern" schaffen würde, auf
den titel der fernsehbeilage zwar, aber nicht übel, mit einem
zweiseitigen artikel und farbfotos dazu. Die überschrift lautete:
"Nach über 40 Jahren immer noch so eigentümlich
wie einst - die Brit-Serie NUMMER 6." Der untertitel: "Wie
der Sixties-TV-Star Patrick McGoohan sich und seine Serie NUMMER
6 zur Legende machte." Nach Arnos einschätzung dürfte
das die größte landesweite veröffentlichung sein. In einem kurzen interview des frei schaffenden journalisten Harald Keller (http://untergeschoss.wordpress.com, vom 24. Juli) erläuterte synchronschauspieler Bernd Rumpf seine beteiligung an den vier bisher nie gezeigten episoden (Rumpf ist die deutsche stimme von Liam Neeson, George Clooney und Alan Rickman, um nur einige zu nennen). Seinen vorgänger Horst Naumann (anm.: als synchronstimme von Nummer Sechs/McGoohan) hatte man für den part nicht genommen, da sich seine stimme zu stark verändert hatte. Aber Rumpf zeigte sich der qualitätsarbeit von früher gewachsen. Keller schreibt, man habe sich für Rumpf entschieden, weil seine stimme der von Naumann sehr ähnlich sei. Rumpf erinnerte sich, dass er die serie zum ersten mal 1972 während der olympischen spiele gesehen hatte. Seiner meinung nach sei das, was man damals sah (eine anscheinend demokratische umgebung, eine führung ohne
TV-GUIDE
NR. 16/2010 (DEUTSCHLAND) - DISCOUNT-FERNSEHZEITSCHRIFT gesicht...)
auch heute noch aktuell. Rumpf hatte die serie nicht komplett gesehen,
versprach aber, das nachzuholen, sofern ARTE ihm ein kostenloses
exemplar überlassen würde. Das thema synchronisation behandelte Keller, autor mehrerer bücher über alte fernsehserien, auch in einem artikel mit dem titel "Neue Stimmen für alte Stars" ("Neue Osnabrücker Zeitung" online): "Das Hauptproblem bei dieser Aufgabe sei die Besetzung gewesen, berichtet (Wesel). Denn es mussten nicht nur passende Stimmen gefunden werden, sondern auch Sprecher, die den seinerzeit üblichen, überhöht dramatischen Tonfall beherrschen. Das ist etwas, womit sich jüngere Sprecher schwertun, so Wesel, nicht zuletzt, weil sich die Schauspielausbildung seit damals verändert habe." ORIGINALARTIKEL ALS PDF PER DOWNLOAD Unter der witzigen überschrift "Der Spion, der mich verwirrte" schrieb Thorsten Dörting im magazin "Der Spiegel" (anm.: anscheinend nur online-ausgabe), in der serie gehe es um gedankenkontrolle und psychofolter. Weiter, dass nach JJ Abrams, schöpfer der serie LOST, "seine insel-saga ohne THE PRISONER nie möglich gewesen wäre." Die serie, so Dörting, stelle eine virulente frage: "Wie definiert sich das verhältnis zwischen individuum und gesellschaft, zwischen staat und bürger, freiheit und kollektiv?"
LINKS:
VSD, "ERZÄHLERISCHE RAFFINESSE IM ÜBERFLUSS" Eric Bouche erklärte im wochenmagazin "TéléPoche" vom 6. August, die 43 jahre alte serie sei immer noch kult. Er schrieb, als die serie 1968 zuerst in Frankreich lief, habe niemand davon notiz genommen. Im weiteren, der allgemeine plot "geheimagent versucht auszubrechen" sei geradezu klassisch. Tief im inneren aber habe ihr schöpfer Patrick McGoohan den blick auf den wahnsinn des individuums werfen wollen. Der held wollte in wirklichkeit gegen das system rebellieren. Er behauptete, die serie sei daraufhin in vergessenheit geraten, bis sie in den 80er jahren wiederholt und dann zum kult wurde. Bouche erwähnt auch die alljährlichen zusammenkünfte von fans am drehschauplatz in Portmeirion. Anastasia Svoboda schrieb am 31. Juli in "Télé Loisir" unter dem scharfsinnigen titel "Spend the Summer in the Village": "Dank ARTE wird es eine freude sein, den unfehlbaren Patrick McGoohan wiederzusehen und eine zeitreise in die sechziger anzutreten." Sodann: "THE PRISONER war eine quelle fortlaufender annahmen und theorien, woraus sich ergibt, dass die autoren von LOST gar nichts erfunden haben." ARTE-MAGAZIN (FRANKREICH) NR. 30, 2010 Eigens
für die presse veröffentlicht ARTE ein wöchentliches
farbmagazin (dem gesetz nach ist es fernsehsendern in Frankreich
verboten, eigene fernsehzeitschriften zu verbreiten), worin die
programme detailliert vorgestellt werden. Die übersetzerin
und autorin Josie Mely nennt sechs gründe, warum man
sich für die serie interessieren sollte:
WER
SIND SIE?
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Bernd Rumpf
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Als 2006 die deutsche DVD erschien, blieben langjährige fans von NUMMER 6 sofort bei einem begriff in den untertiteln hängen, wo es um die berühmte frage geht: "Wo bin ich?" Antwort: "Im Dorf." Kaum jemand ohne wenigstens grundkenntnisse der deutschen sprache dürfte verstehen, was das bedeutete. Was zum teufel versuchst du uns da zu verklaren? Hier, im wörterbuch steht es doch schließlich: "village = dorf". Die wahrheit ist: Es stimmt. Und es stimmt doch nicht. Es ist nicht nur eine frage der etymologie, sondern, wichtiger, der perspektive - und vision. Den deutschen untertiteln von 2006 mangelte es klar an beiden. Deshalb lag ARTE richtig, diese denkwürdige zeile so zu übertragen, wie es 1969 der vormalige dialogregisseur Joachim Brinkmann gemacht hatte: "Where am I?" - "Sie sind da." Aus dem "Village" der originalfassung machte er "Ort", "hier" oder "gemeinde" - schwer zu erfassen und einen tick mysteriöser als das original, das ist wahr. Und so blieb nun auch der auftritt des ballons "Rover" als "Weißer Alarm" erhalten. Später wurden diese und ein paar weitere stellen als "Brinkmannsche injektionen" bekannt. Und im gegensatz zum wörterbuchwissen hatte er damit absolut recht.
Diese
episode hat man an die hundert mal gesehen, fast jeden dialog kennt
man auswendig. Und es ist schon bemerkenswert, dass Patrick McGoohan
hier mit seiner eigenen stimme spricht. Für deutsche war schließlich
die stimme von Horst Naumann die wahre Nummer Sechs, oder nicht?
Inzwischen trägt die episode den deutschen titel "Freie
Wahl", und es spricht Bernd Rumpf. - Wer sind Sie? Die
neue Nummer Sechs. Der gesprochene prolog ist etwas hallig,
aber das geht in ordnung. Also was nun, sind die frischen synchronfassungen
von ARTE ein erfolg? Ja, kein zweifel. Das sind sie.
Die stimme von Herrn Rumpf ist - was wunder! - anders als die von Horst Naumann. Er ist nicht sein doppelgänger. Aber eine wirkliche ähnlichkeit ist vorhanden, bisweilen sogar identisch. Eine gute wahl. Was mir nicht gefällt, ist die intonation, mit der Rumpf Nummer Sechs ausstattet; etwas zu exaltiert und gewaltig, als ob er, sagen wir, Bruce Willis sprechen würde. Naumann dagegen macht es zurückhaltend, fast schon unauffällig. In den momenten aber, wo Rumpf sich zurücknimmt, trifft er Naumanns gewohnte art zu sprechen. Vielleicht auch ein
ARTE-MAGAZIN (DEUTSCHLAND) JULI 2010
problem:
die tonabmischung, die mir zu hart vorkommt. Aber ich bin darin
kein fachmann. Inhaltlich sind mir ein paar spezifische ironien
des originals verloren gegangen. Beispiel der anfang von "Freie
Wahl". Wo im englischen dialog Nummer Sechs von Nummer Zwei
angerufen wird und der fragt: "Irgendwelche beschwerden?"
anwortet nun die deutsche version von Sechs: "Ja. Ich möchte
mit ihnen über meine zukunft reden." Das aber möchte
er im original keineswegs und antwortet: "Yes. I'd like
to mind my own business." - entsprechend: "Ich
möchte mich um meine eigenen angelegenheiten kümmern."
Folgerichtig geht die trockene erwiderung von Nummer Zwei aus dem
original hier weitgehend unter: "So do we."
Andererseits wird durch die nunmehr "native" sprachfassung
mit "Freie Wahl" deutlich, warum diese episode 1969 keine
chance im deutschen fernsehen hatte! Inhaltlich und der darstellung
nach ist das zu starker tobak, als dass das bildungsbeauftragte
beamtenfernsehen so etwas und dann auch noch kurz vor den anstehenden bundestagswahlen im September 1969 hätte durchgehen lassen können.
Nachdem
1969/70 NUMMER 6 erstmals im deutschen fernsehen gelaufen war, wurde
der schauspieler Ilja Richter bundesweit als der typ von
der populären musiksendung "Disco" bekannt ("Licht
aus... Spot an!"). Darin spielte er auch immer in kleinen
sketchen mit. Und dieser part des witzemachers klebte noch jahrelang
an ihm, als er längst ins charakterfach gewechselt hatte. Richter
ist eine wirkliche berühmtheit und erhielt als solche die sprecherrolle
von Nummer Zwei in "Der Doppelgänger". Wie Bernd
Rumpf hat er gelegentlich den hang zur übertreibung seiner
ausdrucksweise. Aber im grunde macht er als neues Village-oberhaupt
einen guten job. Seine person und seine stimme passen gut zu schauspieler
Anton Rodgers.
Verschwunden sind auch hier spuren von ironie, als Nummer Sechs
sein double trifft. Der fragt ihn, ob er von einer "schauspielagentur"
komme - und nicht, wie im original, von einem "personenkopierdienst",
ein etwas drastischeres bild. Nun gab es 1969 wahrscheinlich noch keine "kopierläden" (mein vorschlag an dialogregisseur
Frank Wesel). Wenn dann jedoch Nummer Sechs von seinem double als
"economy pack" spricht, verwendet Wesel für
den nachgemachten Sechs statt der vorgeschlagenen "sparpackung"
den begriff "fake", ein wort, das damals ganz sicher
noch nicht im umlauf war.
ORIGINALARTIKEL ALS PDF PER DOWNLOAD
NUMMER SECHS-SYNCHRONSPRECHER HORST NAUMANN
BERND RUMPF INTERVIEW
MIT HARALD KELLER
JOACHIM BRINKMANN SYNCHRONREGISSEUR
NUMMER 6 TV-PREMIERE
IM ZDF 1969
DIE SECHS-IDENTIÄT: BEI ZDF_neo
JEAN-MARC LOFFICIER: DAS GESPENST DER FREIHEIT
Die beispiele ragen nur etwas heraus und sollen keinesfalls bedeuten, dass andere stellen der synchronisation nicht sehr gut und passend umgesetzt worden wären. Die jahrelange beschäftigung mit der materie lässt einem aber auch jedes detail irrsinnig wichtig erscheinen. Vielleicht spielte hier auch der faktor zeit eine rolle, denn die hauptarbeit, die studioaufnahmen, fanden etwa innerhalb von drei wochen statt.
Diese episode, erklärte Frank Wesel, sei eine extreme herausforderung gewesen. Hier liegt das hauptaugenmerk auf sprache, und es ist kein zufall, dass ein "neusprech" im stile von George Orwell benutzt wird. "Unmutual" - dieses wort war für alle englisch sprechenden menschen des jahres 1967 ein neologismus, auf den man sich erst einen reim machen musste. Etymologisch ist es die negation von "mutual" mit der bedeutung "gegenseitig", "wechselseitig", gemeint: einer, der nicht mitspielt. Wie aber übersetzt man das negativ eines neologismus, wenn es nicht einmal ein richtiges äquivalent für das positiv gibt? Dialogregisseur Wesel und ich einigten uns auf "unkonform", was wahrscheinlich am besten die bedeutung signalisiert und wo sein positives pendant "konform" durchaus geläufig ist, aber zugleich ambivalent genug bleibt. Und schließlich, war es nicht konformität, was von Nummer Sechs verlangt wurde?
Aus "disharmonious" wird, recht eindeutig, "disharmonisch" und aus "instant social conversion" "uneingeschränkte soziale umwandlung". Das ist ein nur kleiner makel, wo die bedeutung im original strenggenommen "umgehend", "sofort" ist. Lieber gesehen hätte ich "umgehende soziale konversion".
ARTE-MAGAZIN (DEUTSCHLAND) JULI 2010
In
e-mails an und von Frau Müller als entscheidende instanz
bei ARTE ging es auch um den künftigen deutschen episodentitel. Sollte
es "Nicht gesellschaftsfähig" sein, wie wir
vor einigen jahren unter uns beschlossen hatten? Der titel stieß
jedoch nicht auf gegenliebe. Und so wurde die eher wortwörtliche
übersetzung des vielschichtigen englischen titels "A Change
Of Mind" zu unserer letzten zuflucht: "Sinneswandel".
Am ende kann man aus sprachlicher sicht mit der episode sehr zufrieden
sein. Bernd Rumpf ist hier als neue stimme von Nummer Sechs absolut
überzeugend. Glückwunsch!
Negativ fällt bei dieser episode die stimme von Nummer Zwei auf. Denn leider passt die von Peter Gröger überhaupt nicht zu der von John Sharpe einschmeichelnd als "gütiger onkel" gespielten figur und dessen stimme. Wirklich schade. Und kaum jemand, der das nicht auch so sah, oder hörte. Man könnte noch an Angela Brownes synchronstimme Christin Marquitan kritisieren, dass sie bisweilen zu kindisch klingt und nach klischee, vor allem dann, wenn die figur unter drogen steht. Aber hier soll nicht an ARTEs bravuröser leistung herumgemäkelt werden.
Und die episode "Harmony" aka "Living In Harmony" vergessen? Nein, einfach nur gut. Rumpfs stimme ist in dieser westernstory besonders gut aufgehoben. Kaum probleme.
41 jahre danach vier episoden so in das deutsche "PRISONER-kontinuum" einzuarbeiten, ist wahrhaft keine kleinigkeit. ARTE verdient dafür einen preis.
Die
texte wurden auf englisch verfasst. Übersetzung: Arno Baumgärtel
Das original steht als PDF per download zur verfügung.
Ich danke Patrick Ducher für die rezensionen der besprechungen auf französisch sowie auf deutsch. Eine prima arbeit!